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Ab in die Höhe – Lagoudera (CYP-3)

  • Hardy
  • 25. Okt. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

22.10.2021 – Im Tal dauert es doch etwas länger, bis die Sonne über die Bergkuppen lacht. Wenn sie dann aber erstmal da ist, hüllt sie einen in wollige Wärme. So starteten wir nach dem Frühstück mit frisch geputzten MTBs, die gleich einen Service erhielten in den Tag. Die Strecke war mit 30 km und 1350 hm festgelegt. Für Flachländer wie mich, dies entspricht 2 x die Fahrt von Schierke zum Brocken hoch 😊. Es war richtig schön, mal wieder ein Fahrradtrikot aus dem Schrank zu nehmen und mit sportlichem Hintergrund zu fahren. Aufgrund der vielen Straßenhunde oder auch Wasserbüffel in der Türkei hatten wir meist darauf verzichtet. Als Radler ist man da meist das Opfer.

Auf einem gut geschotterten Forstweg, der auch als Straße ausgeschrieben war, schoben wir uns an den Bergflanken immer weiter in die Höhe, ein paar Serpentinen und der Schweiß rann das Gesicht herab. Unsere Körper arbeiteten nach unseren Kränkeleien wieder richtig und jubelten fast über die Anstrengung. Wir genossen die Aussichten, aber auch das Fahren im Wald. Genau das mögen wir. Braune Hinweisschilder mit Kilometerangaben führten uns zu unserem ersten Ziel, nachdem eine rasante grobschottrige Abfahrt zu bewältigen war.

Das erste Ziel war Stavros Touagiasmati, gehört zum Unesco Weltkulturerbe und wurde von Marina so schön als Scheunendachkirche bezeichnet. Die Kirchen sind von innen wie außen mit Fresken bemalt, um diese vor den Witterungsbedingungen zu schützen, hat man um sie herum ein Haus mit einer Art Scheunendach gebaut. Die Art der Bemalung und die verwendeten Farben erinnerten uns extrem an die Moldauklöster in Rumänien. Das Dach und die Mauern mit Holzschaugittern waren sehr „interessant“, von oben dachten wir noch, „na da haben wir ja ein klasse Ziel ausgesucht“. Doch dann entpuppte sich der Schmetterling 😊. Leider war sie geschlossen, am Eingang steht eine Telefonnummer, um hineinzukommen. Doch für einen 5-minüten Besuch wollten wir niemanden aufscheuchen. Auf unserer Weiterfahrt sahen wir dann in einer Bushaltestelle zwei Hinweisschilder mit Pfeilen. Der eine zeigte in Richtung der Kirche (6 km), der andere zum nächsten Dorf (2 km) in die andere Richtung mit der Info „The churchs key is in …“. Falls ihr diese Kirche besuchen wollt, bitte beachten.

1350 Höhenmeter müssen auch irgendwie zusammenkommen, also ran an den Berg. Zahlreiche Bergdörfer konnten wir durchfahren. Hier zeigt sich der Einfluss von EU-Geldern, vieles ist renoviert, neu gebaut oder in gutem Standard. Hier oben scheint ein besonders guter Anbauort für Weintrauben zu sein. Nicht nur auf den Grundstücken, sondern an und über den Straßen findet man Gestelle mit Weinranken und unzähligen Weinreiben. Eigentlich auf dem Weg zu einer Kirche konnte ich der Verlockung nicht widerstehen, uns eine ganze Rebe abzuknipsen. Lecker, direkt vom Strauch. Die Einwohner schützen die Reben vor dem Vogelklau mit eingeschnittenen Papptellern oder kleinen Beutelchen drumherum. Ein Teil unserer Route lag auf dem EuroVelo 8 – Mittelmeeradweg. Leider waren fast alle Kirchen zu, an denen wir vorbeifuhren, doch in Lagoudera hatten wir Glück. Die Panagia tou Araka hatte geöffnet, doch der Mönch begegnete uns gleich, dass wir mit unserer Sportkleidung nicht in die Kirche könnten. Hm, okay bedenken wir, dass wir an einer ausgeschriebenen Kirche und Besucher zahlreich sind, fragten wir, ob sie nicht etwas für uns hätten. Da musste er erstmal schauen und kam mit 2 schwarzen Tüchern, so ging es mit Rock hinein. Wäre doch gelacht, hatten wir doch Bock auf Rock 😊.

Als Belohnung für die Bergauffahrt folgte eine 11 km lange Abfahrt auf neuem Asphalt, wunderschönen Kurven und Serpentinen, die sich stets am Berg anschmiegten. Fällt das Linksfahren beim Autofahren nicht so schwer, ist es mit den MTBs völlig ungewohnt bei Rechtskurven nicht von links anfahren zu können und in den Kurvenscheitel hineinzudrücken, sondern die Mittellinie nicht zu überfahren und bei Linkskurven beim Ausholen für die Kurve die Mittelline nicht zu überfahren, dann aber nach links hineinzuschieben. Das taugte uns.

Am Polwan gab es dann eine schöne Brotzeit und für den Polwan seit langem mal wieder eine richtige Wäsche, denn in der Türkei hatte es sich wegen des vielen Staubs einfach nicht gelohnt. Strahlend weiß ging es weiter. Nur 40 km standen auf dem Tacho, aber mit Sicherheit 2500 hm, es war einfach unglaublich, wie lange wir an 2 Bergen hochfuhren. Steile Serpentine in der Linkskurve von innen anzufahren, wirkt trotzdem komisch. In einigen malerisch gelegene Bergdörfer muss man genau schauen. Die Straßen sind sehr schmal, es wird auf den Straßen geparkt und so kurvig und steil, dass oft ein Schalten in den dritten Gang nicht infrage kam. Wir befinden uns nun im Troodos-Gebirge mit seinem höchsten Berg dem Olympos mit knapp 2000m. Die hiesige Verwaltung hat 1995 das Gebirge in einen Geopark umgewandelt, welcher auch die Unesco-Eintragung besitzt. An vielen Stellen der Straße findet der aufmerksame Besucher Hinweisschilder zum Geopark mit Nummer und Richtung. Meist steht nur wenige Meter entfernt ein Schild mit QR-Code, wodurch man die entsprechende Information erhält. An einem alten Steinbruch mit Viewpoint hielten wir auch, hier hat man einen tollen Blick von einem Glasbalkon über den alten Tagebau und wie wohl einfach alle Hämmer fallen gelassen worden. Die ehemalige Bergbaustadt steht noch, jedoch verlassen.

Unser nächster Zielort begrüßte uns mit 12 Grad auf 1750 m, etwas tiefer geparkt, Wanderschuhe an und zu einem der Insel-Highlight. Und wieder fanden wir uns auf dem Europäischen Fernwanderweg E 4 wieder. Wir bekamen gar nicht zusammen, in welchen Ländern wir darauf schon liefen. Viele Kienäpfel säumten den Weg, der in einem Mischwald mit vielen bunten Blättern den Herbstblues wohlig einläutet. Da waren wir am Highlight, dem Kaledonian Waterfall, wohl kaum ein Wasserfall unserer Reise war so kläglich wie dieser 13 m hohe wasserhahnstarke Ablauf. Na gut, es war schon etwas mehr, doch man sollte immer bedenken, dass wir nach einem für Südeuropa extrem heißen Sommer kommen, der weit über 40 Grad hatte und mit viel Wassermangel und Buschbränden verbunden war. Da ist es schön, dass er überhaupt fließt. Zurück ging es stets bergauf entlang des Wasserweges, viele kleine Brücken ließen uns trockenen Fußes ankommen und die dauergrünen Pflanzen neben den laubabwerfenden Bäumen genießen. Der Weg hatte sich zum Ende des Tages nochmal so richtig gelohnt. Ein paar Meter der Straße entlang ließen uns mal wieder schmunzeln, denn Leihwagen haben auf Zypern generell ein rotes Kennzeichen. Die Zyprioten sagen mit einem kleinen Seitenhieb, dass sie dann wenigstens wüssten, wann sie aufpassen müssten. Wir erkennen daran ganz einfach Touristen 😊. Noch zu unserem morgigen Startpunkt nach Troodos umgeparkt, heißt es heute Nacht die Bettdecke bis ans Kinn zu ziehen.


 
 
 

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