9 Monate braucht das Feuer – Alanya (TUR-50)
- Hardy
- 10. Nov. 2021
- 3 Min. Lesezeit
09.11.2021 – 4 Nächte, eine davon gut heißt im Umkehrschluss, auch letzte Nacht bekamen wir wieder ordentlich Besuch der hiesigen Jugend, die auf den Meerblick bei Sternenhimmel auch nachts bei gellend lauter türkischer Folklore nicht verzichten kann. Die morgendliche Motivation lag also ungefähr bei 2 Löffel Joghurt und so schwang ich mich auf´s Board und Sarah ans THX. Nach dem abschließenden Schwimmen waren wir uns nicht so ganz sicher, ob wir überhaupt fahren wollten oder einfach stehen bleiben.
Kennt ihr das auch, wenn man eigentlich etwas Wichtiges machen muss, die Zeit drängt und man ständig andere Dinge findet, die man lieber erledigt – Prokrastination. So auch heute früh bei uns, da fegt man den Bus lieber ein drittes Mal aus, wäscht den Bus von außen, weil´s so schön war auch gleich von innen, das Board wird wieder richtig entsalzt usw. Alles, um sich nicht der Frage zu stellen, was machen wir heute?
Aber irgendwie drehten wir den Beifahrersitz doch, alles war fahrbereit und wir saßen mit 4 Augen nach vorn gerichtet hinter der Frontscheibe. Raus aus Gazipasa, die Berge versprachen weniger zu werden und die Straßen breiter. Allerdings ärgert man sich in der Türkei oft mit schlecht geschalteten Ampeln rum, egal wie man fährt, eine grüne Welle sucht man auf Hauptstraßen vergebens. Unser Spot sollte die erste wirkliche Urlaubshochburg des türkischen Südens sein – Alanya. Einfahrend und entlang der Promenade mussten wir den Polwan so schnell wie möglich abstellen, um das Promenadenklima mit Radweg, Steinskulpturen und schier endlosen Strand nicht zu verpassen und abradeln zu können. Für uns herrlich, bedeutet es für den Urlauber in Alanya, dass er zum Sonnenbad erst die Hauptstraße überqueren und deren Lärm am Strand ausschalten muss. Einige Hotels liegen direkt an der Straße, also Vorsicht, falls ihr Meerblick bevorzugt. Ressorts sind davon meist nicht betroffen.
In Alanya fokussierten wir uns auf das Highlight, die eigentlich Stadt auf dem Berg. Neben Sizilia soll es die erste ihrer Art sein. Die Araber berichteten bei ihren ersten Übersiedlungen von einem wahrgewordenen Traum, einem der schönsten Flecken der Erde. Die Vorschusslorbeeren hingen also hoch, so mussten wir mit den Rädern auch wirklich steil hochklettern. Keine Angst, im Urlaub könnt ihr bedenkenlos das Cablecar oder ein Taxi nehmen. Die Wachmauern ziehen sich schon von Weitem sichtbar über den Berg, man fährt auch direkt an ihnen hoch. Um unsere Sachen nicht direkt zu durchtränken, hieß es eher schieben. Wer die Höhenmeter überwunden hat, merkt dies am Eingangsportal. Zu besichtigen ein Castle, eine Zitadelle, ein alter Basar. Der Eintritt in die Zitadelle kostet 40 TL p.P. (4 €), das solltet ihr als Alanya-Urlauber wahrnehmen, als Reisende nicht unbedingt. Die Ausblicke und das Gelände der Zitadelle sind sehr gepflegt, man hat sogar die Chance sich sein persönliches Souvenir in Form einer Münze mit einem kräftigen Hammerschlag selbst zu schaffen. Für uns eine ganz nette Sache, zumal ungewohnt kostenfrei. Wer nicht nach oben geht, sollte dennoch über den anfänglichen Holzsteg nach unten gehen, der Blick, Wachturm, aber auch rote Turm lohnt. Gerade in der Nachsaison ist es hier angenehm leer. Die Berganlage zu besuchen, lohnt sich allemal, in westlicher Ausrichtung gibt es wohl zwei Wasserhöhlen, die mal vom Strand aus anpaddeln kann, natürlich fahren auch Schiffe dorthin.
Vom Glauben fielen wir fast ab, als wir im Stadthafen die ganzen authentischen Piratensegelschiffe mit riesigem Totenkopfeingang am Heck sahen. Die Türkei als ehemalige begnadete Seestreitmacht 😉. Den Gang zur Mole mit einem schön restaurieren Leuchtturm ließen wir uns nicht nehmen, auch wenn davor ein Tor mit der Aufschrift „Verboten, nur autorisierte Personen“ steht.
Etwa 1,5 h Fahrt standen vor uns, ein Stellplatz am Meer vom Manavgat wartete auf uns oder doch nicht. Denn kaum standen wir, kam schon ein Wachmann. Es sei verboten hier zu stehen, etliche aktuelle Park4Night-Einträge sagten etwas anderes, Wohnwagen standen in Massen auf dem Parkplatz, beruhigt waren wir, als auch die türkischen Caranvans weggeschickt worden. Schade, das erste Mal in der Türkei. Ein neuer Parkplatz musste her, 15 min Fahrt, bei Ankunft ein schweizer und tschechischer Camper neben uns. Schnelle Bekanntschaft, schnelle Sympathie und schon saßen wir zusammen. Der Tscheche outete sich als Kennelbacher, kam also aus der ehemaligen Arbeitsregion Sarahs im Vorarlberg (AUT). Erst Mitte Oktober gestartet, war er jetzt schon in Manavgat, da war er wohl erheblich schneller als wir 😊. Mit Oliver hatten wir das, worauf wir 9 Monate warten mussten, nein kein Kind, sondern unser erstes Lagerfeuer. Aus seiner Grillglut und einigen Stöckern war schnell ein Feuer angefacht. Die abendliche Kälte ließ die Stöcker schnell zu wenig werden, losgezogen auf der Jagd nach losem Holz, kamen wir mit einem abgeschlagenen kleinen Baum wieder. Kleingesägt, gebrochen und vorgeglüht schafften wir doch tatsächlich den ganzen Baum am Abend. Es ging also bis in den Morgen hinein, doch an Gesprächsthemen mangelte es uns nicht. Es zeigte sich wieder mal, Reisende müssen sich nicht kennen, kennen sich dann aber schnell und man hat eine tolle Zeit zusammen. Manchmal auch mehrfach.
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