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Besser als gedacht! – Bergama (TUR-79)

  • Hardy
  • 9. Dez. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

08.12.2021 – Mal wieder hatte es die Nacht durchgeregnet, der Regen hatte selbst dem morgendlichen Ruf des Muezzins keinen Respekt gezollt. Doch nach etwas Wartezeit bot sich ein Wolkenloch und der leuchtende Planet schaute doch mal durch. Den Polwan an einen befestigten Strandparkplatz umgeparkt, das Board aufgepumpt, was einen Ladenbesitzer dazu brachte, gleich mal rauszuschauen. In zwei verschiedenen Sprachen verstanden wir uns trotzdem, er zeigte mir seinen Uralt-Peugeot-Bus, in dem er auch schlief. Ganz gespannt wollte er sehen, wie es bei dem aktuellen Wind und den Wellen überhaupt funktioniert, SUP zu fahren. Zugegeben momentan bedarf es schon sehr viel Liebe gegenüber dem Wasser, um sich zu überwinden. Das Board tanzt in den Wellen, wirft einen fast ab, doch bei jeder Welle, die man überstanden hat, wird das Grinsen etwas breiter. Meistens aber auch etwas nasser.

Alles rein in den Bus, die umstehenden Hunde waren heute mal wieder sehr nähebedürftig. Ein entgegenkommender älterer Türke, vergrämt und wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, mochte die Hunde gar nicht. Bei meinem morgendlichen „Merhaba“-Gruß wurde er wie aus seiner Welt geweckt und strahlte …

Ähnlich ging es uns auf der Straße, wir fuhren mal wieder entspannte 80, um die Landschaft aufzusaugen und zu genießen. Fuhr doch ein weißer CC neben uns und hielt die Geschwindigkeit, rüberschauend gestikulierte der Fahrer … es war ziemlich klar, er freute sich. Zuwinken klappt immer und er war hin und weg, öffnete sogar sein Fenster und wollte uns vor Freude etwas zurufen. Ähnlich war es auch gestern, eine Doka neben uns an der Ampel, sie hatten unser deutsches Kennzeichen entdeckt, schauten scheu, freuten sich über ein Zuwinken … einfach niedlich manchmal.

Nachdem das Wetter besser war als gedacht, das Paddeln besser lief als gedacht, verfolgten wir den Plan, den wir im Pakistan Pavillon geknüpft hatten. Wir besuchten die Ausgrabungsstätte Pergamon. Um diese Stätte zu besichtigen, heißt es erstmal hoch hinaus auf den Berg. Wer den Weg scheut kann auch mit einer Kabinenbahn fahren. Der Eintritt beträgt 60 TL p.P. (4€ - 100 TL mit Audioguide). Wir hatten das Wetterglück gepachtet und gut getaktet, denn nach Sonnenstrahlen und Schweiß beim Aufstieg begann es pünktlich zur Besichtigung zu nieseln. Pergamon ist ein Zentrum der Pergamentherstellung, es wurde sogar hier erfunden. Der besuchbare Palast und die umliegenden Häuser waren eher spärlich und ärmlich. Doch in den bis zum 2. Jh. zurückdeutenden Ruinen waren auch Waffenarsenale und ein 45 km langes Aquädukt zu finden. Die Akropolis trug nicht nur den Palast, sondern auch den Athena-Tempel, von dem eine Ecke wiederaufgestellt wurde. Das Fundament ist extrem gut erhalten und zeugt schon vom damaligen Statikwissen. Auch Pergamon hat ein Theater, welches nur gering restauriert wurde, dieses extrem steile Theater faste zu seiner besten Zeit 10.000 Zuschauer und liegt außerhalb der Festungsmauer an einem Berghang. Die Wichtigkeit der sportlichen Betätigung erkennt man an zwei Gymnasion-Plätzen. Das Gelände ist extrem weitläufig und es gibt noch viel mehr zu entdecken, vor allem ist es nicht überlaufen, so wie gehypte Ausgrabungsstätten. Der Besucher wird für seinen Aufstieg damit belohnt, dass es einen Ausgang um Bergeinstieg gibt. Für uns war es eine der interessantesten Ausgrabungsstätten und damit besser als gedacht.

Neben der Stadt am und auf dem Berg gibt es die rote Halle, es war eine alte Basilika aus Tonziegeln (Eintritt 12,50 TL). Ein Rundgang außerhalb des Zauns genügt hier, die Ausmaße sind beeindruckend. Zu Pergamon gehört auch noch ein antikes Stadion, welches nicht ausgegraben, aber deutlich im Stadtbild erkennbar ist. Das Deutsche Archäologische Institut leitet seit 1973 die Ausgrabungen in Pergamon, um das Leben in der Antike unter den hellenistischen und römischen Einflüssen aufzuklären. Sicher kennt ihr auch das medizinische und pharmatologische Symbol einer Schlange, welche sich an einer Säule hochschlängelt. Dieses wurde in Pergamon von Galen entwickelt.

Dem Grau sollte Sonne folgen, pünktlich zur Weiterfahrt schaute die Sonne wieder heraus und wir schafftes es doch tatsächlich, die Sonnenzeit im Bus zu verbringen und unseren neuen Stellplatz im Grauen zu wählen. Von uns aus können wir nun die Insel Lesbos sehen. Die Insel erlangte in den letzten Jahren traurige Berühmtheit, viele Flüchtlinge aus dem Nahen Osten strandeten hier und überwintern unter schwierigen Bedingungen. Auch wir merken langsam den Winter, die Nachttemperaturen sind einstellig.

Langsam kehrt auch bei uns die Weihnachtszeit ein, neben der fast täglich erweiterten Deko stehen auch die ersten Weihnachtslieder in der Playlist. Selbst die Frage, was essen wir denn zu Weihnachten steht mittlerweile im Raume. Der Baum brennt schon fast, wir, die sowieso keine Freunde von übermäßigem Beschenken sind, freuen uns immer über persönliche Gesten. Doch das größte Geschenk ist und bleibt Zeit. Zeit, die man miteinander verbringt, gemeinsame Erlebnisse hat oder die ihr aufbringt und uns mit unserem täglichen Blog folgt. 😊

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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