Auf Stelzen gestellt - Shkoder (ALB-8)
- Hardy
- 25. Jan. 2022
- 3 Min. Lesezeit
24.01.2022 – Augen auf, es ist noch dunkel, doch an der Wand ein rot leuchtender Punkt. Seit wann haben wir im Bus denn eine rote Diode? Was ist das? Gib den Augen erstmal ein bisschen Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, sicher wird es sich gleich klären. So kommt man sich vor, wenn man seit knapp einem Jahr in einem Camper lebt und nicht realisiert, dass der Camper ein ungewohntes Hotelzimmer ist. 😊
Von unserem gestrigen Frühstück geerdet, hatten wir heute keine großen Erwartungen mehr, gut so … die letzten Planungen für den Tag und bei vorhandenem Wlan die letzten Dinge hochladen, bzw. Landkarten runterladen. Alles wieder rein in den Polwan, auch unsere Pflanzen durften warm stehen, Schlüssel abgeben und dann Abfahrt. Entgegen unserer gestrigen Idee, nochmal in die Stadt zu gehen und den Hausberg Dajtit (1613 m) zu besteigen, ließen wir dies aufgrund der Kälte lieber rechts liegen. Auch das Höhendorf Kruja mit seinem Skanderberg-Castle bei aktuell -10°C muss bis zum nächsten Albanienbesuch warten. Wir sind uns sicher, dass Albanien nochmal einen Roadtripbesuch erfährt, denn entgegen unserem Hang, mehr in die Natur zu gehen, besuchen wir derzeit aufgrund der geringen Temperaturen eher Städte. Doch die Natur schreit nach einem weiteren Besuch, kurze Wege zwischen Meer und Gebirge sind hier ziemlich optimal.
So ging es heute fast bis ans Meer, genauer gesagt an die Lagune Patokut. Diese Lagune ist als Naturreservat gekennzeichnet, davon gibt es in Albanien sehr viele, sowohl wasserseits als auch in den Bergen. Schnell noch eine Fahrschule im Kriechtempo „Autoschkoll“ überholt, auch zu langsames Fahren kann echt gefährlich sein und dann einen Parkplatz gesucht. Die Lagune hat zwei Besonderheiten. Einerseits kann man über einen „Steg“ in die Lagune hineingehen, aber auch fahren. Dieser Weg ist sehr schön, rechts und links sieht man die großen quadratischen Fischernetze, die einfach abgelassen und wenn genug Fische darüber schwimmen, wieder hochgehebelt werden. Besonders fies ist das direkt an einer Brücke befestigte Netz, die Ebbe- und Flutströmung zwingt die Fische förmlich durch die Engstelle. Andererseits stehen einige Bars und Hotels am Straßenrand. Aufgrund der schmalen Straßen und des wenigen Bauplatzes stehen die Hotelzimmer, kleine Bungalows auf Stelzen im Wasser. Damit schien mal einer angefangen zu haben und nun haben es fast alle. Definitiv einen Besuch wert. Rein von der Map her scheint eine Umrundung der Lagune möglich, bei eisig schnittigem Wind waren wir froh, den Polwan wieder zu erreichen. Mit unserem gestern erworbenen Bunkerwissen konnten wir heute die nächsten anschauen.
Planmäßig wäre die Lagune unser heutiger Stellplatz gewesen, doch ohne Heizung wäre es wieder sehr frostig im Wind geworden. Schneller als gedacht erreichten wir also Shkoder. Shkoder ist von seiner Lage der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen ins Gebirge an der Grenze zu Montenegro und dem Kosovo. Hier sollte vorletztes Jahr unser letzter Step mit dem Jeep zum Startpunkt der Langstreckenwanderung „Peaks of the Balkan“ erfolgen. Der Ort ist mit einigen Hostels und Outdoorläden perfekt dafür ausgerüstet. Doch auch so bietet dieser Ort dem Besucher eine schöne Fußgängerzone mit restaurierten Altbauten, Geschäften und Souvenir-Läden. Ein albanisches Souvenir … wir wissen gar nicht, was wir mitnehmen sollen. Zwei durch einen Glockenturm weit sichtbare Kirchen, einige Moscheen und Monumente sind neben den Bummelgassen die Sehenswürdigkeiten.
Wir hatten den Plan, auf einer Waschstraße mit angeschlossenem Parkplatz zu übernachten, da es hier auch Strom geben sollte. Bei unserer ersten Einfahrt wank uns der Parkplatzsheriff gleich raus, alles voll. Beim zweiten Versuch kamen wir per Pedes, eine Albanerin erklärte sich gerne bereit, für uns zu übersetzen. Doch er konnte uns nichts versprechen. Beim dritten Besuch nahm er sich ein Herz und zeigte uns den vollen Platz und dass er keine Chance sieht, uns unterzubringen. Nun gut, wir mussten eine Lösung finden, ein Campingplatz musste her. Am Stadtrand ein kleiner Platz, die Anfahrt ziemlich schmal, vorbei an einem Schrottplatz, die Auffahrt zu einem Fußballplatz, die Aufschrift über einem Eingangstor „Camping“, ausrichten und schnell den Stecker in die Steckdose.
Was man gestern schon im Hotel durch Tonschwankungen des TV´s und langsam laufender Klimaanlage merkte, ist der extrem schwankende und schwache Strom in Albanien. Obwohl wir die einzigen auf dem Campingplatz sind, fährt der Lüfter nicht voll hoch, doch zum Wärmen reicht es einigermaßen. Für 10 € ist es aber völlig okay, Strom zu haben und warm duschen zu können. Für morgen sehen wir dann einen weiteren Grenzwechsel vor, es geht immer mehr Richtung Heimat.
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