In Rauch und Asche - Reykjavik (ISL-17)
- Hardy
- 3. Juni 2022
- 5 Min. Lesezeit
Blog 17: 30. Juli 2018 - Nach einer unerwartet recht entspannten Nacht und nur einigen klappernden Autotüren waren wir ziemlich früh wach. Wir frühstückten ein letztes Mal unseren Brei mit Haferflocken, leerten die Marmelade und Nutella und packten unsere Sachen zusammen. Die Ringstraße N1 rund um Island mit einigen selbst gewählten Abzweigen sollte sich heute für uns in Reykjavik schließen. Wir machten einen Zwischenstopp in Borganes und durchliefen 1x den ziemlich kleinen Ort, der sich landschaftlich trotzdem lohnte. Der örtliche Spielplatz vor dem Schwimmbad und Fußballplatz war aus einfachen Materialen selbstgebaut und richtig schön. Der deutsche TÜV hätte hier sicher einen riesigen Bericht geschrieben und alles mit Flatterband abgesperrt, doch warum nicht?
Im nächsten Ort Akranes schauten wir uns auch die Stadt an und holten mal wieder ein paar Stückchen vom Bäcker. Die isländische Gemütlichkeit bzgl. die Arbeitsgeschwindigkeit beeindruckte uns. Alles lief entspannt, die Menschen waren extrem freundlich und herzlich, plauschten kurz miteinander, niemand regte sich über Wartezeiten auf. Das könnten wir in Deutschland durchaus auch mal übernehmen. Mehr Menschlichkeit und Miteinander. Nach dem Besuch des Stadions des 18-fachen isländischen Fußballmeisters ÍA Akranes genossen wir unsere Kuchenstücke hinter dem Stadion mit Blick auf´s Meer.
Lust und Motivation auf Sightseeing waren relativ gering und eher vorbei. Auf die Abkürzung Richtung Reykjavik durch einen Tunnel unter einem Fjord hindurch verzichteten wir deshalb. Lieber nutzten wir die deutlich längere, aber landschaftlich hervorragende Fjordstraße vorbei an tollen Gipfeln, Wasserfällen und einer Militärbasis der Briten aus dem zweiten Weltkrieg, bis wir wieder in Reykjavik waren. Übrigens heißt Reyk übersetzt so viel wie Rauch. Dort parkten wir auf dem uns bekannten Campingplatz, duschten, machten uns noch etwas zu essen und packten unsere Sachen reisefertig. In solchen Momenten sind wir immer froh, eine Location zu kennen und uns nicht komplett neu einfinden zu müssen. Ein letztes Mal gingen wir in die Stadt, kauften die letzten Souvenirs, eine weitere Tasse und warme Islandsocken, sowie Holz-Islanduntersetzer. Ob wir damals schon wussten, dass die Tassen zu meinen Lieblingskaffeetassen werden und uns auf unserer 1-jährigen Reise quer durch Europa begleiten sollten? Ich glaube Island hat den letzten Schalter umgelegt, der uns sagte, lass uns die Welt entdecken, lass uns in die Natur gehen, lass uns Abenteuer erleben.
Zum Schluss gönnten wir uns noch einen Coffee to go, genossen ihn in der Touriinfo und checkten uns schonmal für den morgigen Flug ein bzw. nutzten mal ein bisschen Zeit für Dinge, die wir über die letzten Tage nicht machen konnten. Navigiert hatten wir fast ausschließlich mit Kartenmaterial und ohne GPS. Die Handys und Internet nutzten wir so gut wie überhaupt nicht. Hat es uns gefehlt? Nicht das wir wüssten …
Wir gingen zu unserem ursprünglich ausgesuchten Restaurant, denn das hatten wir uns vorgenommen, einmal richtig Essen gehen. Leider hatte es nur bis 19 Uhr geöffnet, was für das Abendbrot doch etwas früh war. Also gingen wir nochmal zum Hafen, in die Oper Harpa und googelten dort nach preislich verkraftbaren Alternativen. Hauptgänge beginnen in Reykjavik erst bei etwa 30 €, nach oben ist natürlich alles offen, was sich noch zeigen sollte.
Letztendlichen besuchten wir das SALT, ein Mittelklasse Restaurant bzw. Kitchen & Bar. Sarah aß Fish & Chips für ca. 25 € und ich hatte Minipotatos mit Bacaleofisch für 30 €. Leider waren die Fish & Chips im ersten Moment kalt und musste neu bestellt werden. Das Essen und das Ambiente gefielen uns super, wir hatten die richtige Wahl getroffen, aber der Preis hatte es auch in sich. 😉
2 Kaffeegutscheine hatten wir noch vom Campingplatz mitgenommen und da ich von meinem Brownie der letzten Woche so schwärmte, nutzten wir diese noch, gingen noch in die uns bekannte Kitchen & Bar Egill Jacobsen und bestellten zusammen einen super Brownie als Nachtisch. Einfach lecker, der beste Brownie ever, aber auch mega süß …
Der perfekte Urlaubsabschluss, das war echt nochmal schön!
Dann ging es zurück zum Auto, zur Tankstelle, das Auto auftanken, waschen und zurück zur Autovermietung, um das Auto noch abzugeben. Hier wurde es nochmal spannend, war an Rudi, unserem Christmastree alles i.O.? Am Auto wollte man uns noch einen Schaden andichten, um ein paar ISK herauszuschlagen? Zum Glück hatten wir vorher alles fotografiert und aufgeschrieben, alles war i.O. auch die Sitzheizung. Zwei Tage zuvor tropfte aus der Trinkflasche etwas in die Elektronik der Sitzheizung. Der Flaschenverschluss konnte den Druck der Magnesiumtablette nicht ganz halten. Seitdem spielte sie ein eigenes Spiel mit uns, schaltete sich einfach so ein, natürlich mit der höchsten Stufe. Auch waren beide Sitze nicht mehr einzeln ansteuerbar. Der alte Toilettenpapiertrick hat dann doch geholfen, um die Feuchtigkeit aus den Ritzen herauszukriegen. Haben wir nochmal Glück gehabt 😊. Das Shuttle brachte uns dann noch zum Flughafen. Der Zeitplan ging dann doch voll auf, auch wenn so manche Tage ziemlich anstrengend und Nächte durch andere Reisende oft sehr kurz ausfielen. Wir hatten noch 6,5 h bis zum Flug, denn der ging erst um 6 Uhr.
Eine kurze, aber ungemütliche Nacht mit Schlafsack und Isomatte im Flughafenterminal sollte uns bevorstehen. Deutschland sollte uns am Ankunftstag, dem 31.07.18 mit dem heißesten Tag des Jahres auf uns warten. Nach dem isländischen Sommer der letzten 17 Tage mit durchschnittlich 14 °C am Tag konnte der wahre Sommer nun so richtig für uns losgehen.
Das Wetter hätte über diesen Zeitraum etwas besser sein können, Reykjavik bei Sonne hätte die Erlebnisse wohl noch verbessert und auf die Erkältungen hätten wir verzichten können, doch man kann nicht alles haben. Egal ob Sonne, Hitze oder Regen und Kühle, Sturm oder Föhn, der Urlaub war super schön mit ganz vielen eindrucksvollen Erlebnissen, Erfahrungen, Anblicken und für uns mit einer Beziehung im Abstand vom 650 km ziemlich viel ungewohnter Zweisamkeit.
Jetzt müssen wir irgendwie die Zeit bis zum nächsten Urlaub überbrücken und uns in Parey von den ganzen Reisestrapazen erstmal erholen und verwöhnen lassen 😊.
Der Flug zurück verlief komplikationslos, wirkte aber ganz schön lang. In Berlin SXF holten wir noch schnell das Auto ab, 13 min Fußweg bedeuteten mit 18 kg auf dem Rücken 1x reichlich durchgeweicht zu sein. Die prognostizierten 40 °C wurden tatsächlich erreicht, aber anstatt einer heißen Quelle genossen wir das kühle Kühn´sche Loch und ein schönes deutsches Radler mit Käsekuchen …
Die Lösung für die Rucksackreparatur soll nun auch verraten werden. Was gibt es schöneres als Erinnerungen und so kauften wir uns einen Islandflaggen-Aufnäher, der auf das Loch des Rucksacks kommt. Bei den nächsten Backpack-Touren können wir mit dem Blick auf die blau-rot-weiße Flagge, die das Meer und die Berge, das Vulkanfeuer und das Eis/den Schnee repräsentiert in Gedanken an Island schwelgen. Wir können es nur empfehlen, wenn man im Sommer nicht nur am Strand liegen und baden will, nach 2 Wochen die Bräune mit anderen als Urlaubserfolg vergleichen und Volleyball spielen will.
Welche Länder folgen als nächstes? Wir haben schon so einiges im Kopf, sind aber nicht böse über Ideen und Anregungen. Vielleicht finden sich ja auch mal so verrückte wie wir, die solch Adventure mit uns gemeinsam verbringen wollen bzw. durchhalten … Wir sind für alles offen!
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