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4. Stock oder doch im Untergrund – Uchisar (TUR-32)

  • Autorenbild: Sarah
    Sarah
  • 13. Okt. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

11.10.2021 – Rumms, Klapper, Brumm…. Da ist es also wieder, dieses Geräusch. Versprachen uns doch gestern noch Gerd und Marina, dass die Ballons von hier nicht starten, sondern nur landen, musste heute etwas anders sein. Ich schaute aus dem Fenster und da lagen 6 riesige Ballone hinter dem Polwan. Das war dann doch noch etwas spannender als die letzten beiden Tage. Also raus aus dem Bett, rein in warme Sachen und bloß die Kamera nicht vergessen. Ich war noch einmal neu beeindruckt, ging bis an die Körbe heran und beobachtete, wie diese Stoffmassen von Männern teils in den Felsrinnen gehalten wurden, bis genügend Luft im Schirm warm, dass er sich aufrichten konnte. Ich stellte fest, dass es nicht nur 6 Stück waren, sondern vielleicht 50. Sie starteten und flogen alle über unseren Poli in das Love-Valley. Sie sanken wieder etwas nach unten, damit sie Felsen anschauen konnten und stiegen danach wieder direkt vor unseren Nasen auf. Besser konnte ein Tag nicht starten, dazu die aufgehende Sonne und die damit verbundene Wärme im Gesicht. Etwas anstrengend waren die vielen Mädels, die das perfekte Bild wollten und sich einem Fotoshooting nach dem anderen ausgaben. Die Mädels trugen ewig lange rote und goldene Kleider, die ausgelegt oder von Assistenten in die Luft geworfen wurden. Für ein Shooting drängten sie sich sogar auf den letzten Zipfel unseres Stellplatzes. Auch unzählige Hochzeitsfotos wurden vor dieser Kulisse geschossen. Selbst von Hardy, der mit dem Laptop und Tisch an der Kante saß, ließen sie sich nicht abhalten und scharwenzelten um ihn herum, doof nur, wenn der Tisch im Weg stand. Mancher angefahrener amerikanischer Oldtimer tat uns leid, wenn doch etwas korpulentere Damen auf deren Motorhaube standen. Auch Heiratsanträge mit Bengalos sind hier zu beobachten … Menschenkino 😊

Unser heutiger Tagesplan begann mit einer kleinen Radtour nach Uchisar. Marina, die als Reiseleiterin bereits vor einigen Jahren da war, beschloss, nicht mitzukommen, da sie noch andere Sachen vorbereiten musste. So waren wir vorerst zu Dritt unterwegs. In Uchisar fanden wir einen sicheren Fahrradplatz vor der Polizeistation. Wir wollten erst die Umgebung etwas erkunden und danach entscheiden, ob sich das Kalesi lohnt. Uchisar bedeutet „Drei Burgen“ und wir fanden viele spitze Felsformationen, die wie ein schweizer Käse ausgehöhlt sind. Sie dienten bzw. dienen heute noch als Lebensraum, der Einheimischen. Viele sind schon zerfallen bzw. wurden zugemauert, dass man keinen Zugang hat. Doch andere sind frei zugänglich und man kann sein eigenes Abenteuer erleben. Und so kam es, dass wir von einer Höhle in die nächste gingen. Wir wurden von dem hallenden Bellen eines Hundes im Keller begrüßt oder kamen nur in den ersten Raum hinein. Nach einer Felsformation stand plötzlich ein Kamel. Der Kamelbauer war so froh uns zu sehen, dass er „Hallo“ auf etlichen ihm bekannten Sprachen schrie. Er lud uns in seine Felsenwohnung ein und war so stolz darauf. Die Wohnung bestand aus einem Raum mit Fernseher, Ofen, Sessel, Bett und einem kleinen Tisch. Wir wollten aber weiter und gingen schnell hinaus. Plötzlich meinte er, dass man in dem Felsen bis nach ganz oben kommt. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen und schon standen Gerd und ich, ganz oben. Es war etwas mit Kraxelei verbunden. Wir waren schon so froh über dieses Abenteuer, dass wir uns entschieden, nicht auf die Burg zu gehen. Denn spannender konnte es nicht werden. Wir gingen noch einmal herum und dann zurück zu den Rädern. Doch halt, wo waren die Räder? Hatten doch die Polizeibeamten unsere Räder umgestellt. Anscheinend fühlten sie sich von uns bedrängt. Entspannte 6 km leicht bergab und zurück am Polwan gab es eine kleine Stärkung und dann ging es auch schon weiter zum nächsten Highlight des Tages.

Wir fuhren 44 km bis Derinkuyu. In diesem Ort gab, es eine Underground City. Wir wussten nicht, ob es sich lohnt, wie groß es ist etc. Der Eintritt betrug 60 TL p.P. (6€) und dann ging es durch einen kleinen Eingang eine schmale Treppe nach unten. Über 8 Stockwerke wurden in die Tiefe gebaut. Dieses Höhlensystem diente den Dorfbewohner als Schutz vor Angreifern. Schon damals gab es ein ausgeklügeltes Belüftungs – und Kommunikationssystem, welches sie überleben ließ. Die Gänge wurden immer schmaler und tiefer, doch danach befanden sich große Lebensräume, eine Kirche, eine Weinabfüllstation und eine Grabkammer. Hätte es keine Richtungszeichen für uns gegeben, wäre ein Verlaufen nicht ausgeschlossen gewesen. Heute sind noch bis zu 80% besuchbar und der Eintritt lohnt sich auf jeden Fall. Hinter runden Türsteinen erkennt man mit etwas Entdeckerwillen noch weiter Gänge. Wir empfehlen auf jeden Fall eine Taschenlampe mitzunehmen, keine Rücken- oder Knieschmerzen am Eingang zu haben.

In der Region Kappadokien findet ihr in Nevsehir noch eine weitere Underground City, genauso wie in Richtung Aksarey. Doch diese soll die schönste sein. Neben den Underground Citys befinden sich auch verlassenen und besuchenswerte Dörfer südlich von Nevsehir rechts und links neben der Bundesstraße. Wir verzichteten darauf, um etwas Zeit zu sparen.

Zurück über der Erde, stellten wir fest, dass es nun doch schon recht spät ist und wir noch einen Stellplatz brauchen. Schnell noch einige Sachen einkaufen und plötzlich die traurige Nacht von Gerd, dass ihr Wassertankdeckel nicht mehr auf dem Tank sei. Hatten sie doch beim Weg nach Derinkuyu Wasser geholt, eigentlich den Deckel draufgeschraubt und abgeschlossen, doch er muss sich gelöst haben. Für die beiden hieß es also, noch einmal zurück und Deckel suchen. Wir fuhren bereits voraus, denn Marina hatte schon etwas im Sinn, dass mit Wanderungen, Schluchten und Klettermöglichkeiten warb. Also noch einmal rein ins Auto und 80km fahren. Wir fanden einen Stellplatz nur 50 m vor dem Nationalparkschild mit einem Panorama, welches viel für die nächsten Tage verspricht.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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