Hüpfend über die Grenze – Frankfurt/O. (GER-2)
- Hardy
- 24. März 2022
- 3 Min. Lesezeit
20.03.2022 – Der Blick durch die Isolierung, die Sonne schon in den Baumwipfeln. Der Blick auf die Innenraumtemperatur ließ die Decke nochmal etwas höher wandern. Nur 5 Grad, doch wir waren gut darauf vorbereitet. Der See am Abend noch ein Spiegel und am Morgen schon wieder windgeschäumt … so wird das nichts mit dem SUP, dafür aber mit einem ausgedehnten Frühstück. Den entspannten Stellplatz, das klare Wetter und die Zeit nutzten wir, um den Polwan fotofähig umzurüsten. Soll er doch bald verkauft werden. Und gut fotografiert ist wohl halb verkauft 😊.
Direkt am Scharmützel-See geparkt, sagt wohl vielen der Ort Bad Saarow mehr. Der ruhige Berliner Vorort lädt zum Seeumrunden ein. Zu Fuß wird es wohl ein straffer Tagesmarsch, mit dem MTB ist man genau richtig besohlt. Wir hatten dieses Mal keine dabei, so blieb uns nur der Fußbus. Prachtvoll reihen sich Neubauten neben DDR-Grauputzhäusern. Kleine Wassergrundstücke mit fast zusammenfallenden Datschen und dahinter Designervillen, passten beide auch manchmal gescheit zusammen.
Für Lostplace-Liebhaber gibt es hier, aus unserer Sicht ein ehemaliges Ferienheim zu erkunden. Wir genossen den Sonntagvormittag ohne Stress und in der Sonne. Wer die langen Fußwege verkürzen möchte, aber dennoch nicht auf das Gesamtseeerlebnis verzichten möchte, für den fahren Schiffe mit vielen Zu- & Aussteigeroptionen entlang des Ufers. Heute hatten sie ihre Jahresjungfernfahrt. Den Ufergürtel säumen Rohrkolben und Wasserwedel. Wer da kein Motiv vor die Linse kriegt, ist wohl selbst schuld.
Der Auslandstermin saß uns etwas im Nacken. Rein in den Polwan und die nächsten 40km abspulen. Unsere Begrüßung bestand erstmal in einer gesperrten Ausfahrt. Früh genug ausgeschrieben konnten wir reagieren, doch die angegebene U15 fanden wir beide nicht. Dadurch haben wir uns nicht geschlagen gegeben, die richtige Maps.me Karte war auf dem Tablet ja installiert, die Tablethalterung wieder im Einsatz.
Hinein in die Stadt mit dem großen Namen Frankfurt an der Oder. Eine Kirche mit dem häuserübertrumpfenden roten Turm lachte uns schon aus der Ferne an. Entlang der „Halben Stadt“ ging es zum Oder-Turm. Dem Anglizismus sei Dank heißt solcher Turm ja fast überall nur noch Tower. Die Sendeanstalt des RBB hat hier eine Station und immer wieder prunkvolle Altbauten im Stadtbild. In einem davon ist das Art-Zentrum untergebracht. Auf dem Gelände dieser wurden wir auch bzgl. unserer Suche nach einer Bücherzelle fündig. Eine besondere Bücherzelle, denn hier war es ein alter DDR-Wohnwagen. Das Bild des weißen „Ei“ hat wohl noch jeder vor sich, hier allerdings kunterbunt bemalt. Auch wir wurden mal wieder fündig, nur das Lesen kommt in letzter Zeit echt zu kurz. Was wir noch fanden, dazu später mehr.
Zu empfehlen ist auf jeden Fall die Oderinsel Ziegenwerder. Ein Rundweg entlang von kunstvollen alten Oderlinien in einem einerseits total gepflegten Park und oderseits naturbelassenem Abschnitt mischt einen direkt unter die Frankfurter. Der Oderweg führt einen an 10 historischen oder kulturellen Stationen vorbei. Auch wird man vom Ziegenwerder entlang der Oderpromenade geführt und unterquert dabei die Oderbrücke, die direkt in Slubice (POL) auf der anderen Oderseite ankommt. Diesen Übergang frequentierten gerade sehr viele Ukrainer, die ihr Heil in der Flucht suchen. Ausgestattet mit Ukraineflaggen begrüßen Deutsche jedes Auto mit ukrainischem Nummernschild. Diese dankten es mit einem Hauptkonzert, das rührte zu Gänsehaut.
Von der Oder über die Konzerthalle und das Kulturzentrum kommt man wieder ins Zentrum, für uns ein ausreichender Anlass, einen hiesigen Bäcker aufzusuchen und 2 Küchenstücke zu genießen. Noch zwei Kirchen entlang des Weges konnten wir das Touristbüro wohl schmerzfrei links liegen lassen. Durch den mit Kunstfiguren gespickten Lenné-Park hindurch und rein in den Bus. Unser Fazit von Frankfurt/Oder: Kann man sich anschauen, tut man es nicht, ist es durchaus verschmerzbar. Wir glauben, die unmittelbare Nähe Polens hemmt die Entwicklung und Kaufkraft der Stadt.
Für unseren nächsten Stellplatz ging es entgegen unserer Ostverschiebung in den Süden und unserem Ziel stetig entgegen. Morgen sind wir dann den Polwan los. Wohl jeder kennt seit geraumer Zeit unsere Reiselust, auch nach dem letzten Jahr ist sie nicht geringer, sondern eher größer. Doch haben wir das gleiche Problem wie auch ihr, gerade hemmt uns der Beruf am ferneren Reisen. So haben wir im Bücherwohnwagen ein 1000er Puzzle des Haifoss´ auf Island gefunden und uns so einfach die Ferne in den Bus geholt .
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