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Auf der Flucht – „I call the police” – Burj Al Babas (TUR-25)

  • Hardy
  • 5. Okt. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

04.10.2021 – 3,5 Tage Hardcore-Städtetripping lagen hinter uns und beim Blick auf die Verkehrskarte heute Morgen hatten wir gestern Abend noch die richtige Entscheidung getroffen. Auch wenn wir nicht im Dunkeln fahren wollen, waren die 2 h gestern noch Gold wert, denn es staute sich ordentlich, nicht orange, nicht rot, sondern blutrot.

So nutzten wir den entspannten Morgen am Wildtierpark Ormanya, der montags geschlossen hat, um mal wieder ein paar Organisationen rund um den Van und Reiseplanung zu machen. Das Wetter war auch heute Morgen nicht einladend. Und so kam es, dass wir mittags als fast letzte vom Platz fuhren. Ging es gestern schon gleichmäßig ansteigend, landeten wir heute wieder voll in der Bergwelt der Türkei. Anfangs fuhren wir noch auf wolkenumschlossene Bergketten zu und fragten uns, wo wir da wohl fahren sollten. Die Straße führte im Tal zwischen zwei langen Bergketten hindurch, dann fuhren wir eine Kehre nach der anderen an der Bergflanke entlang – ein Kurvenmeisterwerk. Unsere Stellplatz-App Overlander verriet uns den heutigen ersten Sport nach etwa 120 km zu einem Tal mit fast unrealistischem Anblick.

„In diesem Tal sieht es aus, wie es klingt, wenn eine Platte einen Sprung hat: 732 identische Villen im Neogotik-Spätrenaissance-Kompositstil walzen sich durch ein Gebirgstal in der türkischen Provinz Bolu, 175 Millionen Euro hat das Bauunternehmen hier investiert, um eine Retortenstadt zu bauen, in der es nur einen relativ exzentrischen Häusertyp gibt, eine Art Mini-Renaissanceschloss. Alle zusammen sehen aus, als wollten sie den Beweis antreten dafür, dass die Regel „Nicht jeder kann König sein“ ab sofort nicht mehr gilt. Das hier ist Neuschwanstein für alle, es sieht aus, als habe jemand beim Märchenschlossschnellbauwettbewerb den Abschaltknopf seines 3D-Druckers nicht mehr gefunden. […] FAZ – 25.02.2019 Link: Was uns das Neubaugebiet Burj al-Babas in der Türkei lehrt (faz.net)

Dieser Artikel machte uns neugierig, den Polwan kurz vor dem Dorf geparkt, die Drohne einpackt und auf in die Retortenstadt. Es war schier unglaublich, alles die gleichen Häuser, nur pro Reihe um 180° gedreht. Man sah ihnen an, dass sie schon lange ein ungepflegtes Dasein erleiden, aufgeschäumter Stuck fiel ab, von Bautoleranzen wollen wir lieber nicht sprechen und nicht nur der Putz blätterte ab. Am Haupteingang kam uns gleich ein Security entgegen, den wir fragten, ob man das Gelände begehen kann. Natürlich nicht, noch lustiger war ein vorgefertigter englischer Text, der besagt, dass das Gelände vollständig überwacht, ein Betreten verboten sei und der Weiterbau in wenigen Monaten vonstattengehen soll. Das respektierten wir, nahmen aber das Angebot, um das Gelände gehen und fotografieren zu können gerne an. Diese Tristes und das viele hineingepumpte Geld machen einen schon fast traurig. Noch durch einen kleinen Hain bis zum Stacheldrahtzaun und dann zurück. Plötzlich schaute ein Security aus einem Fenster am Ende, er hätte uns durch die Kamera gesehen, wie wir auf dem Gelände gewesen wären. Sofort drohte er uns damit, die Polizei zu rufen und wurde aggressiv, kam aus dem Haus heraus und rannte uns hinterher. Ok, wir hatten ihm zu verstehen gegeben, wo wir waren, das interessierte ihn wohl nicht. Also nahmen wir die Beine in die Hand, der Polwan stand ungeplant förmlich als Fluchtfahrzeug bereit. Da stand uns doch noch ein langsam fahrender Traktor so richtig im Weg, doch weg waren wir und sind derzeit auf der Flucht. Unschuldig. Ein doofes Gefühl, aber wir sind guter Dinge, das entgegenkommende Polizeiauto hatte weder Blaulicht noch uns großartige Aufmerksamkeit gewidmet.

Unser nächster Spot sollte gleichzeitig auch der nächste Stellplatz sein. Nach 50 km und vielen Schweißtropfen, heruntergezogenen Sonnenblende bei jeder Kameradurchfahrt kamen wir in Bergen voller bunter Schichten an. Nun ist der grüne Teil unserer Türkeizeit erstmal wieder zu ende und die Wüstenteil beginnt erneut. Schon unterwegs änderte die Landschaft ihr Aussehen von hohen, steilen und bewaldeten Bergen zu dunkelroten Schotterspitzen mit Einzelbäumen. Die Farbschichten wechselten von gelb, rot, ocker, grün und so weiter. Am Stellplatz konnten wir einfach nicht anders und mussten bei schon fast untergegangener Sonne einen der wie geplatzten Blubberberge besteigen.

Morgen freuen wir uns schon darauf, sie im wahren Licht anzusehen.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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