Durchgenudelt im Pimmeltal – Göreme (TUR-31)
- Hardy
- 12. Okt. 2021
- 3 Min. Lesezeit
10.10.2021 – Den Stellplatz nicht gewechselt, wussten wir was uns schon früh am Morgen erwarten wird. Es kam wie gedacht, frühes Rauschen, vorbeiklappernde Autos und wieder eine kurze Nacht. Doch auch heute lohnte das frühe Aufstehen wieder. Etwa 200 Heißluftballons erhoben sich durch große Gebläse langsam von ihrem platten Dasein und bekamen nach und nach das Volumen. Die Gasbrenner taten im Dunkeln ihr Übriges und versetzten die vielen Ballons zu überdimensionalen Leuchtkörpern in der Landschaft. Der Parkplatz füllte sich ähnlich zum Sonnenuntergang und die Ränder waren voll von Menschenlinien.
Schon vor dem Aufkommen der Sonne waren die Hälfte der Ballons in der Luft, mit dem Aufkommen der Sonne wurden sie in ein schönes orange-gelbes Licht getaucht. Glücklicherweise wehte der Wind heute aus einer anderen Richtung und so hatten wir lange etwas von dem Schauspiel.
Kurzes Frühstück, die Gesundheit checken, die sich gegenüber den Vortagen bei mir eher verschlechtert, bei Sarah glücklicherweise deutlich verbessert hatte. Dann drehten wir schon den Schlüssel im Schloss und der Polwan erwachte zum Leben. Heute nur eine kurze Überbrückung bis in den nächsten Ort. Marina und Gerd hatten schon einen schönen Stellplatz direkt an einer Klippe gesucht. Selbst jetzt kamen hier noch Ballone an.
Mit dem Radl ging es hinein nach Göreme. Kappadokien ist nicht nur bekannt für seine Zipfelmützenberge, sondern auch für seine Höhlenwohnungen. Im Göreme Open Air Museum kann man ein altes Kloster mit vielen Felskirchen besuchen. Verwöhnt von detaillierten Fresken wartete ihr eine fast kindliche Bemalung auf uns in Braun. Wenige Details, eher Linien und Kreuze. In einigen Kapellen hatten die Wände doch die erwarteten Malereien. Der Eintritt kostet vergleichsweise happige 10 € p.P., wer die Black Church auf dem gleichen Gelände besichtigen möchte, zahlt nochmal 3 € zusätzlich. Mittlerweile kennen wir auch einen kostenlosen Weg hinein. Der Besuch lohnt sich, wir empfehlen euch eine möglichst zeitige Anreise, da es ein Besuchermagnet ist und die Reisebusse in Scharen davor halten. Doch nicht nur das Gelände selbst, sondern auch drumherum gibt es viel zu entdecken. Nur einen Steinwurf entfernt sahen wir weitere Reste Kapellen, Kirchen mit schönen Fresken, Wohnräume und Höhlen. Selbst auf dem Weg zum Parkplatz konnten wir große Felsen mit 5-stöckigen Höhlenwohnungen entdecken. Es lohnt also, nicht nur den Autoscharen zu folgen.
In Göreme gönnten wir uns ein Mittag im Restaurant. Für Sarah weiter Schonkost, bei mir gab es eine traditionelle Speise im Tontopf. Dieser Topf oder besser Krug wird wahlweise mit Fleisch und/oder Gemüse gefüllt, mit einem Brotteig verschlossen und dann im Ofen erhitzt, die Füllung darin folglich gegart. Der Topf wird in einer förmlichen Zeremonie zum Tisch gebracht, nochmals befeuert und mit einem Holzhammer am Boden aufgeschlagen und serviert. Traditionell, solltet ihr mal probieren.
Etliche Höhenmeter wieder zu unserem Parkplatz hinaufgeklettert, wechselten wir auf Wanderschuhe. Marina und Gerd hatten gestern schon einen Weg in das Tal unter unserem Stellplatz ausgekundschaftet. Wir stehen direkt am Love-Valley oder „Pimmeltal“, wie es im Volksmund heißt. Über Rinnenwege ging es steil hinab, normal hätten wir uns wohl dagegen entschieden, doch es war machbar. Natürlich stand das Tal im Vordergrund, doch alle hatten leere Rucksäcke dabei. Im Tal steht eine Art wilde Obstplantage mit verschiedenen Apfelsorten, Quitten und Weintrauben. Da schlugen wir uns nicht nur beim Probieren den Bauch voll, auch für Marmelade, Kuchen, Tagesobst und Apfelmus füllten wir die Beutel. Ratzfatz waren wir durch und die Vitaminbomben sollen ja auch die Gesundheitsgegner im Körper bekämpfen.
Doch zurück zum berüchtigten Tal. In Kappadokien gibt es eine kleine Anzahl von Tälern, die ihrer Entstehung nach mit relativ weichem Gestein gesegnet oder verflucht sind. Dieses weiche Gestein ist meist Asche mit unterschiedlichem Härtegrad. So haben Wind, Regen, Hagel, Locals und Besucher deutliche Spuren hinterlassen. Im Love-Valley stehen Skulpturen, die ihrem Aussehen nach als überdimensionale Penisse erscheinen. Ist man Spielverderber, sagt man eher Spargelstangen 😊. Die Natur sorgte auf unserer Reise schon für manch skurrile Optik, diese gehört auf jeden Fall auf die oberen Plätze.
Nicht bei bestem Gesundheitszustand waren wir nach diesem Tag ganz schön durchgenudelt und freuten uns auf die Stühle. Geparkt hatten wir auf einer Felsenzunge mit Blick in das Tal, so gelang auch der wunderschöne Ausblick ins Tal am Tisch. Da wir doch einige Meter hoch stehen und der Wind sein übriges tat, luden uns die beiden noch in ihre 4 Wände ein. So hatten wir noch einen langen und entspannten Abend mal nicht bei uns.
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