Dracula in Transsylvanien – Bran/Brasov (Rou-8)
- Hardy
- 16. Juni 2021
- 4 Min. Lesezeit
14.06.2021 - Der Ausblick … gestern haben wir noch gehofft, heute, bevor man etwas sehen konnte, nur gehört und was? Tropf, tropf, tropf, eigentlich war es ein Trommeln. Der Blick auf die Innenraumtemperatur besagte 8 Grad, das Tablet sagte Außentemperaturen von 3 Grad und Schneefall. Na, da hatten wir uns ja mal wieder etwas eingebrockt, schmunzelten wir gestern noch etwas über die Schneekettenschilder, kam uns bei der Abfahrt doch tatsächlich der Schneeflug entgegen. Also auch im Sommer machen Ganzjahresreifen Sinn, nicht nur bei sandigem Boden 😊.
Heute hieß es also nur anziehen und Abfahrt, denn dies hatte sich bewährt. Erstmal das Auto mittels Motorheizung erwärmen und dann irgendwo frühstücken. Dabei musste uns wohl ein Rumäne beobachtet haben, der bei unserer Frühstücksplatzabfahrt freudig winkte.
Bei anhaltendem Regen konnten wir unsere geplante Wanderung (Canionul sapte Scari) in eine Schlucht mit 7 Wasserfällen und vielen stählernen Treppen, Leitern und Stegwegen in Timisu de Jos vergessen. Die Regenjacken waren von gestern noch nicht einmal trocken, geschweige denn die flachen Wanderschuhe.
So blieben wir kurzerhand neben der Landstraße stehen und switchten um. Wenn es regnet, muss man sich etwas anschauen, was überdacht ist. Dies hatten wir schon in Schweden lernen müssen. Also wurden wir mal zu richtigen Touris und machten „Touri-Scheiß“. Da wir noch ziemlich hoch waren, fuhren wir die Karpaten einfach auf einer anderen Seite herunter und landeten in Bran. Übrigens verließen wir auch die Wallachei und landeten in Transsylvanien. Da war doch was, eine Legende, die jedes Kind kennt und sich lange fürchtet. Das Geheimrezept soll Knoblauch und ein angespitzter Holzpflock sein. Na, klingelt es?
Wir besuchten Bran, eine Stadt mit traditionellen Gebäuden und fast überall sah man Gebisse, bei denen die Eckzähne übermenschlich lang waren. Wir waren im Dracula-Schloss (Schloss-Bran). Laut Lonely-Planet „thront das Schloss Bran auf einem steilen Felsen mit seinen Türmen und Zinnen. Es überragt einen einsamen in Nebel gehüllten, dicht bewaldeten Gebirgspass. Sein auffallendes Äußeres scheint ein Mix aus diversen Horrorfilmen zu sein. Dennoch erwartet Besucher nichts Gruseliges.“ Vorbei an vielen Klimbim-Läden kamen wir zur Kasse und die klingelt hier ordentlich. Einerseits waren auch an diesem Montag massig Besucher am Start, andererseits bezahlt man auch Rumänien untypische 9 € Eintritt. Schauen wir mal, ob es sich lohnt, wenn ihr mal hier seid. Das Schloss selbst ist sehr verwinkelt und erhielt mit jedem Herrscher immer wieder neu Anbauten. Im Inneren ist es erstaunlich bodenständig gehalten. Fast alle Wände sind einfach nur weiß, die Möbel sind gehobener und alles hängt, wie fast immer mit den Habsburgern zusammen. Insgesamt geht es mehr um die Entwicklung der Region, die Königin Marie und ihre Tochter. Alle Informationen sind in Rumänisch und Englisch angegeben. Die Legende um Graf Dracula entstammt der Feder und Fantasie des irischen Schriftstellers Bram Stoker 1897. Dabei wurde der König Vlad Tepes zum Gesicht des Graf Dracula, da er mit seinen Gefangenen bis an die Blutgrenze ging, nicht beißend aber mit allerhand Folterinstrumenten, die für zusätzliche 10 Lei besichtigt werden können. Wer mal um die Ecke lugt, sieht sie allerdings auch.
Insgesamt ist das Schloss Bran einen Besuch wert, man macht aus der Legende zwar ordentlich Geld, lässt sich neben dem Eintritt die Folterkammer und den Wassertunnel extra bezahlen. Dem Graf Dracula wurden zwei Räume gewidmet. Etwas makaber für die Bewohner befindet sich das Corona-Impfzentrum auch hier auf dem Schlossgelände. Entsprechend thematische Wegweiser waren vorhanden. Sucht euch für einen Besuch unbedingt einen Arbeitstag heraus, denn sonst wird es richtig voll.
Anschließend ging es nach Brasov (Kronstadt). Schon in Berichten konnten wir lesen und sehen, dass die Hauptstadt von Siebenbürgen immer weiter aufgehübscht wird. Entsprechend des thematischen Anlasses parkten wir natürlich am Friedhof. Brasov hat ein historisches Zentrum und ein neues Zentrum. Für eine Stippvisite empfehlen wir auf jeden Fall das historische Zentrum. Viele Gebäude wurden bereits renoviert, viele Häuser schreien aber auch noch danach.
Es fällt auf, dass alle Städte neben den rumänischen auch deutsche Namen tragen, auch an den Hausfassaden deutschstämmige Inhaber oder deutsche Bezeichnungen zu lesen sind. Auch am Schloss Bran steht ein deutsches Gedicht an der Eingangsfassade geschrieben. Es gibt einen Rundweg durch die Stadt, der an der Stadtmauer und seinen verschiedenen Türmen, die allesamt nach Handwerkerberufen benannt sind, beginnt. Im Inneren ist jedes Haus ein historisches Monument, egal ob schön oder nicht. Es gibt einige Kirchen, eine Synagoge, Stadttore und einige Gebäude zu besichtigen. Wer mit offenen Augen durch Brasov läuft, entdeckt die Schnurgasse, die drittengste Gasse Europas. Mit 1,11 - 1,35 m wurde sie als Abkürzungen bei Notfällen genutzt, heute haben Künstler sie gestaltet und jeder Besucher kann sich an einer weißen Wand verewigen. Scheinbar begreifen einige den eklatanten Unterschied von Weiß und Rosa bzw. Gelb nicht. Macht euch einfach selbst ein Bild davon. Die Restaurants laden zu einem Stelldichein ein und auch wir nutzten die Chance, eine traditionelle Speise zu probieren. Bei uns gab es weiße Bohnensuppe, die nicht auf einem Teller, sondern in einem Weißbrot serviert wurde. Hielt sich doch das Wetter über den Tag einigermaßen, so fing es doch bei unserem Abgang wieder an zu regnen.
Schloss Bran und Brasov in Verbindung sollten bei eurem Rumänien-Tripp definitiv mit auf der To-do-Liste stehen. Bei unserer Fahrt zum nächsten Stellplatz stellte wir fest, dass die Durchfahrtsdörfer auch ländliche Dörfer in Sachsen-Anhalt sein könnten. Große Unterschiede gab es nicht, die Einführung der Pferdekarren würde unserem Umwelt- bzw. Verkehrsminister definitiv bei der Einhaltung der CO2-Grenzen helfen. Man nehme sich ein Vorbild an Rumänien … (Interpretationsspielraum!) Unser neuer Stellplatz liegt weiter westlich direkt an einen Fortress. Dazu morgen mehr.
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