Doppelter Plattfuß – Stephantsminda (GEO-19)
- Hardy
- 5. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
04.08.2021 – Wieder mal traumhafte Sicht zu unserem Hausberg, dem Kazbeg ließ uns motiviert in den Tag starten. Heute hatten wir eine Bike & Hike-Tour geplant, denn entgegen der vielen Touristen wollen wir uns nicht mit dem Taxi oder Bus zu unseren Zielen bewegen.
Die Bremsen nach dem Reifenwechsel gestern erstmal langsam einbremsen, bis sie sich wieder optimal um die Scheibe positioniert haben. Auf Bremsen wollen & können wir bei den hiesigen Straßen nicht verzichten. Auf dem Weg zur russischen Grenze fuhren wir auf einer Gebirgsstraße, die traumhafte Blicke hinab ins Tal lieferte, aber auch immer wieder ins Gewissen rief, gut daran zu tun, sich auf die Straße zu konzentrieren. Durchsetzt mit Schlaglöchern und teilweise Löchern, durch die man unter die Stege schauen konnte, hieß es immer Obacht. Leider handelt es sich bei der Straße auch um eine der Haupttransitverbindungen zwischen Russland, Georgien und Armenien. Heute Morgen hatten wir die Straße noch fast für uns. Ein etwa 500 m langer, unbeleuchteter, unbelüfteter und schlecht asphaltierter Tunnel ließ uns nachdenken, ob es so gut ist, sich immer auf jede Straße zu wagen.
Wo wollten wir eigentlich hin? Es zog uns nach Gveleti, ein Ort, der nur 4 km von der russischen Grenze entfernt liegt. Für uns eine tolle Möglichkeit, das Land zu wechseln, doch ohne Visa leider nicht möglich. So schauten wir uns nach kurzweiligen Wanderungen den Small und Great Gveleti-Waterfall an. Beide wirklich sehenswert, fallen sie doch über mehr als 30 m. Die jeweilige Lage in verschiedenen Tälern, die über eine kleine bunt bemalte Brücke verbunden sind, macht es noch interessanter. Durch etwas Gestripp und losen Schotter muss man sich schon kämpfen. Man wundert sich aufgrund des schlechten Untergrunds, wie hoch so mancher sein Auto treibt, nur um Höhenmeter zu sparen. Selbst wir hatten die MTBs schon viel tiefer abgestellt.
Weiter ging die Fahrt, schnell weg von Russland, nicht dass sie uns noch dabehalten wollen. Es hieß bergauf, der Verkehr hatte deutlich zugenommen, die ein oder andere Abgaswolke hatten wir zu schlucken. Doch nun war uns der Tunnel zu gefährlich, wir wählten die Umgehungsstraße um den Berg herum. Was keiner ahnte, sie war nur zu 80 % fertig, mit reichlich Steinschlag versehen und stark bewachsen, u.a. mit sanddornähnlichem Bewuchs. Es war ziemlich abenteuerlich. Vorbei an Stephantsminda ging es bis nach Akhaltsikhe. War es als Wanderung geplant, bot sich der Schiefer-Großkiesel-Untergrund hervorragend für die MTBs an. Es passierte das Unglaubliche, zeitgleich entfloh uns die Luft aus den Reifen, Sarah vorn, mir hinten. Aus einer schlechten Erfahrung hatten wir gelernt, stets einen Ersatzschlauch dabei zu haben. Einer für zwei? Na prima. Direkt unter dem Wasserfall hieß es also Flickzeug raus und Löcher suchen. Dank des Wasserfalls war ein Zischen nie vernehmbar, doch ein WASSERfall bildet meistens einen kleinen Bach, so waren zwei Löcher schnell ausgemacht und geflickt. Glück im Unglück hatte ich in meinem Mantel sogar 2 Dornen stecken, aber nur ein Loch, war Sarah doch eigentlich die Mehrfachperforationsexpertin. Selbst in den Bergen merkten wir, wie uns die Hitze die Energie aus den Körpern zog. Dementsprechend machten wir nach dem Besuch eines Svaneti-Towers und einer Ausstellung von Gesichtssteinen in Sno einen Abstecher in einen Gebirgsfluss. Schön kalt ließen wir uns das Wasser um die Beine, Arme und Kopf laufen. Das folgende Eis war nach 45 Radkilometern auch verdient.
Es soll keiner sagen, wir würden uns die Orte, in denen wir stehen, nicht anschauen. Am Abend statteten wir Stephantsminda noch einen Besuch ab und stellten fest, dass es unnötig war 😊.
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