Ab auf die Insel zum Nordpolarkreis – Grimsey (ISL-14)
- Hardy
- 31. Mai 2022
- 4 Min. Lesezeit
Blog 14: 27. Juli 2018 - Dies war eine Nacht, die wir so noch nicht erlebten. Sie zwang uns sogar zum Umziehen. Kurz bevor wir ins Bett gingen, bauten 3 Briten ihre Zelte 1m neben uns auf. Grausamerweise gingen sie vor uns schlafen und Mr. Lautschnarch zersägte auch die letzten isländischen Bäume wie ein Sägewerk mit anschließender Sägemehlherstellung. Er hatte Sägeschwerstarbeitstag, an Schlafen war gar nicht zu denken, da halfen auch keine Ohropax. Mit uns nicht, wir brauchen bei unseren Aktivitäten einfach auch unseren Schlaf, so schnappten wir Sack, Pack und Zelt und zogen etwa 40 m weiter. Sarah hinterließ ihm einen dankenden Zettel im Vorzelt, dass er in Zukunft bitte sein Zelt von anderen Zelten entfernt aufbauen sollte. Ob er weiß, wie laut er schnarcht, diese Frage stellt sich auch in manch Gemeinschaftsräumen auf der Hütte oder in Hostels, wie die Jahre danach noch zeigen sollten.
Also begann der Morgen um 6:30 Uhr. Unsere Fähre nach Grimsey startete 9:00 Uhr und wir sollten 8:30 Uhr da sein. Wir waren schon 8:15 Uhr am Kai und sicherten uns die besten Plätze an Bord. Das Wetter war super, also konnten wir uns auch rausstellen, der Nebel hing noch tief, aber es sah so aus, als ob er noch aus dem Fjord rausziehen würde. Um 9:00 Uhr starteten die Motoren, die Haltetaue wurden gelöst und 3 h Fahrt auf dem Atlantik lagen vor uns. Leider zog immer mehr Nebel hinein, so dass wir auf der Hinfahrt nur einen kleinen Wal im Fjord sahen und dann auch hineingingen. Als es dann pünktlich vor Grimsey „Land in Sicht“ hieß, klarte das Wetter wieder auf. Die Sonne schaute hervor, die restliche Fahrt bis zum Anlegen genossen wir so auf dem Heckdeck und mit frischer Meeresluft.
Nach dem Anlegen rannten alle sofort zur Touriinfo und holten sich ihre Urkunde, denn mit dem Betreten der Insel bzw. seiner Nordspitze lief man über den nördlichen Polarkreis. Dies ist ein Grund für viele Japaner, um mit dem Flugzeug aus Akureyri anzureisen, zum Polarkreis zu rennen, ein Foto zu knipsen und dann wieder loszudüsen. Allerdings verpassen einige meist, genau nachzulesen … das Monument am Flughafen entstand als noch die alte Breitengradvermessung dafür galt, heute steht dieses Monument noch in Erinnerung. Der damalige Schnelltouristenaufenthalt war also noch deutlich reduzierter und die Urkunde wurde vom Flugservice am Tower gestempelt. Spaßeshalber sprechen die Einheimischen von den 5 Minutenbesuchern 😊.
Grimsey liegt etwa 40 km vor der isländischen Nordküste und bildet das nördlichst bewohnte Gebiet des Landes. Sie liegt quasi direkt auf dem nördlichen Polarkreis. Ab dem nördlichen Polarkreis kann man die Mitternachtssonne beobachten, das heißt ein ganzer Tag ohne Dunkelheit. Wir gingen zuerst zum Südende der Insel und sahen unsere ersten Puffin´s (Papageientaucher). Das sind wirklich schöne Vögel und diese sitzen in Massen an den Basaltklippen genau wie die Möwen. Wenn man die Puffins betrachtet, scheint es ein Ding der Unmöglichkeit, wie sie mit den kurzen Flügeln und den pinguinähnlichen Körpern überhaupt fliegen können. Auf dem Weg Richtung Leuchtturm attackierten uns die gemeinen Killer-Angriffsmöwen. Sie flogen so direkt auf uns zu, dass es ganz schön beängstigend war. Jetzt wissen wir auch, warum schon auf der Fähre bzw. beim ersten Betreten der Insel farbige Stöcker verkauft wurden … zur Abwehr. Außerdem hatten sie es auf die Kopfbe-deckungen der Besucher abgesehen. Wir sahen, wie eine Möwe einem Kind die Mütze klaute. Am orangefarbenen Leuchtturm mit Meeresblick machten wir unsere Mittagspause, beobachteten das Meer, die Vögel und den heranziehenden Nebel. Danach ging es über Wiesen, Stock und Hügel weiter Richtung Norden. Die Insel ist nur 5,3 km lang und am Ende steht eine 2,5 m Betonkugel mit gekennzeichneter Achse des Nordpolarkreises als Durchguckloch.
Vorher streichelte Sarah noch ihr erstes Islandpferd und wurde zum Dank auch direkt angeniest. Der Schnodder verteilte sich entspannt in ihren Haaren. Eins der Schafe am Nordpolarkreis kam auch noch zum Streicheln und hat das so richtig genossen. Es war auch schon 14:30 Uhr, die Zeit für den Rückweg zur Fähre war gekommen. Vorher haben wir natürlich noch unsere Urkunde für 800 ISK (5,50 €) geholt. Bevor es zurück auf die Fähre nach Dalvik ging, gönnten wir uns nochmal ein Eis (leider ein Wassereis). Die Rückfahrt hielt für uns noch Delfine und Wale bereit. Sie präsentierten uns ihre Schwanzflossen und Rücken, die Delfine sprangen in den Wellen herum. Es waren wirklich viele und so hatten wir eine Whalewatchingtour, ohne sie extra buchen zu müssen und unseren ohnehin schon straffen Zeitplan zu gefährden. Sarah wollte gerne Wale sehen und war schon traurig, keine Whalewatchingtour machen zu können. Nach meiner Erfahrung von der DomRep musste ich das verneinen. Wale werden dabei durch Sonar aufgespürt, regelrecht verfolgt und gehetzt, nur damit der Tourist etwas für sein Geld geboten bekommt. Natürlich ist es schön, Delfine und Wale aus nächster Nähe zu beobachten, doch wenn man es schon in dem Moment bereut, wie man dazu kommt, vergeht einem der Genuss.
Am Zeltplatz angekommen kochten wir uns noch Reis mit Fischklöpsen, bauten das Zelt ab, duschten und fuhren danach noch ca. 60 km. Heute hatten wir das erste Mal die Chance einen Sonnenuntergang an der Nordküste zu erleben, klare Sicht, ein Standpunkt im Norden und eine wahnsinnige Golden Hour. Es war wirklich traumhaft und glich einer Filmkulisse. Auf der Weiterfahrt entdeckten wir einen See, an dem wir kurzerhand unser Nachtlager aufschlugen. Man muss dazu sagen, das Wildcampen auf Island nicht gestattet ist, daher waren wir bisher auch auf Campingplätzen, was wir mehrfach bereut hatten. Heute Nacht wollten wir einfach mal ruhig schlafen.
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