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Durch die grüne Hölle bis zum geilen Gaul – Tkibuli (GEO-14)

  • Hardy
  • 2. Aug. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

30.07.2021 – Unser Stellplatz am Reservoir Tkibuli entpuppte sich als traumhaft, es war ruhig und der Sturm wackelte am Bus wie an einer Babywiege. Noch bevor die Sonne über die Gipfelketten hervorschaute, bekamen unsere Beine Gewicht. Morgenstund hat …

Warum standen wir mal wieder früh auf? Hatten wir mal wieder einen Termin oder eine längere fremde Busfahrt? Nein, der Grund ist so einfach wie banal, wir wollten der extremen Mittags- und Nachmittagswärme aus dem Wege gehen. Als wir gestern Nachmittag an unserem Stellplatz ankamen, sahen wir eine hübsche Steingipfelformation in der Ferne. Der Blick in maps.me verriet uns, dass es dort oben sogar eine Bergstation einer Seilbahn gäbe und ein Weg über einen Pass hinaufführt.

So sattelten wir nach ordentlichem Haferflockenmüsli die MTBs, heute ultraleicht, also keine Schlösser, nur etwas Verpflegung, Werkzeug, Ersatzschlauch, Pumpe und Drohne. Auf alles konnten wir dann doch nicht verzichten. Die Routenplanung ergab bis zur Seilbahn 25 km und 1000 hm. Gestern Abend konnte ein geiler Gaul seine Emotionen kaum bei sich behalten und versuchte ständig eine scharfe Stute zu besteigen, was sie ihm mit kräftigen Austritten dankte. Auch heute Morgen zeigte er sich nicht lernfähig.

Es galt 6 km bis Tkibuli zu überbrücken und dann ging es hinein in die Serpentinen. Kehre für Kehre arbeiteten wir uns durch die grüne Hölle, denn rechts und links waren wir nur von Büschen und Bäumen umgeben. Selbst die Autos schnauften an uns vorbei, was sie mit teilweise kräftigen Rußwolken quittierten. In keinem Land haben alte Ford Transits so ein Bleiberecht, wie in Georgien.

Immer wieder rechts, immer wieder links, vorbei an den Schildern mit den Steigungsprozenten ging es mit tollen Ausblicken in die Höhe. Kurz vorm Pass kam der ersehnte Abzweig, noch 4 km bis zur Bergstation und wie es immer ist, wird es am Ende immer steiler. An der Bergstation mussten wir feststellen, dass die Straße bis hierher zwar sehr gut war, die Bahnstation aber nur noch ein zerfallender Lostplace war. Überall bröckelt der Beton und nach unserer Begehung stand sogar die Frage im Raum, ob die Station je in Betrieb genommen wurde, Seile und Masten fehlten gänzlich.

Für die Aussicht hatte es sich jedenfalls mehr als gelohnt, in der Ferne konnten wir den See und Polwan sehen. Kurz nach uns kam sogar die Thüringer Grillhexe hochgefahren, so eine richtige Rostbratwurst vom Undergroundfleischer, wir würden definitiv nicht „Nein“ sagen! Leider war es nur einer der vielen noch beklebten Firmentransporter, die hier ein zweites Leben haben.

Für den Rückweg hieß es Eier aufschlagen, denn die Scheibenbremsen kochten mal wieder fast und Spiegelei geht doch immer. Es war eine absolute Genussabfahrt. Hatten wir auf dem Hinweg 5-mal vom Rad wegen Hunden gemusst, hieß es einfach durchrollen. In Tkibuli nutzten wir noch etwas Internet, um die Olympiaergebnisse zu erfahren. Medaillen kommen, wie fast immer von den Sportarten mit wenig Aufmerksamkeit, im Kanuslalom gab es derer gleich 4 und davon eine in Gold, da lacht das Kanutenherz.

Nach etwas Sport am Polwan, übrigens war der geile Gaul aus den Tritten nicht schlauer geworden, ging es wieder in die Spur, 128 km waren zu überbrücken. Auf uns sollte die erste und einzige Autobahn Georgiens warten. Ganze 10 km hielt sie, danach führte uns die Landstraße im Tempo 30 – 50 km/h weiter. Die wichtigste Verbindung des Landes vom Schwarzen Meer bis nach Tiflis (Tbilisi) befindet sich erst im Bau. Über 70 km arbeitet man an Tunneln, Brücken, Brückenpfeilern, Hangnetzen, Erdbewegung usw. Es ist eine Megabaustelle, und welche Nation kennt sich mit Megabaustellen aus? Ganz klar, das Projekt liegt in chinesischer Hand. Etliche Chinesen werkeln und schwitzen, was das Zeug hält. Selbst die Baugeräte, wie LKWs, Kräne, Walzen, Tunnelbohrmaschinen stammen aus China und tragen die typischen Schriftzeichen. Wir waren von der Größe beeindruckt. Auch lebende Baustellenampeln mit Stop & Go-Schildern waren in Masse vorhanden, allesamt ältere Georgier. In einem Tunnel wurden wir von den chinesischen LKWs derart zugesmokt, dass die Lüftung in höchster Eile von Außen- auf Innenluft wechseln musste. Die Luft war so grau, dass die Lampen im Tunnel vernebelten.

Nach 4 h für 128 km freuten wir uns auf ein kühles Eis, das Thermometer zeigte wieder deutlich über 30 Grad an. Für unseren Stellplatz fuhren wir in einem Nationalpark etwas höher als notwendig und genießen gerade das an uns vorbeiziehende Windlüftchen. Schön versteckt können wir dank der neuen Mückennetze alles aufmachen und auf eine bessere Schlaftemperatur hoffen.

 















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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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