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Bittere Wahrheiten - Ioannina (GRE 2.37) – Gjirokastë (ALB-1)

  • Autorenbild: Hardy
    Hardy
  • 20. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

17.01.2022 – Die erwartet kalte Nacht schob in das Tal von Kalambaka hinein, man konnte den Kältenebel förmlich sehen. Geparkt hatten wir den Polwan mit den Wasserleitungen so knapp wie möglich an einer Mauer, die über den Tag nur Sonnenschein erfuhr. So hofften wir etwas von der Restwärme nutzen zu können. Die Pfützen neben uns hatten den liquiden Zustand verloren, die Leitungen waren glücklicherweise eisfrei. Der morgendliche Kaffee und eine Portion Tee brachten die erste Wärme in den Bus. Die Abfahrt dann die nächste. Weiter ansteigend ging es in die Höhe und neben uns das weiterlaufende Tal. Die Entscheidung, gestern nicht weiterzufahren, erwies sich als Gold richtig.

Wir standen vor der Wahl, die mautpflichtige Autobahn oder den bis auf 1700 m führenden Pass zu nutzen. Die Aussicht in die Schneeberge wäre wunderschön gewesen, wir genossen sie so schon. Doch bereits auf 700 m lag einiges an Schnee neben den Straßen. Also rauf auf die Autobahn, etliche Tunnel durch die Berge und zwei Mautstellen (2,60 €) später bogen wir nach Ioannina ab. Es ist die letzte große Stadt vor der Grenze und überraschte uns total. Die Stadt liegt entlang des Pamvotida-Sees. Es war zu verlockend bei den Bedingungen das Board auszupacken, langsam hervorkommende Sonne, kein Wind und somit keine Welle. Beständiger Sport ist durch das wechselhafte und mittlerweile kühle Wetter kaum noch möglich. Auf dem See die Pasha-Insel, die man für 2€ mit einer Fähre ansteuern kann. Auf einer Halbinsel liegt auch die historische alte Stadt in einer Zitadelle. Von der Zeit der Osmanen zeugen noch einige Moscheen, die als Museum fungieren. Das byzantinische Museum war einst der Pasha-Palast, dann ein administratives Gebäude (abgebrannt), Krankenhaus (im II. WK zerstört) und nun eben ein Prachtbau. Interessant, welche Geschichte manche Gebäude aufweisen. Die Altstadt in der Zitadelle war weniger sehenswert, dafür überraschten uns die Gassen daneben. Schön restaurierte Gebäude, gepflegte Umgebung, viele kleine Lädchen und Cafés in den Gassen. Neben einigen Häusern, die aus ihrem Winterschlaf geweckt werden wollen, missfielen uns die vielen Graffitischmierereien, gegen die man den Kampf wohl aufgegeben hatte.

Der letzte griechische Spot hatte uns nochmal einen schönen Abschluss bereitet und dann hieß es weiter gen Norden. Ohne jede Vorankündigung standen wir plötzlich vor der Grenze. Der griechische Beamte schlug die Pässe nur kurz auf, schaute und dann gute Fahrt. Bei der Customcontrol nur die Frage, ob etwas zu verzollen sein und dann bye bye. Zwei Schlaglöcher und eine Schwelle später fuhren wir am Grenzgebäude des nächsten Landes vor. Passport und Fahrzeugpapiere schaute er sich an, unsere Impfzertifikate legte er gleich beiseite. Die letzte Grenze war schon unkompliziert, diese noch einfacher. Für uns heißt es nun „Willkommen in Albanien“. Dieses Land hat viele Vorschusslorbeeren, mal sehen, ob es sie erfüllen kann.

Lange waren wir uns bzgl. der Route und den Nachttemperaturen unklar, denn beides passte nicht zusammen. So entschieden wir logisch und legten unser erstes Ziel in die Stadt Gjirokastër. Gleichbedeutend wird es wohl wieder eine frostige Nacht. Das mittlerweile 2500 Jahren besiedelte Gjirokastër ist seit 2005 auch als Weltkulturerbe der Unesco gelistet und wird auch Stadt der Steine genannt. 600 monumentale Häuser der Altstadt im osmanischen Stil sind aus Steinen gebaut, die auch für die grob gepflasterten Straßen genutzt wurden. Die Dächer sind ähnlich den Schieferdächern von Trulli (ITA) gedeckt und in grau. Die restaurierten Straßen stechen förmlich ins Auge, viele Hotels ragen in der Innenstadt hervor. Neue Häuser orientieren sich an den alten Bautechniken. Auf einem Hügel prägt das größte Castle des Landes das Stadtbild mit seinen Mauern und dem Clocktower, leider war es zu unserer Besuchszeit schon geschlossen. Auf dem Weg ins Hinterland und Gebirge entdeckten wir in einer Schlucht die historische Ali-Pasha-Bridge und einen Briten, mit dem wir kurz ins Gespräch kamen. Schon auf dem Weg nach Gjirokastër musste ich einfach anhalten, da einige alte Brücken einen tiefblauen Fluss überspannten. Die osmanischen Wurzeln der Stadt prägen auch einige Moscheen, pünktlich um 17:00 sang der Muezzin wieder für uns. Wir hatten ihn beinahe vermisst. Wer die Stadt besucht, sollte gut zu Fuß sein und bequeme Schuhe anhaben, es geht steil hinauf und das Pflaster schlägt in die Fußsohlen.

Außerhalb der restaurierten Innenstadt gibt es auch Leben und hier sieht man die Armut Albaniens. Häuser in bemitleidenswertem Zustand, schlechte Straßen und jede Menge Müll. Bauschutt fungiert als Weguntergrund. Wir waren darauf vorbereitet, doch nach der ziemlich sauberen Westtürkei und Griechenlands ist es wirklich schockierend, wie manche mit ihrer Umwelt umgehen. Hoffentlich ändert es sich im Laufe der Tour noch. Zum Stellplatz ging es nochmal 12 km aus der Stadt raus, dadurch konnten wir den Bus noch einmal aufheizen 😊. Morgen freuen wir uns schon auf den ersten vollständigen Tag im Land der roten Flagge mit dem schwarzen Adler.

 

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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