Sabbatical - wie alles begann
- Life 4 Adventures
- 21. Dez. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Jan. 2021
Die Idee eines Sabbaticals besteht bei uns schon eine ganze Weile. Wahrscheinlich begann alles damit, dass wir wahnsinnig gerne unterwegs sind und die Welt aus eigenen Augen erkunden. Doch wie plant man ein Sabbatical, wir sind nicht der Typ Mensch, der mir nix dir nix alles fallen lässt, vieles musste abgewogen und durchdacht werden.
Für Hardy hieß es, im Bürokratiedschungel des öffentlichen Dienstes viele Anträge zu stellen und sich mit dem deutschen Sabbaticalsystem auseinander zu setzen. Welches Modell ist das Beste? Welcher Arbeitszeitraum ist am sinnvollsten? Was sagt die Schulleitung dazu, wird es genehmigt, denn Lehrer sind derzeit einfach Mangelware und wenn nicht was machen wir dann? Also wurde erstmal der Antrag gestellt und das ganze ins Rollen gebracht. Jeder kennt deutsche Behörden, so dass bis zu konkreten Antworten schonmal Tage, Wochen, auch Monate und Nerven vergingen.
Für Sarah gab es die Möglichkeit des beruflichen Sabbaticals so nicht. Auch die Fernbeziehung über knapp 800 km machte die Entscheidung nicht leichter, ob man danach wieder in den alten Job zurück möchte oder sich vielleicht für eine Homebase entscheidet und zusammen etwas aufbaut.
Sarah präferierte nach dem Studium ganz klar einen guten Berufseinstieg und vor dem Sabbatical mindestens 3 Arbeitsjahre in einer Firma im Lebenslauf stehen zu haben. Österreich bietet die Möglichkeit einer bis zu einjährigen Bildungskarenz. Dieses Modell ähnelt dem deutschen Sabbatical, allerdings muss man in dieser Zeit verschiedene Kurse in Form eines Studiums oder einer Weiterbildung besuchen und Nachweise erzielen. Da das primäre Augenmerk der Reise auf dem Reisen liegt und nicht die Hälfte der Zeit mit Nachweisen für die Bildungskarenz zu verbringen, war dies keine Option. Deshalb war eine Kündigung unvermeidbar. Diese und der Abschied ist teils mit einem lachenden aber auch weinenden Auge zu sehen. Hier möchte ich mich bei allen bedanken, die mich während der letzten 3 Jahre so unterstützt haben. Ich konnte viel lernen, was mich im Leben definitiv weiter bringt.
Diese Entschlüsse waren also gefasst, dann kann die Planung starten. :) Unser großes Ziel war die Welt, wir wollten in Südamerika (Bolivien, Chile Peru) beginnen, anschließend nach Neuseeland / Australien und Südostasien / Asien und das in einem Jahr. Bücher, Blogs, Reiseführer waren unsere Lektüre der nächsten Wochen. Bankkonten mussten eröffnet werden, der Impfausweis wurde vom Tropenarzt kontrolliert und Impfungen für diese Länder festgelegt. Über Visa mussten Auskünfte eingeholt werden und doch kam auf einmal alles ganz anders. Denn dann war da plötzlich Corona!
Indirekt hat es uns beiden sehr geholfen. Durch HomeOffice und das HomeSchooling von Hardy wurde aus einer Fernbeziehung eine normale Beziehung an einen Standort. Die nahe Umgebung lernten mit den Rädern zu schätzen. Dazu hätten wir wahrscheinlich nie die Zeit gehabt. Natürlich gibt es sehr viel Leid und der Virus ist nicht zu unterschätzen, aber man sollte nicht immer nur negativ denken. Wie viele Familien konnten endlich mal richtig Zeit zusammen verbringen, wie viele Kinder wurden von ihren Eltern wieder wahrgenommen, warum boomte der Fahrradmarkt, warum "bewegten" sich so viele plötzlich an der frischen Luft und konnten dem Hamsterrad Beruf mal entkommen? Das sind alles Sachen, die die Medien nicht propagieren. Aktuell geht es immer nur um Zahlen und negative Schlagzeilen. Die Angst wird geschürt. Aber darum soll es hier nicht gehen.
Also blieben wir zuversichtlich und versuchten trotzdem unser Sabbatical weiter zu planen. Doch im Herbst war der Moment gekommen, in dem wir einsehen mussten, dass aus der Welt nix mehr wird. Dass wir mit Flugzeugen, Öffis, Hostels, Pensionen etc. nicht weit kommen werden. Also planten wir um. Hardy befasste sich im Kopf schon lange damit, nach dem Sabbatical ein Camper auszubauen. 4 Monate Ausbauzeit und 100% Berufstätigkeit verträgt sich nicht, also musste ein ausgebauter Camper her und aus der Welt wurde Europa. Jetzt sind es noch 4 Wochen bis zur Abfahrt. Wir, die gerne grobe Pläne schmieden und wissen, wo es hingeht, was man Erleben kann, wissen bis jetzt nur, wir fahren Richtung Süden. Wahrscheinlich nach Frankreich und dann weiter nach Spanien. Es zermürbt uns etwas, verschwenden aber keinen Gedanken daran, dass wir alles an den Nagel hängen müssen.
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