Die Stadt der 100.000 Studenten – Thessaloniki (GRE)
- Hardy
- 16. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit
14.05.2021 - Der Abend wurde aufgrund der Ereignisse relativ lang, mit WLAN ausgestattet, konnten die Blogbeiträge fast auf aktuellen Stand gebracht und die nächsten Routenteile zusammengebastelt werden. So kam es, dass beim Aufwachen schon die Sonne hineinschien.
Schon am Morgen war es mit über 20 Grad angenehm warm, die interessanten Sehenswürdigkeiten gegoogelt und durch den Stellplatzwechsel eine Fahrt von über 20 km in die Innenstadt fällig. Auf einer meist 3-spurigen Schnellstraße ging es mit dem Rad und für einen Städtetrip ungewöhnlich – Helm nach Thessaloniki. Es war ein heikles Unterfangen, die Spiegel klebten oft fast an unseren Hintern und ein Auffahrunfall wurde durch knappe 10 cm und quietschende Bremsen eines LKW´s neben uns verhindert. Insgesamt ist die Fahrt auf der gesundheitsfernen Schnellstraße nach Thessaloniki nicht unbedingt zu empfehlen. Auf dieser Strecke fährt auch ein Bus.
Thessaloniki ist die zweitgrößte Stadt Griechenlands und hat etwa 300.000 Einwohner, hier gibt es eine internationale Universität, die 100.000 Studenten haben soll. Nun gut. Es ist eine Hafenstadt mit 80´er Jahre Charme. Jedenfalls stammt wohl ein Großteil der Häuser aus dieser Zeit. Die Menschen wirken jedoch modern und zeitgemäß. Von unserer Seite aus kamen wir direkt am Konzerthaus, dem Tomba-Stadion – übrigens Griechenlands größtes Stadion – vorbei. Auf dem Weg zu der stadtüberthronenden Festung konnten wir gleich den großen Triumphbogen, das Mausoleum Rotunde und die ins Stadtbild wunderbar integrierte alte Stadtmauer anschauen. Die alte Stadtmauer erhält besondere Beachtung, denn um sie herum führt meist ein üppiger Grünstreifen, teilweise parkähnlich angelegt mit vielen Sitzgelegenheiten. Im Pasha-Park sind noch Überreste von Gebäuden, die an Kleckerburgen erinnern, erhalten … ziemlich kurios.
Der beste Blick über die Stadt wurde uns an der Festung versprochen, doch wir fanden ihn am Vlatades-Kloster doch besser. Besichtigt man die Festung von innen, kann sich das natürlich ändern, wir begnügten uns mit einem Rundgang von außen.
Bei der Durchfahrt des Altstadtviertels Ano Poli konnte man auch die frühere dorfähnliche Stadtstruktur erkennen. In kleinen Gassen mit mittiger Regenrinne stehen meist 2-3 stöckige schmale Häuser. Entgegen dem Rest der Stadt wirkt es hier sehr bunt und liebevoll gestaltet.
Auch diese griechische Stadt ist wieder voll von Kirchen, einige wie die Apostel-, Paulus- und Domestios-Kirche sahen wir uns an, nicht alle hatten geöffnet. Man darf von den Kirchen nicht zu viel erwarten, von außen sind sie für den Touristen meist sehr ähnlich – rote Backsteine mit grau-gelbem Mörtel gebaut. Doch meist unterscheiden Sie sich durch die Anzahl der Dome (Kuppeln) und Eingänge. Gemeinsam haben sie i.d.R. einen dunklen Innenraum, küssbare Ikonen, Weihrauchgeruch, Geldsammelbehälter und beruhigende Musik. Viele historische Wandbilder sind erhalten. Nicht erhaltene Teile sind i.d.R. grau verputzt. Übrigens steht in fast jeder Kirche, dass sie mit entsprechender Kleidung zu betreten ist, bei 33 Grad hatte ich nur ein T-Shirt zum Überziehen mit, bei einer Kirche vergessen, gab es schon eine Schelte von einer anderen Besucherin. „This is a Church …“, also aufpassen! Bei einem Thessaloniki-Besuch sollte auf keinen Fall die größte und prunkvollste Kirche, die Hagia Sophia vergessen werden.
Traditionell ist hier auch der Verkauf in Markthallen, diese mussten wir unbedingt besuchen, da Sarah mal gerne eine griechische Verkaufshalle anschauen wollte. Es werden vor allem Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Gewürze und Blumen verkauft. Beim Fleisch findet man oft das gesamte Tier, nur ohne Fell vor. Man muss sich daran gewöhnen, den Tieren in die Augen zu schauen, muss den Kopf aber nicht mitnehmen. Einzelne Ziegen- oder Schafsköpfe gibt es für einen Euro, Schweinekopf 3€. Nicht mit Fleisch, aber zum Abschluss statteten wir uns noch eine kleine Zusammenstellung aus einer Vielzahl von eingepackten Süßigkeiten aus. Meistens sind es gefüllte Kekse oder Waffeln.
Von der Hagia Sophia ist es, vorbei am Aristoteles-Platz und den historischen Hotels Olympus und Electra Palace nur noch ein Katzensprung bis zum Meer. Entlang der Promenade befinden sich etliche Cafés, Bars und Restaurants. Auch in der Woche waren sie gegen Mittag schon sehr gut gefüllt, am Vorabend waren sie brechend voll … Massen, kein Abstand, Alkohol und Corona!
Die Promenade wertet die Stadt nochmal richtig auf, entlang dieser sieht man auch den weißen Turm, das Regenschirmmonument, ein Kriegsschiff und etliche moderne Grünbereiche am Wasser, aber im Hintergrund immer die 80er-Jahrebauten.
Zurück am Polwan gab es dank des WLANs noch Videoanrufe mit der Familie und den ersten Restaurantbesuch, es soll das beste in der Umgebung sein … wir probierten das erste Mal Souvlaki, ohne diesen Versuch wollten wir Griechenland nicht verlassen, dazu ein frisch gezapftes Starkbier und so behalten wir auch die Kulinarik in guter Erinnerung.
Wie ist unser Eindruck von Thessaloniki … Die Stadt unterscheidet sich um einiges von Athen, wirkt durch den vielen Verkehr eher stressig, durch die teilweise unklare Struktur etwas unübersichtlich. Man findet hier jede Menge schöne Ecken, doch richtige Highlights fehlen. Die Menschen bringen eine angenehme Frische in die Stadt, die man bei den Gebäuden eher vermisst. Ist Thessaloniki einen isolierten Städtetrip wert? Nein, nur in Verbindung mit anderen Aktivitäten zu empfehlen.
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