Absolute Ungewissheit – Matala (GRE 2.34)
- Hardy
- 15. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
14.01.2022 – Morgendlicher Gesang drang plötzlich in den Camper hinein, hatte sich einer der Höhlenbewohner doch wieder in Richtung unseres Stellplatzes aufgemacht, um auf Toilette zu gehen, zu duschen und Wasser zu holen. Da trällerte er freudig ein Lied bei aufgehender Sonne in die Atmosphäre. So richtig kam niemand aus seinem Camper heraus, war es doch wieder ein langer Abend geworden. Zuwachs erhielten wir noch durch Gerd´s Sohn Maxl und dem schottischen Kletterer Ed. So saßen wir alle gemütlich und lange beieinander, bevor uns in der Nacht einer der wildesten Stürme der Reise heimsuchte.
Warum hatten wir Kreta nicht verlassen, auf der Wetter-App Windy verglichen wir die angesagt Wellenhöhe und hatten für unseren eigentlichen Termin bis zu 8 m-Welle Richtung Piräus, für den heutigen Tag waren nur anfangs hohe Wellen und dann sich glättende Wogen angesagt. Ich habe den Bildern mal die Wellenprognosen beigefügt. Schäden gab es zum Glück nur wenige, Ed´s T6 traf eine Sonnenliege.
Der Morgen lag also eher in der Stimmung, alles für das Verlassen des Insellebens vorzubereiten und den Polwan weiter wintertauglich umzurüsten. Die Risse in der Duschwanne neu abkleben, die Heizungsrohre optimiert verlegen, die Heckgarage umpacken usw. Alles Dinge, die einfach Zeit in Anspruch nehmen. Unglücklicherweise entdeckte Sarah, dass wir auf Kreta ein Rad vom Toilettencontainer verloren hatten, für die Verwendung nicht störend, muss jedoch auch wieder repariert werden. Aber auch die Beschäftigung mit den Kids und Zeit für Gespräche hatten wir so auch schon lange nicht mehr. Als ich Henry in eine unserer Transportboxen setzte und mit dem Schubbrett rein- und rausschob, entdeckte er einen Ball, den wir extra für Kids mitgenommen hatten, um ihn zu verschenken. Da hatte er einen neuen Besitzer gefunden. Auch sitzt man plötzlich mit 3 Kids auf dem Schoß und zeigt das Ergebnis der Schilfrohrbastelei, die sie tags zuvor beobachtet hatten. Richtige Qualitätszeit. Wir können es euch aus unserer Sicht nur ans Herz legen, wagt den Schritt und geht auf Reisen, wenn es euch taugt.
So langsam löste sich unsere Runde auf, die Klettercommunity verließ den Platz mit 3 Autos, Simon lotsten wir auch noch durch die engen Bäume und bei einem abschließenden Spaziergang zum Strand mussten wir vor fliegendem Sand schnell kehrt machen. Den ganzen Tag beobachteten wir schon, wie Sand landeinwärts flog. Alle Ritzen am Bus waren voll von ihm.
Stecker ziehen, Motor starten, der letzte Weg auf Kreta führte uns noch einmal vom Süden in den Norden und dabei über ein Gebirge. Wie gut wir mit der südlichen Entscheidung langen, zeigten die wie Beton auf den Bergen klebenden Wolken Richtung Norden.
Vor 2 Tagen wäre wir noch mit schlechtem Wetter und schlechtem Gefühl abgereist, erwiesen sich die zwei Tage als wahre Erholung und nun wissen wir auch, dass Kreta für uns noch etwas offenhält und nicht nur wohl ein baldiges Grundstück unserer Freunde. Am Hafen angekommen erstmal den Schalter suchen. Auch dieses Mal hatten wir unser Ticket über den ADAC gebucht und 57 € gespart. (Fähre 2 Personen - Deck + Camper = 170 €) Natürlich mussten wir wieder auffallen und die Küstenwache anziehen, seitlich geparkt kam Simon zum Parken neben uns. Und da waren sie auch schon, mit dem Jeep und Rundumleuchte … unautorisierter Platz … umparken. Die Fähre kam pünktlich, Tickets scannen, entspannt die Rampe hoch, einparken und schnell die Jalousien hoch. Wir versuchten natürlich im Camper zu bleiben, um im eigenen Bett schlafen zu können. Auf geht die Fahrt ins Ungewisse, viele kleine Länder liegen nun vor uns, die Coronabestimmungen ändern sich gerade wöchentlich und unsere Impfung interessiert eigentlich niemanden mehr, denn nur wer geboostert ist, ist wohl frei. Dabei gab es doch zu Anfang der Coronazeit ein Versprechen der Bundesregierung, wer sich impfen lässt, muss keine Einschränkungen mehr erwarten. Schönes Versprechen. Beim Auswärtigen Amt ist sogar zu lesen, das Tragen einer FFP2-Maske oder eines doppelten Mund-Nasen-Schutzes sei in Griechenland nun vorgeschrieben … Lassen wir es mal dahingestellt.
Die Auffahrrampe schließt sich, die Taue sind gelöst, die Fähre mit dem Namen eines der berühmtesten Ausgrabungsstätten Kretas „Knossos Palace“ verlässt den Hafen auf eine Fahrt in die absolute Ungewissheit … nur die Wellen waren gerade Wirklichkeit.
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