Das große Pfützenspringen / Länderwechsel – Batumi (GEO-30)
- Sarah
- 4. Sept. 2021
- 5 Min. Lesezeit
03.09.21 – Es regnete und stürmte die ganze Nacht. Waren wir doch froh, nicht direkt in erster Linie am Strand geparkt zu haben. Die Wellen waren nicht ganz ohne und die Pfützen und der aufgeweichte Untergrund hätten für uns nix Gutes bedeutet. Eigentlich wollten wir unseren letzten Georgientag am Meer genießen, das SUP auspacken und vielleicht noch einmal mit Delfinen paddeln. Es sollte aber einfach nicht sein und so nutzten wir die Zeit im Polwan, um einige Texte und Fotos nachzubereiten. Und dann kam das große Erwachen, wollten wir uns doch bereit für die Fahrt machen, sahen wir im Bad eine undefinierbare Pfütze vor dem Klo. Schnell war uns klar, dass es wohl ein Problem des Regens ist. Fanden wir einen Spalt an der Serviceklappe für den Toilettencontainer von außen und da wir etwas schief standen, lief das Wasser wohl hinein, sammelte sich und drückte sich Dank einer fehlenden Silikonnaht nach innen durch. Da kommt wirklich Freude bei uns auf, denn bei Wasser weiß man nie, wo es hingeht. Wir fingen vorerst alles mit einem Handtuch auf. Der Regen schien kein Ende zu nehmen, also machten wir uns auf den Weg nach Batumi. Die erste Pfütze, die wir überwinden mussten, war so tief, dass unser Unterboden schon Kontakt fasste, es hieß nur nicht stehen bleiben, sonst läuft Wasser rein. Hoffentlich geht das nicht so weiter. Das Meer schlug wilde, mehr als mannshohe Wellen und die Badefahnen waren auf dunkelrot gehisst. Baden? Mehr als lebensgefährlich. Hatten wir vor 2 Tagen noch 35°C und blauen Himmel, waren es nun nur noch 17°C, Regen und grau in grau. Liebe Leser in Deutschland wir fühlten nun mit euch.
Auf der Fahrt nach Batumi sahen wir die Ausmaße des letzten Tages. Die Flüsse waren voll und überfluteten die Wiesen und Felder. Ganze Maisfelder standen bis zu 1m unter Wasser und die Wellen spritzten teilweise bis auf die Straße hoch und rissen die Straßenmarkierungen mit sich. Wir hofften, dass der Regen bald ein Ende nimmt und nicht noch schwerere Schäden verursacht.
Im Großen Wirr Warr von Batumi und dem unzureichenden Fahrvermögen der Georgier mussten wir uns den Weg bis zum Waschsalon erkämpfen. Wir nutzten den Regentag, für unsere Wäsche und ließen alles einmal waschen. Der Parkplatz war zwar nur 400m vom Waschsalon entfernt, aber wir hüpften von links nach rechts, liefen nur auf den Hacken, um keine nassen Füße zu bekommen und die tiefen Stellen der Pfützen irgendwie zu umgehen. Dies war allerdings erfolglos, denn die Straßen schwammen. Meist gehen beim Waschen 2-3 Stunden des Tages drauf. Heute war es kein Problem, denn so konnten wir noch einige Einreiseformulare, das E-Paper für den Impfnachweis und anderen Schriftverkehr im WLAN erledigen. Auch unser letztes georgisches Geld fand noch eine Verwendung. Mit einem frisch aufgefüllten Tank waren wir also bereit, zur Grenze zu fahren.
Unseren PCR – Test aus Armenien hatten wir dabei und er war noch 1h gültig. Sollte eigentlich reichen, um über eine Landgrenze zu kommen. Doch falsch gedacht, standen wir nun in einer Schlange von einigen Autos an der Ausreise Georgiens. Und da standen wir dann auch, wurde ein Platz frei, wurde ein Motorradfahrer aus Berlin vor gewunken oder ein Georgier drängelte sich von hinten an uns vorbei nach vorn. Keiner der Polizeibeamten interessierte sich dafür, nur nicht nass werden. Gefühlt waren alle vom strömenden Regen genervt und dem hohen Aufkommen der Grenzübertritte. Tja, dann waren wir an der Reihe, wir hatten alles dabei. Angefangen von den Reisepässen, Fahrzeugpapieren, Impfnachweis in Papier- sowie elektronischer Form, einem PCR – Test, der dank des Wartens nun 30 Minuten überfällig war und die Einreisedokumente für das neue Land. Man bedenke, wir benötigen zur Einreise eine vollständige Impfung (haben wir) oder einen PCR – Test.
Und dann der große Schock, sagt doch der Grenzbeamte, der PCR – Test sei nicht mehr gültig, wir müssten einen neuen machen. Er glaubt nicht, dass wir so über die Grenze kommen. Wir wussten nicht was das sollte, nun begann das große Diskutieren. Schließlich waren wir pünktlich an der Grenze, doch durch ihre langsame und unkontrollierte Arbeitsweise konnte das nix werden und außerdem brauchen wir den Test nicht, da wir geimpft sind. Anscheinend konnte der Beamte auch nicht rechnen, denn für ihn hatten wir den Test vor 4 Tagen gemacht und nicht vor 3 Tagen. Einer von uns beiden musste ganz schön aufpassen, dass er nicht aus den Latschen sprang. Irgendwann sah er es ein und gab uns den Ausreisestempel. Puh, erste Kontrolle war also geschafft.
Es folgte der Blick auf die große rote Flagge mit dem Halbmond und dem Stern. Ja genau, wir sind an der türkischen Grenze angekommen. Dann wollen wir mal sehen, was uns erwartet. Die ersten Beamten waren nett und meinten wir sollen mit den Papieren zu einer Ärztin, diese bestätigt uns alles. Und so kam es auch, wir zeigten unseren Impfnachweis, einen PCR-Test wollte die Dame nicht sehen und schon konnte die Reise weitergehen. Doch halt, nicht so schnell. Ich durfte wieder einmal nicht mit dem Auto über die Grenze, sondern musste den Passagiergrenzübergang nutzen und Hardy musste den Polwan mal wieder allein durch die Grenze bringen. Für mich war es eine entspannte Kontrolle wie am Flughafen. Pass vorlegen, Stempel rein, vorbei an der Gepäckkontrolle und willkommen in der Türkei.
Es regnete leider immer noch in Strömen und ich wusste nicht recht, wo Hardy herauskam. Also stellte ich mich an die Schranke, die vielversprechend aussah. Neben mir eine portugiesische Motorradreisende, die ebenfalls auf ihren Freund wartete. Leider hatten sie keinen PCR - Test und durften nicht nach Georgien einreisen. Sie mussten wieder zurück in die Türkei. Es dauerte nochmals ca. 30 Minuten, bis ich den Beamten an der Schranke fragte, ob er wüsste, wann Hardy käme. Er sagte zuerst in ca. 5 Minuten. Nach diesen 5 Minuten, meinte er, es könne eine Weile dauern, da das Auto im X-Ray (Röntgenscanner) ist. Na klasse, ich dachte schon, wir werden richtig gefilzt und Hardy muss alle Schränke aus- und einräumen. Doch dann kam er mit dem Polwan angefahren, die Schranke ging auf und unsere Fahrt konnte losgehen. Hardy hatte sich bei seiner Warterei mit dem Pendent zur Motorradfahrerin, einem niederländischen Türken und dem Berliner Motorradfahrer unterhalten. Er hatte ja viel Zeit, die er warten musste.
Nach 2,5 Stunden Grenzprozedere hieß es: „Herzlich Willkommen in der Türkei“. Dies merkten wir direkt auf den Straßen, war der Verkehr doch nicht so gering und die nächsten Städte auch schon voll, von süßen Essensständen, Kebabhäusern und einem doch regen Treiben. Wir besorgten uns eine SIM – Karte, da wir so doch etwas flexibler sein können und einiges an Reisezeit hier planen.
Leider mussten wir noch einen Schaden am Polwan feststellen. Sahen wir in der Vergangenheit schon öfters Fiat Ducatos und Jumper herumfahren, bei denen der Lack an der A-Säule und auf der Motorhaube abblätterte. Wir hofften, dass dies mit uns nicht geschieht. Doch leider ist es nun der Fall und wir haben nun 4 Stellen, an denen unser weißer Lack abblättert. Der Regen und der starke Sturm waren heute anscheinend zu viel und der Lack war ab. Wir haben somit eine neue Reparaturaufgabe, damit es auch ja nicht langweilig wird.
Doch trotz dieses aufregenden Tages freuen wir uns auf die nächsten Wochen und vielleicht auch Monate in diesem Land und sind gespannt, was es für Abenteuer für uns bereithält. Den Stellplatz fanden wir direkt am Meer, der laut eines russischen LKW-Fahrers sehr sicher sein soll. „No Mafia and no problem to sleep here.“
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