Auf den Hund gekommen … - Lago di Tarsia (ITA-15)
- Hardy
- 3. Apr. 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. März 2022
Tag 57: 02.04.2021 – Kein Rauschen von Meereswasser oder Bächen noch das Singen von Vögeln weckte uns diese Nacht. Nein, es war ein ziemlich beängstigendes Knacken direkt hinter dem Polwan. Das Knacken war etwa 3x zu hören, danach war Ruhe, der Polwan war verschlossen und die Fahrradplane unbewegt.
Nach dem Frühstück sollte es zu einer Runde SUP auf den Lago di Tarsia oder eben auf das gehen, was eigentlich eher ein Fluss war. Locker aus dem Bus gehüpft und umgedreht, denn das Board lag auf der anderen Busseite … da saß er nun. Finsterer Blick, ziemlich zerzaust und wahrscheinlich nicht gut aufgelegt. Ein Jagdhund … wahrscheinlich auch für das Knacken der Nacht zuständig. So richtig einzuschätzen war er nicht, also erstmal wieder in den Bus. Da er nicht weggehen wollte, musste es todesmutig wieder raus gehen, vor dem Board hatte er dann wohl doch Angst. Sarah kümmerte sich zwischenzeitlich um die Polwanpflege.
Es war schön wieder in der Natur zu sein und in der Berglandschaft und da wir schon lange keine MTB-Tour mehr gemacht hatten, war das die Einladung dazu. Es gab wieder Höhenmeter und Steigung satt, erst nach Tarsia und dann um den Lago di Tarsia herum. Da es keinen Uferweg gab und der See in einem Tal liegt, hieß es hoch und runter an Olivenbaumplantagen vorbei, lila Schwerlilien, die hier nur so wuchern (eine richtige Vase haben wir nicht, dafür einen Blumenstrauß 😊), es war einfach richtig schön … und dann wurde es lustig. Der Weg war bei Googlemaps als Straße angegeben, doch der sandige Weg war so schräg, dass man wohl eher Angst haben musste, umzukippen. Etwas weiter sprangen uns 4 Hütehunde aus einer Ruine entgegen, was für aggressive Kolosse mit weit aufgerissenen Mäulern. Ich bekam noch den Abzweig bergab, Sarah musste sich ihnen entgegenstellen. Ein dominantes und konsequentes deutsches „WEG“ ließ sie erstarren … naja, ruhiger werden. Bergab ging es dann auf einem sandigen, rundsteinigen Rinnenweg. Nicht einfach zu fahren, aber steil und ungriffig, wir hatten seit Castello del Golfo endlich wieder richtiges MTB-Gefühl. Es machte auch wieder Spaß … ein Hoch auf die Bremsbelege 😊 Im Tal des Flusses Crati ging es zurück.
Am Polwan angekommen wurden wir wieder von unserem Nachtgast begrüßt, der Jagdhund lag ganz entspannt im Schatten vor der Beifahrertür. Dieses Mal mussten wir ihn verscheuchen, er hatte ein Halsband, aber war seiner Körperstatur zu urteilen ausgesetzt. Doch füttern hilft ihm auch nicht weiter.
Da Kalibrien, die Stiefelspitze Italiens keine große West-Ost-Ausbreitung hat, waren es gestern 43 km und heute 32 km und schon waren wir wieder am Meer. Wir wechseln vom Mittelmeer an das Ionische Meer. Man könnte sicher noch genauer sein. Vor der Stellplatzanfahrt wollten wir mal wieder etwas besichtigen, nämlich Steine des archäologischen Parks von Sibari. Archäologisch wurde es tatsächlich, denn das durch EU-Mittel finanzierte und 2017 eröffnete Gelände war ziemlich zugewuchert. Durch einen Seiteneingang, der irgendwie offen war, kamen wir auf das Gelände und konnten uns alles exklusiv anschauen. Wahrscheinlich hat ein Bauer das Tor nicht zugeschlossen, der Schlüssel steckte noch im Schloss. Viel war nicht zu sehen, eine alte Stadt in Grundmauern und eine Theaterbühne. Unser Urteil: nicht empfehlenswert. Der Stellplatz direkt am Meer und erst 14:30, da waren wir noch nicht glücklich … so viel Ruhe. So ging es noch in das benachbarte Dorf Laghi di Sibari. Auf dem Weg dorthin begegnete uns mal wieder ein freilaufender Hütehund, ganz in weiß, ein schönes Tier und ganz schön groß. Er reflektierte unsere Ruhe und so ging jeder auf seiner Straßenseite entlang. Nicht ganz so viel Ruhe hatten die Störche, sie klapperten heute, was das Zeug hielt. Unweit kam uns ein schwarzer Cowboy zu Pferd entgegen, der seine Kuhherde durch das Dorf trieb. Wir dachten, im falschen Film zu sein.
Am Anfang des Dorfes wurden wir von einem Sicherheitsmann begrüßt. Der einzige Eingang des Dorfes wird Tag und Nacht überwacht, die Schranke geht nur hoch, wenn er sein OK gibt. Hier scheint das Geld zu liegen. Im Dorf sind künstliche Wasserwege und Steganlagen angelegt, Viele Häuser stehen direkt am Wasser. Diese Anlage war sicher mal richtig schön, doch der Zahn der Zeit und Leerstand zeigen ihre Folgen. Kurzes zweimaliges Hupen, so begrüßen und verabschieden sich die Bewohner vom Wachmann.
Etwas SUP an einem neuen Gewässer war auch wieder drin, bei Wellen sicher zu stehen, lautet das Ziel. Um uns stehen mittlerweile einige Angler, ein Angelboot wurde auch aus dem Wasser geholt, sie machten es wie einst die Ägypter ihre Pyramiden bauten, nur hatten sie keine Sklaven und Baumstämme, sondern ein ramponiertes Auto und lange Pfänder … ein Schauspiel.
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