Armenien – Länderrückblick
- Life 4 Adventures
- 14. Feb. 2022
- 13 Min. Lesezeit

Flagge:
Fläche: 29.743 km2
Bevölkerung: 3,1 Mio
Sprache: armenisch
Schrift: armenisch
Hauptstadt: Jerewan
Europa oder Asien? Diese Frage stellten wir uns, als wir nach Armenien einreisten. Sucht man Europalandkarten im Internet fehlt der kleine Staat Armenien immer. Doch auf asiatischen Karten ist es ebenfalls nicht zu finden. Es gehört zu Europa besser gesagt zu Vorderasien und bildet die Grenze zu Kleinasien am sogenannten Transkaukasienlandzug.
Die Einreise nach Armenien erwies sich für uns als langwieriges Prozedere von 2,5 Stunden, da man eine separate Einfuhr-/Umweltsteuer mit dem eigenen Auto zahlen und trotz grüner Versicherungskarte eine Haftpflichtversicherung abschließen muss. Geregelt wird dies alles an der Grenze bzw. kurz hinter der Grenze und dann kann es auch schon ins Land gehen.
Unser erster Stopp lag am Kloster Haghpat und Sanahin. Die Fahrt über den sogenannten Highway, war alles andere als schön. Eine Baustelle über 30 km mit grober und rumpelnder Schotterstraße mussten wir durchfahren. Doch einige Tage später wurde Teile davon asphaltiert und sollte nun kein Problem mehr darstellen. Wir wanderten von Haghpat nach Sanahin und zurück. Der Weg war gut ausgeschildert und mehrere Armenier hielten an, um uns mitzunehmen. Die Klöster sind sehr alt und gehören zum UNESCO Welterbe. Sie liegen in der Debed-Schlucht. Befindet man sich in der Schlucht, denkt man nicht daran, dass oberhalb der Felsen eine komplette ebene Landschaft besteht. Die Schlucht wurde durch ein Erdbeben hervorgerufen und teilte das Land in zwei Seiten. Man bekommt sofort die Ausmaße eines Erdbebens mit, wenn man dies sieht. Nach unserer Wanderung erlebten wir die Gastfreundschaft der Armenier und wurden herzlich von einer Familie zum Essen eingeladen. Auch den Tag danach durften wir mit Ihnen verbringen.
Die Tour führte uns nach einem Besuch von Dilidschan und seinen Klöstern zum Sevansee,knapp der auf 2000m ü.NN liegt. Auch das hier befindliche Kloster Sevanavank ist geschichtsträchtig, welches auf der Reise besucht werden sollte. Mit einem Blick über den riesigen Sevansee kann man nur staunen. Wir verbrachten zwei Tage am See, nutzten die Ruhe und die Gastfreundschaft, um das Land und die Leute besser kennenzulernen. Rund um den See stehen alte angefangene Hotelbauten , die niemals in Betrieb genommen wurden. Meist wollte ein Investor etwas Großes erschaffen, stellte aber fest, dass es sich nicht lohnt, bzw. dass der schwache Tourismus die großen Projekte nicht finanzieren kann.
Rund um den Sevansee wachsen Kräuter und Beeren, die für armenische Gerichte verwendet werden und frei gepflückt werden können.
Der Selim-Pass war eines unserer absoluten Highlights in Armenien. Wir fuhren bis auf 2400 m hinauf und freuten uns, dass wir ohne Probleme diese Höhe erreichten. Als wir auf der Passhöhe ankamen, waren wir überwältigt vom Ausblick. Diese Schluchten, rot-gelbe Felswände und eine so unberührte Natur in diesem Ausmaß hatten wir noch nie erlebt. Wir haben einfach nicht damit gerechnet und konnten die Kamera kaum ausschalten, hinter jeder Kurve erstreckten sich neue und noch schönere Motive. Der Selim- Pass galt früher als Hauptreiseroute der Seidenstraße, noch heute befindet sich hoch oben eine Karawanserei, die den Reisenden Schutz bei schlechtem Wetter bot.
Die Festungsanlage Smbataberd kann per 2,5km langem Fußmarsch besichtigt werden. Die Ruinen liegen auf einer Felsspitze zwischen zwei Tälern und man hat einen guten Blick in die umliegende Berglandschaft.
Wir fuhren weiter nach Jermuk. In Jermuk gibt es Mineralquellen, die den georgischen Borjomiquellen ähneln. Das Mineralwasser wird abgefüllt, im ganzen Land und darüber hinaus verkauft. Außerdem kann man es direkt mit unterschiedlichen Wärmestufen in der Mineralwassergalerie testen. Der Wasserfall in Jermuk ist ein Touristenmagnet. Er stürzt vom Dorf in die Tschermukschlucht hinab, in der sich ein Spaziergang förmlich aufdrängt.
Fährt man nun weiter Richtung Süden, verändert sich die Landschaft immer mehr in Steppe und Wüste. An der östlichen Landgrenze befindet sich Bergkarabach, welches zwar territorial zu Aserbaidschan gehört, aber von den dort wohnenden Armenen und Aserbaidschan kriegerisch erobert wird. Diese Region sollte man derzeit leider meiden. Auch wir hörten ab und zu noch Schüsse fallen. Hörten aber, dass es angeblich nur Luftschüsse seien, die als Warnung gelten. Offiziell herrscht Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan. Ein hohes Militäraufkommen ist dennoch zu bestaunen. Russland wurde durch Armenien als Friedenshelfen einberufen und ist hier präsent. Im Süden Armeniens besuchten wir das Dorf Chndsorsek. Ein ehemaliges Höhlendorf mit Häuserfronten, welches zu Sowietzeiten von den Russen abgerissen und umgesiedelt wurde. Das Dorf kann man nun nur durch die Höhlen erahnen. Eine 63 m hohe Hängebrücke führt einen in dieses Tal.
Die Regionsstadt Goris ist mit seinen Sandpyramiden einen kleinen Spaziergang wert. Auch die Altstadt bzw. das durch eine deutsche Architektin entworfene Zentrum bietet einige schöne Ecken.
Vorbei an der Teufelsbrücke ging es viele zur radelnde Serpentinen nach oben zum Kloster Tatev. Das Kloster liegt mit einem außergewöhnlichen Blick ins Tal hoch über der Tatev-Schlucht. Es ist wohl mit das größte erhaltene Kloster. Man kann sich den Serpentinenweg durch Nutzung der Tatev Seilbahn vereinfachen. Doch Achtung: Montag ist Ruhetag!
Unser idyllischer Stellplatz hoch oben über der Schlucht war ein Traum und außer einigen Vögeln konnte man nix hören. Wir fanden, dass wir den südlichsten und noch sicheren Punkt erreicht hatten und fuhren nun wieder gen Norden. Die Grenze zum Iran war aufgrund von Covid geschlossen und Vis stellte das Land deswegen nicht aus. Wir besuchten noch den für Touristen „eingeschalteten“ Shaki Wasserfall. Doch Vorsicht sollte man mit dem Rad ankommen, stellt diese nicht oberhalb des Wasserfalls an einem Baum ab. Denn dann werden sie schneller umspült als gedacht. In Sissian, der Stadt des Militärs fanden wir das armenische Stonehenge und viele Steine mit Felsmalereien. Im Hochland von Sjunik, welches derzeit ebenfalls im Konflikt mit Aserbaidschan liegt, scheint es noch weitere Felsmalereien zu geben. Uns war dieser Ausflug zu riskant, da wir von Freunden hörten, es würden derzeit regelmäßig Schüsse fallen.
Am Vorotansee genossen wir noch einmal die angenehmen kühlen Temperaturen des Sommers und die Ruhe. Solch idyllische Stellplätze wünscht sich jeder Camper. Es gibt kilometerweit nix um einen herum und man ist völlig ungestört.
Ein weiteres geschichtsträchtiges Kloster in einer rotfelsigen Schlucht war das Norawank Kloster. Auch hier waren wir beeindruckt von der Landschaft und der Lage, die Extrakilometer bereuten nicht. Ein Besuch in der für Kletterer ausgewiesenen Höllenschlucht durfte nicht fehlen, bevor es dann ins Tiefland Richtung Hauptstadt ging. Noch ein Besuch am Kloster Khor Virap mit Blick auf den heiligen Berg Ararat. Der Ararat war einst auf armenischer Seite, bis die Türkei gewaltsam mit einem Völkermord ihr Land vergrößerte und somit den Ararat auf ihre Seite und die Grenze direkt an das Kloster Khor Virap legten.
Der griechische Tempel und die Symphony of Stones in Garni sind weitere Touristenmagnete, die stark besucht sind. Grund dafür ist die Hauptstadtnähe. Der Tempel passt unseres Erachtens nicht nach Armenien, da er wie ein altes griechisches Zeugnis aussieht. Die Symphony of Stones besteht aus 6 eckigen Basaltsäulen, die in den schönsten Formationen entlang der Garni Schlucht zu finden sind.
Wir fuhren direkt zum Kloster Geghard, ein in einen Felsen gebautes Kloster mit einer großen Höhlenkirche und den natürlichen Felsformationen im Inneren. Auch hier ist ein Besuch lohnenswert.
Es folgte die Hauptstadt Jerewan, eine Stadt, die so ganz anders als der Rest des Landes ist. Autos ohne Ende, Monumente und viele viele Menschen. Unser Stellplatz wählten wir direkt unter dem Monument der Mutter Armeniens. Eine Radtour durch die Stadt mit unserem armenischen Freund Artur, er zeigte uns die schönsten und besten Plätze der Stadt. Die Hitze bereitete uns allen etwas zu schaffen und somit legten wir mehrere Pausen in den vielen Parks ein. Das abendliche Springbrunnen-Spiel am Regierungsplatz wurde durch einen Defekt leider nicht lohnend. Doch eines wissen wir, sollten wir wieder einmal in Jerewan sein, werden wir dies nachholen.
Die Hauptstadt lohnt sich auf jeden Fall, doch wir waren auch froh, wieder in der Natur zu sein. Es warteten noch zwei Klöster in der Kassagh-Schlucht auf uns. Wir müssen sagen, mittlerweile trat etwas Klostermüdigkeit ein und die Wahrnehmung der individuellen Schönheit fiel schwer.
Der wohl höchste Punkt der Reise wurde am Westgipfel des Aragaz erreicht. Wir knackten die magische 4000er Marke und das mit keiner schweren Wanderung. Auf 3200m lag unser Startpunkt, soweit kann man mit dem Auto auf einer gut asphaltierten Straße fahren.
Der vorletzte Stopp des Landes befand sich in Gyumri, der zweitgrößten Stadt Armeniens. Die Stadt wurde mit schwarzem Sandstein gebaut, wirkt dadurch sehr dunkel. Allerdings bietet sie auch viel Charme mit kleinen Gassen und einem schönen Zentrum. Das Black Fortress nutzen die Armenier heute noch als Konzert- und Veranstaltungszentrum.
Unser letzter Stopp lag in Spitak, einer Stadt, die 1988 von einem Erdbeben komplett zerstört wurde und ca. 25000 Menschen das Leben kostete. Heute erinnern in der komplett neu aufgebauten Stadt nur noch eine Blechkirche und viele Grabsteine mit Datum und Uhrzeit an das damalige Unglück.
Schlussendlich lässt sich sagen, dass Armenien die große Überraschung der Reise war. Wir wussten nicht, was uns erwartet und die Landschaft, Gastfreundschaft und interessante# Geschichte des Landes überwältigte uns. Sollte jemand Zweifel haben, nach Armenien zu reisen, können wir diese nicht bestätigen und nur raten: Mach es einfach. Trotz der Unruhen zum benachbarten Aserbaidschan fühlten wir uns sicher. Das Land bietet so viel Natürlichkeit wie kein anderes Land unserer Reise.
Bezahlung
In Armenien wird mit dem Armenischen Dram (ADM) bezahlt. Der Euro ist kein akzeptiertes Zahlungsmittel, bei einem Wechselkurs von 1€ : 590 ADM verlangt es etwas Rechnerei. Es gibt nur sehr selten die Möglichkeit der Kartenzahlung, was teilweise zur Bredouille führen kann. Die meisten Tankstellen nehmen keine Karte an, somit ist es notwendig, genügend Geld zu tauschen bzw. abzuheben. Geldautomaten gibt es in allen größeren Städten von verschiedenen Anbietern. Oftmals fällt neben dem Umrechnungsprozenten auch eine Automatengebühr an, die variiert. Hier lohnt sich das Vergleichen der Anbieter und eine Rückinfo der eigenen Bank bzgl. Übernahme der Automatengebühr.
Verkehr & Straßen
Wer vorhat, Armenien mit dem eigenen Auto zu besuchen, sollte sich bewusst sein, dass er dort auf den wohl schlechtesten Straßen Europas fährt. Anfangs ließen wir uns von der Bezeichnung Highway täuschen, Highway Nr. 6 wartete mit 30 km grober Schotterpiste auf uns. Das Fahrtempo lag bei 10-15 km/h, selbst die russischen Lada Nivas hatten mit dem Geläuf zu tun. Armeniens ehemalige korrupte Regierung vernachlässigte die Straßen immens. Rund um den Sewansee kann man ordentlich fahren, auch die Passstraße ist in Ordnung. Kommt man auf die Nord-Süd-Achse findet man wieder ein Schlachtfeld von Straße vor. Man muss sich vor Augen halten, dass diese Straße die einzige Verbindung vom Norden in den Süden ist und alle iranischen und vor allem russischen Kamaz diese Straße nutzen.
Rund um Jerewan ist der Untergrund auch fahrbar. Doch wir sahen so viele Straßenbaustellen wie in keinem anderen Land, so dass sich an der Qualität des Straßennetzes in der Zukunft sehr viel tun wird.
Mal schnell von A nach B fahren, solltet ihr mit ausreichend Zeit einplanen. 150 km können auch mal einen Tag dauern. Die Landschaft macht es wieder gut, wenn man den Blick von der Rodeopiste heben kann 😊. Unser Tipp: Fahrt vorsichtig, dann bleibt das Fahrzeug auch heile, verlasst euch beim Planen unbedingt nur auf größere Straßen. Kleine Straßen sind oft Schotterpisten durch das Gebirge.
Die Albaner fahren ordentlich Auto, im ländlichen Bereich ist es ziemlich entspannt, nur in Jerewan braucht man ein paar Nerven mehr. Hier empfehlen wir den Morgen- und Abendverkehr, wenn möglich zu meiden. Knappes Überholen, vor allem der langsamen russischen Kamaz ist normal, den Fuß auf der Bremse zu haben, ist manchmal nicht schlecht. Generell heißt es durch die vielen Bergauf- und -abpassagen unbedingt auf die Bremsen zu achten. Als Tipp, es empfiehlt sich in dem Gang bergab zu fahren, den man bergauf einlegt und die Motorbremse für sich arbeiten zu lassen.
Tanken
In Armenien ist Gas der vorherrschende Kraft- bzw. Antriebsstoff. Knapp 70 % der Armenier haben einen Gasantrieb, wobei die Befestigung der Gasflaschen und -tanks sehr abenteuerlich ist. Manchmal liegen sie auf dem Dach, sind mit Gummibändern im Kofferraum angebunden oder liegen einfach nur im Kofferraum. Gastankstellen und Benzin-/Dieseltankstellen sind getrennt und es kann vorkommen, dass gerade im südlichen Gebiet auf vielen Kilometern keine konventionelle Tankstelle auftaucht und die Tankleuchte einen zum Schwitzen bringt. Uns passierte es auch, dass eingezeichnete Tankstellen nicht mehr existierten.
Außerdem kommt es zu starken Qualitätsunterschieden, Eurodiesel sucht man i.d.R. vergebens und beim Urteilen über den verkauften Kraftstoff hilft, nach Aussehen der Tankstelle zu gehen. Wir mussten mal wegen eines fast leeren Tanks auf eine Tankstelle mit Zapfhähnen zurückgreifen, die noch Schilling als Preisanzeige aufwiesen. Die Preise sind sehr ähnlich, wirken staatlich gesteuert, bei uns 490 ADM/l, in der Region Jerewan kann es aber auch bis auf 400 ADM/l heruntergehen.
Unser Rat ist definitiv früh genug tanken, immer genug Restinhalt zu haben und an der Tankstelle genug Bargeld zu haben. Alle Fahrer, die AdBlue benötigen, nehmen diesen in einem separaten Tank unbedingt selbst mit.
Menschen
Die Bevölkerung Armeniens wirkt zu Beginn etwas gangsterhaft, ist aber eher sehr bescheiden. Wir bedienen jetzt mal die Klischees. Die Männer tragen meist einen schwarzen Vollbart oder 3-Tagebart, die Hautfarbe ist der Sonne entsprechend etwas dunkler, die Autos haben vollvertönte Scheiben, fast jeder raucht und der Blick ist anfangs sehr kritisch. Doch begrüßt man sie mit einem freundlichen „Barev“ (Hallo) ist das Eis schnell gebrochenen und der sture Armenier zeigt seine Goldzähne bei einem freundlichen Lachen.
Angst vor Ihnen muss man nicht haben, eher im Gegenteil. Wenn man eingeladen wird, sollte man die Einladung unbedingt annehmen. Sie befolgen die Regel, gibt dem Gast, was du hast. So lernten wir zwei wundervolle Familien kennen, die uns ganz viel ihrer Kultur gaben. Am Wochenende versammeln sich die Menschen mit der gesamten Familie und Freunden zu ganztägigem Picknicken. Die Verständigung ist etwas schwerer, da nur sehr wenige Englisch sprechen, zeigen, Hände und Füße oder Google-Translater helfen.
Geschichtlich gesehen, hatten es die Armenier nie einfach. Die Armenier sind sehr stolz auf ihre Kultur und Geschichte und dass sie zu einem der ältesten Länder gehören. Fast in jedem Land findet man armenische Kirchen, allein in Russland leben mehr Armenier als auf dem eigenen Territorium. Doch sie wurden in vielen Kriegen um einen Großteil ihres Landes gebracht, noch heute ist der Waffenstilstand mit Aserbaidschan im Süden sehr vakant. Zum Anderen gab es einen Genozid durch die Türken, bei dem 1 Mio. Armenier in die Wüste geschickt (offiziell umgesiedelt) wurden und starben.
Dementsprechend negativ ist die Meinung der Armenier zu den anderen beiden Bevölkerungsgruppen. Doch wir stellten oft fest, dass meist die politische Lage und die Regierung das Problem sind und nicht die Bevölkerung. Offene Grenze gibt es aufgrund dieses Konflikts nur im Süden zum Iran und im Norden zu Georgien.
Fauna
Die Tierwelt ist entgegen der Landschaft weniger beeindruckend. Ist man in der Landschaft unterwegs sollte man seine Augen vor giftigen Schlangen und Skorpionen gerade im Grasbereich offen halten. Ein Biss ist in der Regel nicht tödlich, doch auf festes Schuhwerk ist Wert zu legen. Ansonsten sieht man einige kleine Echsen oder Geckos.
Auf den Straßen leben einige Wildhunde, wir empfanden sie größtenteils freundlich. An Hundeangriffe können wir uns nicht erinnern. Etwas scherzhaft sagt man, dass viele Armenier nicht arbeiten müssen, sie halten sich eine Kuh und haben so alles, was sie brauchen. Kühe sieht man auf vielen Grundstücken, teilweise sind die Frauen mit den Kühen auch an einer Wiese spazieren. Der Verdauungsrest, also der Kuhfladen wird in eine Form gepresst und zum Heizen verwendet.
Flora
Betrachtet man die topografische Landschaftskarte Armeniens, fällt der grüne Norden auf, darunter wird es sehr gelb und braun und die Flora wird weniger dicht, eher steppen- bzw. wüstenartig. Im Norden finden man noch viele Wälder und kleine Seen in ihnen. Die Ausläufer des kleinen Kaukasus´ hinterlassen ihre Spuren. Der Süden ist an den Flüssen und Bächen fast oasenartig, Städte und Dörfer siedeln an ihnen. Nur mit viel Aufwand erfolgt eine Aufforstung im Gebirge mit künstlicher Bewässerung. Im Süden gibt es unerwartet guten Boden, den die Bauern mit viel Aufwand bearbeitet und bestellen. Doch die Qualität des Angebauten ist sehr gut. Ansonsten prägen die Landschaft einzelne Bäume, Grasflächen mit Kräutern. Die freien Gebirgszüge können mit ihrer unglaublichen Schönheit und Vielfältigkeit beeindrucken und lassen einen auf jede nächste Kurve gespannt warten.
Sicherheit
Das Klischee des ersten Eindrucks haben wir bereits bedient, betrachten wir die Realität, ist Armenien ein sehr sicheres Land. Wir haben niemals eine bedrängende Situation oder einen Diebstahlversuch gehabt. Man sollte bedenken, dass Armenien zu einem der ärmsten Länder Europas gehört, was in der ländlichen Region offensichtlich wird. Doch die Armenier sind ein sehr stolzes Volk, sie möchten, dass sich Gäste wohlfühlen, wiederkommen und gut über Armenien berichten.
Die Polizei ist präsent, doch nie störend oder angsteinflößend. Jeder Kontakt, den wir mit ihnen hatten, war sehr freundlich. Einmal sind wir in eine Polizeikontrolle geraten, da ein Transporter zum Transport von illegal gefälltem Holz dient. Ein kurzer Blick ins Auto, das war es. Der illegale Holzschlag zum Heizen ist ein großes Problem.
Aufgrund der Armut war es uns immer wichtig, nicht mit dem eigenen Besitz zu protzen oder etwas vorzuführen. Die Armenier freuen sich über bescheidenes Auftreten und sind dann ganz schnell bereit, einen in die Familie aufzunehmen.
Sandsäcke, Schießgräben, Wachtürme und Schuss- bzw. Einschlaggeräusche zeugen von der fragilen Situation in Armenien. Man kann sich überall sicher aufhalten, doch sollte im schmalen Süden unbedingt weit genug von den Grenzen entfernt bleiben. Menschen im Grenzgebiet werden in Berg-Karabach als Bedrohung angesehen, Warnschüsse nicht unnormal. Offiziell herrscht Frieden an den Grenzen Armeniens und Aserbaidschans, der durch die Russen kontrolliert wird. Beide Seiten provozieren wohl aber auch sehr gerne. Die Friedhöfe zeigen viele Grabsteine sehr junger Soldaten aus den letzten Jahren, zu unserer Zeit gab es eine sehr hohe Verschiebung von Militärtechnik in den Süden.
Freistehen
Im ganzen Land gab es zu unserer Besuchszeit nur 3 Campingplätze, daher kommt man um das Freistehen und Versorgen mit eigener Energie und Wasser nicht drumherum. Wer Campingplatztourismus sucht, ist in Armenien falsch. Wir konnten prinzipiell überall stehen, niemand störte sich an uns. Teilweise gab es neugierige Blicke, meist interessierte man sich gar nicht für uns. Nur einmal fühlten wir uns nördlich des Sewansees unwohl, da wir wie einen Schuss morgens am Bus einschlagen hörten, das Wohngebäude neben uns nicht ganz koscher war und morgens ein Mann mit blutigen Fleischabfällen beim Frühstück vorbei kam.
Armenien hat viel Natur, viele Plätze an Schluchten, im Gebirge oder an Seen, an denen man herrlich einsam stehen kann. Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass diese meist mit einem Erdweg anzufahren sind und dies ganz schön rumpeln kann. Generell empfehlen sich die örtlichen Picknickplätze, denn hier gibt es oft Wasser. Natürliche Quellen sind den Leitungsquellen vorzuziehen. In Jerewan empfehlen wir den Parkplatz unter der Mutter Armenien, zwar extrem zentral, dafür bewacht, ein wundervoller Ausblick über die Stadt und den Sonnenuntergang. Anderseits kühlt es hier im Sommer noch einigermaßen gut ab. Armenien liegt in der Regel über 1000 m Höhe, in der Region um den Sewansee auf knapp 2000 m. Hier ist es im Gegensatz zum heißen Jerewan wunderbar kühl.
Kulinarik
Die Kulinarik ist sehr gesund, zu den Speisen wird immer Obst und Gemüse gereicht. Die Qualität ist sehr gut, nicht umsonst wird ein Großteil der Obst- und Gemüseproduktion nach Russland exportiert. Das beste Obst bekommt man einfach an den Straßen, wir nannten es meist Obstmafia, da sie direkt von den Feldern beliefert werden und die Achsen der alten Ford-Transits fast brachen, so schwer waren sie beladen. Die Menschen bereiten das Essen am Wochenende in einer langen Prozession frisch vor. Zur Vorspeise wird Gemüse wie Mais oder eine kalte Joghurtsuppe mit Gurke gereicht. Picknickplätze findet man über das gesamte Land reichweitig verteilt. Und stets ist jede Bank mit einem separaten Grill ausgestattet. Die Armenier grillen Kartoffeln, Tomaten, Schaschlikspieße, Kebab, Schaf und alles, was man auf einen Spieß aufstecken kann. Einen normalen Grillrost gibt es nicht. Gegrillt wird mit Ästen und Zweigen, Kohle sahen wir nie. Eine regionale Spezialität sind Domal (mit Reis gefüllte Weinblätter) oder Kartoffeln in Kuhscheiße …
Das Lavash oder Brot wird in Steinöfen bzw. -tiegeln gebacken. Der Zulauf bei den Bäckern ist so hoch, dass es schwer ist, kein warmes Brot zu bekommen. Frisch schmecken sie unglaublich gut.
Vergebens suchten wir Imbisse oder Bäcker mit nationalen Delikatessen wie gefüllte Teigtaschen etc.
Zum Nachtisch wird Kuchen oder eine andere Süßigkeit gereicht, eine Schüssel mit kleinen Schoko-, Karamelbonbons oder Gummibärchen gehört zum guten Ton.
Übrigens ist eine Einladung zum Tee oder Kaffee i.d.R. mit einem Essen über mind. 1,5h verbunden 😊.
Einkauf
Wer es mag, direkt vom Erzeuger zu kaufen, wird sich in Armenien freuen. Einerseits ist die Obst- und Gemüsequalität sehr gut und wird direkt an der Straße oder an Ständen in der Stadt verkauft. Die Preise sind sehr günstig und es fällt leicht, sich nur von Obst und Gemüse zu ernähren. Der Einkauf auf dem Markt erfordert in der Fleisch- und Fischabteilung manchmal einen festen Magen. Das Brot kauft man direkt vom Bäcker und den Rest in kleinen Läden. Es gibt keine über das Land verteilten Discounter. In den Städten befinden sich auch größere Einkaufläden, die alles haben, was man benötigt. In den kleinen Orten kauft man in Tante-Emmaläden ein, diese sind etwas teurer als in der Stadt. Milchprodukte findet man manchmal schwierig und zu hohen Preisen, da Armenier meist eine Kuh im Garten haben. Wir bekamen mal eine Flasche Milch direkt von der Kuh gezapft.
Klima – Reisezeit
Nebensaison: Dez - Feb
Hauptsaison: März – Jun, Sept - Nov
Zwischensaison: Jul - Aug


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