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Durchgeschüttelt und durchnässt – Landmannalaugar (ISL-2)

  • Autorenbild: Hardy
    Hardy
  • 10. Apr. 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Blog 2: 15.07.18 - 06:30 Uhr klingelte der Wecker, wir packten unsere Sachen und machten uns auf den Weg zum BSI, dem zentralen Busbahnhof der Hauptstadt Islands - Reykjavik. Dort angekommen, waren wir bei Weitem nicht die einzigen und waren über die Fülle etwas schockiert. Die Einordnung als eines der interessantesten Wanderregionen offenbarte sich uns. Viele Hiker saßen schon auf ihren gepackten Wanderrucksäcken. Die unterschiedlichsten Ausrüstungen, Rucksackgrößen und „Professionalitäten“ waren sofort erkennbar. Wie ordnen wir uns denn nun in dieses bunte Potpourri von Wanderern ein?

Das einfach Unterfangen, 2 Bustickets nach Landmannalaugar zu bekommen, stellte sich kom-plizierter heraus als gedacht. Landmannalaugar liegt im isländischen Innenhochland und ist nur über Pisten mit 4x4 Fahrzeugen erreichbar. Normale Busse können diesen Ort nicht anfahren. Leider teilte uns die Frau am Schalter mit, dass der Bus ausgebucht sei. Wir sollten dennoch nicht gleich gehen, da es immer wieder vorkomme, dass Personen ihr gebuchtes Ticket nicht wahrnehmen. Also warteten wir, „tigerten“ zwischen Schalter und Bus hin und her. Sollten wir diesen Bus nicht bekommen, gerät unser gesamte ausgedachte Plan in Gefahr. Nach nervenaufreibender Wartezeit probierten wir es einfach direkt beim Busfahrer und siehe da, das Glück sollte auf unserer Seite sein. Er bejahte dies, doch wir sollten in den nächsten 5 min 2 Tickets in der Hand halten. Also schnell zum Schalter hineingerannt und die freudige Nachricht der Schalterdame mitgeteilt. Sie druckte uns die beiden Tickets aus, ehe sich jemand anders entschied. Ein Busticket kostete 8500 ISK (70 €).

Der Bus erschien schon deutlich in die Jahre gekommen, was er dann aber noch bewältigen sollte, war erstaunlich. Die Fahrt sollte etwa 4h dauern. Ein Zwischenstopp an einer Raststätte ermöglichte uns noch den Kauf einer Gaskartusche für 2700 ISK (21,80 €). Vorerst fragten wir uns noch, warum wir bei den guten Landstraßen nicht in einem normalen Reisebus fahren, doch dann ging es direkt hinter Hekla links weg … das Hochland wartete.

Die Straße war ab jetzt nur noch eine reine Schotterpiste aus schwarzem Lavagestein. Passte der Fahrer nicht auf, rumpelte er über größere Steinbrocken oder durch Schlaglöcher. Am Straßenrad standen Bulldozer, die die Pisten nach geraumer Zeit immer wieder einebnen. Vorbei an Wasser-fällen und den ersten Bergen ging es immer tiefer ins Land hinein. Spannend waren die ersten Flussfurtungen, kannten wir es doch bis dahin nicht, durch Flüsse zu fahren. Der Bus sank dabei so tief ins Wasser, dass das Wasser auch durch die Türen in den Fahrgastraum kam. Eine Fahrt für den flauen Magen war es nicht, es schüttelte alle ordentlich durch. Die Landschaft hatte uns schon jetzt in den Bann gezogen.

Gegen 12 Uhr kamen wir in Landmannalaugar an und sahen viele Allradcamper, Touris und Zelte. Landmannalaugar ist einer der Hotspots im isländischen Hochland, hat man etwas Zeit, kann man hier in eines der Becken aus heißen Quellen springen. Viele Tagestouris mit kleinen Rucksäcken, die wahrscheinlich nur zu den heißen Quellen wollten. Wir hatten leider keine Zeit und konnten sie nicht genießen. Nein, wir hatten ein strammes Programm am heutigen Tag, welches es noch zu bewältigen galt. Der Start hinein in den Laugavegur, dem wohl populärsten Hiking-Trail begann mit dem Einstellen des Wanderrucksacks, 23 kg auf dem Rücken für viele Stunden … Da muss schon alles sitzen.

Wir starteten auf etwa 600 m ü. NN. und die ersten Kilometer gingen sehr gut. Das Wetter meinte es heute aber nicht gut mit uns. Sarahs Kollegin von Atomic war einen halben Monat vor uns auf Island und sie berichtete von 2 Wochen Dauerregen. Bleiben wir gespannt und optimistisch, was uns erwartet. Es nieselte ab und an, durch den mittelstarken Wind trockneten die Sachen relativ schnell. Es ging oft bergauf und bergab, viele Menschen galt es zu überholen. Die Berge präsentierten sich in bunten Farben von grün bis rot. Auch den Nebel der heißen Schwefelquellen galt es zu durchlaufen, diese ziehen einen starken Geruch von faulem Ei mit sich, gesund riecht das sicher nicht 😊. Vor uns ging „Red Carpet“, natürlich heißt Carpet übersetzt Teppich, aber es passte einfach zu ihm und seinen roten Regenponcho. Sein camouflagefarbender Rucksack saß so schief, dass er ihn mit den Händen auf Hüfthöhe mehr trug, als dass es sein Rücken übernahm. Bemitleidenswert. Doch er war tapfer, schnell und immer vor uns. Es ging immer weiter bergauf, aus einzelnen Schneeflecken wurde eine Schneeunterlage. Die Temperaturen lagen nur kurz über dem Nullpunkt. Auch der Regen und Wind wurden stärker. Das perfekte Wetter, um mal einen Tag auf der Couch zu verbringen. Alles kam fast nur von links, die linke Seite war gänzlich durchnässt, die rechte Seite blieb fast trocken. Es ging fast nur noch über Schneefelder, mit den Schuhen sank man tief in den weichen Schnee, was das Laufen schwierig gestaltete. Im Nebel hatte man nur die Orientierung der Spuren und der Holzstangen, die den Weg immer wieder markieren. Man sollte den Weg bei diesem Wetter tunlichst nicht verlassen. Vor ein paar Wochen fand ein Amerikaner auf dem Weg nur noch den Weg in den Tod, da er die Orientierung im gänzlichen Weiß um ihn herum verlor. Halbzeit – an der Hütte „Hrafntinnusker“. Der Laugavegur ist eigentlich in 4 Etappen aufgeteilt, Etappe 1 wäre hier geschafft. Wir wollen aber den Laugavegur bis zum Meer verlängern und laufen so immer je 2 Tagesetappen an einem Tag. Da gab es erstmal einen Müsliriegel zur Motivation und Stärkung, der immer stärker werdende Regen erforderte das Anziehen der Regenhosen. Ohne wäre es einfach zu kalt.

Danach sollte es bergab gehen, aber auch immer wieder bergauf. Der starke Nebel und Regen verschlang die Wegmarkierungen nun fast gänzlich, nur die Spuren waren unsere einzigen Markierungen. Ihnen mussten wir folgen und hoffen, dass sie uns nicht ins Nirgendwo treiben. Im Notfall hätten wir Notbiwakieren müssen, wir hatten alles dabei. Augen zu und durch war das falsche Motto, Kopf runter und marschieren passte besser …

Die Laune ging entsprechend des Weges, aber eher dem Wetter geschuldet bergab. Nach den passierten Schneefeldern und den ersten Kilometern bergab folgte die erste Flussquerung, also Schuhe aus, Hose hoch, Jesuslatschen an und rüber … was für ein Abenteuer. Man muss sich vor Augen halten, dass das Flusswasser in der Regel Gletscherwasser ist. Dementsprechend war es ein Kneipp-Erlebnis aller Bonheurs. Die Furttiefe lag teilweise bis zur Mitte des Oberschenkels, bei ordentlicher Fließgeschwindigkeit hieß es standhaft bleiben. Aus Sicherheitsgründe wird empfohlen, Wasserlatschen zu tragen, die ein Einschneiden oder Aufreißen der Fußsohle verhindern sollen. Natürlich sollen sie auch vor dem Ausrutschen auf den teilweise sehr glatten Steinen schützen. Außerdem sollten Hüft- und Brustgurt der Rucksäcke geöffnet sein, damit man sich bei einem eventuellen Sturz oder Ausrutschen im Wasser vom Rucksack lösen kann und nicht von ihm in die Tiefe gezogen oder durch die Strömung mitgerissen wird.

Alle müssen diesen Fluss durchqueren und bringen ordentlich Feuchtigkeit auf den nächsten Anstieg. Hauptsache nicht am anschließenden Matschberg ausrutschen und wieder in den Fluss zurück-rutschen … es verlief problemlos. Zum Glück wurden die Kilometer auf der Uhr zum Ziel auch weniger, da sich langsam der Wolfgang anmeldete. Auch die Menschen wurden auf den letzten Kilometern der Etappe wieder mehr, sie schleppten sich förmlich ins Ziel.

Nach bewältigten 24,5 km erreichten wir unser erstes Nachtlager, den Campingplatz „Álftavatn“. Vatn ist isländisch und bedeutet übersetzt See, hier Singschwansee. Die Rezeption hatte gerade geschlossen, also Zelt aufbauen und schnell darin verkrümeln. Warm werden, Sachen trocknen und ausruhen war die oberste Devise. Neben unserem Zelt hatten wir einen kleinen Bach, der direkt in den großen See hinter uns einlief. Die Lage unseres Zeltplatzes, etwas abseits der Massen war ein Träumchen. Im Vorzelt kochten wir uns Nudeln mit Bolognese, zur Belohnung gabs noch eine Tafel Schoki. Der Zeltplatz kostet pro Person 2000 ISK (16 € ohne warme Dusche (5 € extra)). Sowohl bei der Zwischenstation als auch hier hat man die Chance, in den gleichnamigen Hütten zu schlafen. Man sollte sich nur früh genug anmelden, die Übernachtung im Schlafsaal mit Stockbetten kostet etwa 8000 ISK p.P. (65 €). Danach hieß es Schlafenszeit, um fit für den nächsten Tag bei hoffentlich besserem Wetter zu sein. Um 22:00 Uhr gingen die Augen zu. Die Route umfasste ca. 685 hm ↑ und 755 hm ↓, gefühlt waren es viel mehr.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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