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350 Gräber entdeckt – der Gärtner war´s – Anamurion (TUR-48)

  • Hardy
  • 8. Nov. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

07.11.2021 - Eine Nacht, wie sie keiner braucht, lag hinter uns. Eigentlich in idyllischer Lage, nur wenig Einheimische und kein Verkehr, doch wir hatten die Rechnung ohne Mücken, Sturm und Wärme gemacht. Aufgrund des aufkommenden Sturms konnten wir den Polwan zum Abend nicht richtig durchlüften, die Temperaturen gingen auch nicht wirklich runter. Ein kleiner offener Schlitz der Fliegengittertür am Abend bescherte uns etwa 25 Mücken, die uns die ganze Nacht aktiv am Suchen, Danebenschlagen, Fluchen und Töten hielten. Und dabei nur nicht gegen das beige Stoffdach schlagen, echte Flecken 😉.

Zwei Nächte hintereinander nicht einmal semioptimal, wir waren ganz schön gerädert. Der Sturm hatte dazu noch den ganzen Polwan mit einer Sand-Erd-Ladung durch die angelehnten Fenster gefüllt. Die Cerealien in den Müslischüsseln waren also schon vorm Frühstück eingefüllt. Erstmal alles ausfegen und abwischen und dann aufgrund des nicht nachlassenden Windes eine Schwimmrunde bis zur 300 m entfernten Insel. Die kurz aufeinanderfolgenden Windwellen ermöglichten so manche Nasenspülung, Kristalle im Auge oder versalzene Suppe. Etwas resigniert reisten wir ab und waren zum Dank direkt in der nächsten Polizeikontrolle. Kurze Frage Campingvan – yes … Durchfahren … da kam der zweite Polizist angerannt, Passport und irgendwas wollte er noch, doch wir verstanden ihn nicht. Am meisten setzten sie sich mit den Ein- und Ausreisestempeln Nordzyperns und unseren Namen auseinander 😊

Wir ahnten gar nicht, wie bergig die Südtürkei sich plötzlich offenbarte, ab Mersin bis Tasucu fast platt am Meer, fuhren wir ständig hoch und runter. Einige Straßen waren mal wieder extrem schmal, qualitativ nicht toll. In absehbarer Zeit werden die Gebirgsstraßen durch geradlinige Tunnelstraßen ersetzt. Einige sind bereits fertig.

Unser erstes Ziel, ausgeschrieben mit einem braunen Schild, war das Sofa-Castle. Überall erwähnt, gibt es aber keine Zugangsmöglichkeit, nur einen mit Tiergehegen besäumter Weg, der einen Blick von unten ermöglicht. In Mamure gaben wir dem nächsten Castle eine Chance. Doch schon die Zufahrt war mit Hütchen zugestellt. Kein gutes Zeichen, doch wir gingen trotzdem hinein. Ein Türke kam uns entgegen, „no foto“, verwies uns aber an einen Englisch sprechenden Mitarbeiter. Es stellte sich heraus, dass das Castle seit 7 Jahren restauriert wird. Der Mitarbeiter arbeitet seit 18 Jahren als Gärtner im Castle und lotste uns um seinen Chef herum, zeigte uns einige Ansichten und erläuterte die Eckdaten. Das macht er mit den Besuchern und lässt sich von jedem einen Eintrag in sein Gästebuch geben. Er hatte reichlich zu tun, täglich weist das Buch mehrere Einträge auf. Er legte uns eine Mappe mit Fotos vor, die ehemalige Gäste ihm sendeten und den Lonely-Planet der Türkei. Hier ein kleiner markierter Abschnitt über das Sofa- und Mamure-Castle, den er geschrieben hatte – die Brust schwellte vor Stolz an. So bekam er von uns auch noch einen Eintrag und Sarah einen Cay, es geht schon wieder los.

Für uns der nächste Step – Anamurion. Hier erwartete uns ein viel größeres Areal als gedacht. Es handelt sich hierbei um eine ausgegrabene Stadt, die ab dem 3. Jh. entstand. Die Walled-City ist besser erhalten als so manch andere Ausgrabungsstätte, die wir in den letzten 9 Monaten besuchten. Viele Gebäude sind in einem „guten“ Zustand. Die Stadtmauer unterteilte eine Ober- und Unterstadt. Die Akropolis (akro – ober, polis – Stadt) ist nicht mehr so gut erhalten und Wege führen auch nicht hinauf. Die Unterstadt liegt direkt am Wasser, verschiedene Kirchen, Bäder und Theater, Amphitheater können begangen werden. Eine klare Wegstruktur fehlt, Wegweiser stehen nur am Hauptweg, einige Gebäude haben eine Infotafel mit Grundriss, Drohenbild sowie eine englische Erläuterung. Bereits am Eingang meinte ich, dass am Berg wohl etliche Grabkammern stehen. Tatsächlich stellte sich heraus, dass auf einem Gelände von etwa 100.000 qm ungefähr 350 Grabkammern in der Necropolis (necro – tot, polis – Stadt) stehen. Der Zustand ist beachtlich, fast jede Grabkammer kann begangen werden. Besonderheiten sind ein Freskengrab, ein unterirdisches Grab, eine Freskenkirche. Der Eintritt ist erstaunlicherweise frei. Solltet ihr also mal in die Verlegenheit kommen, in der Nähe zu sein, schaut unbedingt vorbei, nehmt euch etwas Zeit, ordentliche Schuhe und zur Belohnung die Badesachen mit.

Der Tag war mit 5 Spots und 200 Fahrkilometern geplant, die Nacht, die Bergstraße und das große Anamurion-Gelände hatten unseren Plan durchkreuzt. So suchten wir einen anderen als den geplanten kostenlosen Camperstellplatz und landeten am Strand genau an einer Bananenplantage. Was der Buchi als Premierencamper konnte, können wir auch, also das Heck Richtung Meer gestellt, Hecktüren auf, Mückennetz eingespannt und vom Bett aus den Sonnenuntergang beobachten. Zum Abschluss des Tages noch eine kleine SUP-Runde und ein paar Schwimmmeter, dann geht’s wie immer an die Tagesrückblicke.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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