top of page

Bist du zu mutig, reißt dich die Welle mit – Kavo Greco (CYP-11)

  • Hardy
  • 31. Okt. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

30.10.2021 – Heute mal nur schnell frühstücken, alles fahrfertig packen und auf geht die Fahrt. Nein, wir hatten keine riesige Tour vor uns, wollten auch keinen Stau zuvorkommen oder hatten einen Termin. Nein, wir wollten einfach vor den Touristen da sein und einen Spot für uns haben. Es gab Wochen, Länder oder Monate, in denen wir uns keine Gedanken um Leute an Spots machen mussten. Seitdem wir auf Zypern sind, entbrannte der Kampf um etwas Einsamkeit, jedenfalls am Meer.

Nach nur 8 km hieß es für den Polwan weiterschlafen, wir pumpten das zweite SUP auf, es hieß mal wieder gemeinsam Paddeln. Für heute hatten wir einen höchst seltenen Plan, einen Spot das zweite Mal besuchen. Gestern waren wir von der Love-Bridge, den Höhlen und der Küstenklippe so beeindruckt, dass wir sie heute nochmal bepaddeln wollten. Wir hatten unsere Rechnung ohne die samstäglichen Angler gemacht, sie waren einfach früher dran. Doch es war schön die Love-Bridge zu durchpaddeln, sich die Klippen mit den vielen Höhlen anzuschauen. Wie Höhlenforschen kann man sich auf dem Board knieend und duckend an der Decke immer tiefer ziehend vor, bis es dunkel wurde. Aus einer Höhle wollten wir gerade herauspaddeln, da kam plötzlich ein Touristendampfer mit dem klingenden Namen „Aphrodite II“ frontal auf uns zu. Sie werben damit, dass sie die Kundschaft zwar nicht in die Höhlen, aber fast zum Anfassen heranbringen. Sarah fuhr vorn, wurde mit Hupsignalen weggescheucht, ich 15 m dahinter hatte keine Chance mehr aus der Höhle herauszukommen. Und dann war es wie im Zoo, alle Bootsinsassen drängten sich zum Bug, um das beste Foto zu erhaschen, unfreiwillig landete ich so auf allen Urlaubsfotos der etwa 60 Leute. Unangenehme Situation, fragte doch nicht einer nach Bildrechten. Schon zuvor im Hafen, hielt ein Passant sein Objektiv frontal auf uns, nur ein „no photo please“ hielt ihm vom Knipsen ab. Seitdem wir in Kurdistan fast jeden Tag von fremden Menschen beim Sporttreiben ungefragt und ungeniert fotografiert wurden, mögen wir es einfach nicht mehr.

Trotzdem hatte sich der frühe Start gelohnt, kaum Touristen an oder in den Spots, kaum wellenschlagender Schiffsverkehr und wenig Wind, ein guter Start in den Tag. Anschließend die Räder runter vom Träger und weiter am Meer entlang. Die Radwege an der Hauptstraße sind wirklich gut, doch die Wege am Meer nicht unbedingt fahrradgeeignet. Die Klingel tat ihr bestes, die Beklingelten erschreckten und sprangen trotzdem im Weg rum, der zudem ordentlich huckelte.

Unser Ziel erreichten wir trotzdem, das Kavo Greco, der Platz, an dem jeden Tag die Sonne als erstes in Europa untergeht. An der Klippe waren viele Höhlen, eine schöne Badebucht und auch hier viel Korallengestein oberhalb des Wassers. Das Kap bietet verschiedene Spots, neben den Höhlen gab es eine weitere Korallengesteinbrücke, die wegen Einsturzgefahr nicht zu begehen, aber einen Besuch absolut wert ist. An einer kleinen weiß-blauen Kirche gibt es ähnlich wie am letzten Stellplatz eine Höhle. Der Zugang war bei dem heutigen Wind und Wellenschlag nur etwas für Mutige, trocken blieben sie trotzdem nie. Doch eine Familie war dann genau zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Die Mischung aus auflaufenden, reflecktierter und ablaufender Wellen hatte so einen hohen Einschlag, dass die Tochter ohne das schnelle Festhalten des Vaters ins Meer gespült worden wäre. Alle konnten sich gerade so halten und waren natürlich nass von oben bis unten. Glück gehabt, das Hineinfallen wäre bei der heutigen Wellenkraft nicht nur lebensgefährlich, sondern eher tödlich gewesen.

Weiter im Plan, auch ohne in der Höhle gewesen zu sein, fuhren wir in den Ort Protaras. Mit braunen Schildern gekennzeichnet, musste es wohl ein schöner Ort sein. Doch alles was wir fanden, waren meist geschlossene Hotels, Bars und Restaurants, alles wirkte irgendwie ausgestorben. Na klar ist die Saison nach den Herstferienbesuchern vorbei, doch wie müssen sich die Bewohner außerhalb der Saison vorkommen? Wir waren etwas enttäuscht, ließen die letzten zwei gefundenen Highlight rechts liegen und fuhren nochmal zum Kavo Greco, denn da hatten wir noch etwas „liegen gelassen“. Ein seltsames Naturhighlight bildet ein Fenster in einem Felsen. Direkt am Ausgang einer mit Klippen umrandeten Bucht ist in der etwa 12 m hohen Felsenkante ein Loch, dass etwa so groß wie ein alter Mini Cooper ist. Es ist ein absoluter Hingucker und lohnenswert mal hinunterzuklettern. Viele nehmen ihren ganzen Mut zusammen und springen die Klippe hinunter in das kristallklare und hellblau schimmernde Wasser. Doch Achtung Mund zu beim Springen, ein Springer brach sich etwas vom vorderen Schneidezahn ab. Wir nutzten das Wasser und die fast immer mitgeführten Badesachen für eine Schwimmeinlage an einem besonderen Ort.

Wieder zurück am Polwan, hieß es erstmal alle Sportgeräte der heutigen 3 Sportarten wieder verstauen, trocknen und aufladen. Wie schrieb Lorfi auf den gestrigen Status: Die Mitnahme der SUP´s hat sich zu 110 % gelohnt. Das stimmt, bisher waren wir mit allen mitgenommenen Sportsachen sehr glücklich. Evtl. könnte man noch Steigeisen und Klettersachen nachrüsten. Nicht so lange drüber nachdenken, was man könnte, sondern machen. Also Motor an, kann es sein, dass der Turbo nicht mehr ganz so will wie wir. Beobachten …

Unser letzter Tag in der EU, da müssen wir uns nochmal mit allen Dingen eindecken, die außerhalb teurer sind oder es dort nicht gibt. Ein teurer, aber lohnenswerter Einkauf. Das Auge tränt schon ganz schön bei dem Gedanken, die Republik Zypern verlassen zu müssen, doch unsere erlaubte Aufenthaltszeit endet morgen und Nordzypern wartet auf uns. Für den späten Nachmittag hatten wir uns Strandzeit eingeplant, doch wie es dann immer ist, zog es vollkommen zu und fing sogar zu tropfen an. Dann nutzen wir einfach das EU-Roaming noch für ein paar Anrufe 😊. Es ist immer wieder schön, Stimmen aus der Heimat zu hören, wenn wir uns schön nicht sehen können.

 


Коментарі


DSC01243.JPG

Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

© 2023 Die Welt sehen. Erstellt mit Wix.com

bottom of page