Als Seemonster in der zweitgrößten Stadt Rumäniens – Cluj Napoca (ROU-15)
- Hardy
- 22. Juni 2021
- 4 Min. Lesezeit
21.06.2021 – Wieder versuchten unsere rumänischen Nachbarn gestern Abend ein Feuer mit nassem Holz zu entfachen. Doch wieder entstand nur Rauch, der sich hinter dem am ganzen Unterboden rauchenden Touran nicht verstecken brauchte. Sprichwörtlich vom Rauch benebelt hatten wir eine erholsame Nacht in der Cheile und nutzten die morgendliche Sonne zum Outdoorfrühstück. Etwas wehleidig verließen wir unseren Stellplatz und machten uns auf in die zweitgrößte rumänische Stadt. Nennt man ihren Namen, wird man nur Fragezeichen in den Augen sehen. Jedenfalls sagte uns der Name Cluj Napoca nichts. Einige Hardcore-Fußballfans könnten den Oligarchen-Verein aus der Championsleague kennen. Unsere Information aus dem Lonely-Planet sagt: „Die Stadt ist aus ihrem langen Dornröschenschlaf erwacht und hat nun viele Cafés, Restaurants, Musikfestivals, Clubs und Bars zu bieten. Außerdem ist hier das Zentrum der zeitgenössischen Kunst. Zehntausende Studenten sorgen für ein junges Flair und ein lebendiges Nachtleben. Aufgrund der steigenden Anzahl von Flugverbindungen mit europäischen Städten kommen mehr Traveller ins Land, die meistens aber bedeutendere Orte wie Brasov, Sibiu oder Sighisora besuchen und dann bedauern, dass sie nicht genügend Zeit für Cluj hatten.“
Schon bei unserer kurzen Überbrückung von 26 km hatten wir einen schönen Blick von einem Bergübergang auf die Stadt und waren etwas überrumpelt von ihrer Größe. Hatten wir diese Stadt nach den Googlemapsbildern doch etwas unterschätzt. Auf dem Weg lagen zwei Klöster, deren Besuch sich aufgrund der schlechten Parkplatzsituation erübrigte. Direkt am Stadtsee fanden wir dann einen guten Platz, eine große Mall, viele bekannte Firmen haben hier einen Sitz und zeigen sich in modernen Bauten. Der Weg ins Zentrum verlief mit dem Rad anfangs meist auf stark befahrenden Straßen und grauen kommunistischen Wohngebäuden vorbei, doch im Zentrum stehen in grün gestrichene Spuren, Ampeln und ein Online-Fahrradverleih zur Verfügung. Wir waren erstaunt über die Sauberkeit, fast alle Gebäude sind restauriert oder Leerflächen mit schönen Neubauten gefüllt. Auch ein kleiner Fluss läuft durch die Stadt. Als Hightlights bietet Cluj eine Kathedrale, eine neue große Kathedrale, den Foretress-Hill, einen Central-Parc zum Entspannen direkt an der Stadt, einige Theater und Museen sowie ein Fußballstadion, welches wirklich anschaulich ist. Hier konnten wir einer Graduierungsveranstaltung der hiesigen Uni bewohnen. Alle Absolventen wurden mit einem Bauhelm und Doktorhut ausgestattet. Blumen gab es in Schalen oder Gesteckform. 60.000 Studenten haben sogar ein eigenes Stadtviertel für die Uni und viele moderne Gebäude. Keine rumänische Stadt kam uns bisher so modern vor, doch einige Gebäude haben auch nur eine restaurierte Front 😊.
Was vielen Städten ihre Regenschirmgasse ist, ist wohl in Cluj eine Lampengasse, wir stellen es uns im Dunkeln wunderschön vor. Habt Mut und weicht bei einem Rumänienbesuch ruhig mal von den Standards ab und lernt diese Stadt kennen.
Nachmittags hatten wir uns dann mit unseren Stellplatznachbarn Fabi & Anne am See verabredet, um mit dem SUP´s zu fahren. Wir hatten uns nichts dabei gedacht, denn Tretboote in Form von Drachen, Flamingos, Schwänen und Beetles kreisten um uns. Wir spaßten schon, unsere Boards auch vermieten zu können, 30 Lei für 30 min … angelehnt an die Salinenpreise 😊 Ein gellender Pfiff unterbrach unsere Paddelei und der Bootsvermieter verbat uns das Paddeln. Er hatte wohl Angst vor Konkurrenz …
Der See war vielleicht 400 m lang und nie hätten wir die Boards aufgepustet, wenn wir solche grüne Plürre gesehen und schon 2 Wochen nicht mehr darauf gestanden hätten. Übrigens war in dem Park am See ein türkisches Fest mit ganz vielen türkischen Delikatessen. Vorsicht ist geboten, denn rumänische Preise gelten in Cluj gefühlt nicht. Viele Dinge ersteht ihr hier zu deutschen Preisen. Etwas geknickt saßen wir zusammen mit den beiden am Wasser, aber hatten so viel zu erzählen. Wir kannten uns erst einen Tag, doch es fühlte sich an, wie Freunde, die wir schon ewig kannten. Wenn wir wieder nach Hause kommen, werden wir wohl über vieles erzählen, was niemand versteht. Viele alltägliche Dinge, über die sich niemand den Kopf zerbricht … frisches Wasser, Toilettenentlehrung, Batterieleistung, Vor- und Nachteile von Camperkomponenten. Es ist eine Welt für sich, wenn ihr Bock auf Verzichten habt, laden wir euch gerne dazu ein. Es ist ein so schönes Leben, zu merken, wie wenig man braucht und vor allem, auf was man alles verzichten kann. Unser Parkhighlight war ein etwa 15-jähriger Rumäne, er fiel mir ins Auge, da er ein T-Shirt mit deutschem Text trug: Ich heirate, alle anderen sind nur zum Saufen mit. Es zeigt, wenn man T-Shirts second hand kauft und die Schriftsprache nicht kennt, ist Vorsicht geboten, man könnte für einen Brüller derer sorgen, die sie verstehen.
Auch wir mussten uns trennen, denn unsere Pläne unterschieden sich … doch wir freuen uns schon auf das nächste Treffen, vielleicht on Tour oder eben in Deutschland. Die geplante Abfahrt war 16:15, nun war es 19:15 … Damit wir keinen zu weiten Weg zum nächsten Spot haben, überbrückten wir etwa 2/5 des Weges. Völlig verdutzt hatten wir ein 600m Schotterstück bergauf direkt auf einer normalen Landstraße vor uns, fahrbares Tempo 10 -15km/h. Noch verdutzter schauten wir drein, als einer der hier typischen Pferdewagen mit einer verbrannten Karosserie eines Renault Megane ankam, nur 300 m später kam ein zweiter Pferdewagen mit dem Heck des verbrannten Wagens. Rumänien eben, die Pferdewagen sind ganz typische Transportmittel für Landwirtschaft, Gasflaschen und Kinder, es gibt sogar Verkehrsschilder für die Wagen. Sie sind mein absolutes Highlight hier.
Unser Stellplatz lag am Berg, so dass wir mit Hanglage, egal in welcher Position ordentlich schief stehen. Mal sehen, ob wir da überhaupt zum Schlafen kommen. Nach wieder mal über 30 °C hat es sich dafür doch gut abgekühlt.
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