Eisig kalt im ewigen Eis – Stephantsminda (GEO-18)
- Hardy
- 4. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
03.08.2021 – Früh am Morgen und auf 1740m noch ziemlich kalt, hatte auch der Schnee auf dem Kazbeg (5054 m) keine Chance, die Luftfeuchtigkeit zu kondensieren. So strahlte die aufgehende Morgensonne von der gegenüber liegenden Bergkette den Kazbeg in vollem Glanze an und wanderte nach und nach in die Tiefe.
Das Gesicht schön mit Sonnencreme eingeschmiert, denn Höhensonne merkt man nicht gleich, glüht aber abends ordentlich nach. Mit gepackten Rucksäcken und Wanderstöcken ging es los, die Feuerwehrleute saßen schon im Schatten vor dem Einsatzgebäude. Nach dem letzten Haus ging es erstmal steil hinauf und eines der Wahrzeichen und Touristenziele, die etwa 500m höher liegende Bergkirche Gergeti war schnell erreicht. Ein kurzer Besuch durfte nicht fehlen, kurze Kleidung und Hut sind hier generell nicht erlaubt, Frauen müssen ihren Kopf hingegen bedecken. Zum Glück steht meist ein Korb mit Tüchern bereit. Die Aussicht auf Stephantsminda war herrlich. Von der Idee, sich auf die Straße zu setzen und ein Bild in Richtung Kazbeg zu machen, waren ein paar Russen so angetan, dass wir dasselbe Motiv von ihnen fotografieren sollten. Sie hielten es für die perfekte Instagramaufnahme. Bei öffentlicher Nutzung bitte den Namen der Fotografin einblenden.
Weiter hinauf führte unser Weg an Franzosen, Saudis und anderen Nationen vorbei, die Lunge prustete schon und der Schritt war deutlich reduziert, nicht bei uns. Wir fühlten uns heute gut. Das Erreichen der spektakulären 3.000m Markierung löste ein kurzes Lächeln aus, es war ein mit Aufklebern beklebter Stab. Allerdings hatten es die Hardcore-Fans von Hansa Rostock nicht bis hierhin geschafft. Überall in Georgien sahen wir Aufkleber des 2. Liga-Aufsteigers. Doch nun hatte auch ich die 3.000m-Marke zu Fuß überquert. Bisher war mir dies stets um ein paar Meter nicht vergönnt. Der knappste Versuch scheiterte an 18 m zu wenig Gestein des Gipfels.
An einer wohl neuen Hütte mit Fensterläden in Georgienflagge und einem großartigen Graffiti-Erdgeschoss zelteten viele, die wahrscheinlich bis zum Gipfel wollten. Die Ausrüstungen zeugten von bester Güte. Funfact dazu: Man möge nicht denken, dass solche Ausrüstung selbst auf den Berg gebracht wird. Wir sahen Pferde, die die gesamte Ausrüstung hoch und runter buckelten. „Bergtourismus“
An einem Schild stand schon die Info: „Kazbeg doesn´t like singles. Rope up and put the crampons on.“ Im Polwan befindet sich wirklich viel Sportausrüstung und meist sind wir auch sehr gut ausgerüstet, doch auf Steigeisen und ein Seil hatten wir bei der Planung aufgrund der wahrscheinlich wenigen Nutzung verzichtet. So ging es dem Gletscher trotzdem entgegen, Vorsicht war geboten. Vorher kam uns noch ein Wasserfall entgegen, aufgrund des roten Gesteins auch rötlich gefärbt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Wasser so ein Gletscher verliert. Gestern las ich eine Information, wie viel Eis auf Grönland schmilzt … erschreckend. So auch an den Gletschern, die wir besuchten. Man konnte noch das vom Gletscher ausgeschürfte Tal erkennen, wie lang die Zunge wirklich mal war, war nicht zu sehen. Eigentlich wollten wir kein Risiko eingehen, doch es zog uns auf´s Eis des Gletschers. Damit nichts passierte immer auf dem Teil, der durch Steinschutt leicht überdeckt war. Doch auch dieser Teil war sehr rutschig und Gletscherspalten waren deutlich erkennbar. So hieß es nach etwa 500m auf dem „ewigen Eis“ umkehren, denn ohne die richtige Ausrüstung hatten wir darauf nichts zu suchen. Etliche Expeditionen gingen mit Steigeisen fast entspannt auf dem Eis hinauf. Zu unserer Verwunderung kamen einige Pferdeführer nur mit Sportschuhen den Gletscher hinab … sie kennen ihr Geläuf eben. Dagegen wirkten die hochprofessionellen Ausrüstungen einiger Bergenthusiasten schon etwas lächerlich 😊.
Man kann sich gar nicht vorstellen, wie kalt es auf einem Gletscher selbst bei gutem Wetter mit Gegenwind ist. Man fühlt sich wie ein Fisch in der Frischetheke im Supermarkt nebenan. Etwas mehr Kleidung leistete Abhilfe, hatten wir doch vorher ausgemacht, den Gletscher nicht zu betreten. Wir raten davon aber generell ohne richtige Ausrüstung und ortskundigen Guide ab.
Unsere Saudis, die uns in einem kleinen Plausch beim Hochlauf noch „good luck“ wünschten, hatten es auch bis zur Hütte geschafft und sahen dabei zufrieden aus. Der Rückweg bis ins Tal war dann auch schnell erledigt, die Kirche war voll von Touristen, die sich in einem der vielen wartenden Taxis hochfahren ließen. Nach 23 km und guten 1700 hm hatten wir uns den Nachmittagskaffee verdient. Derzeit waren die Feuerwehrleute von ihrem Schattenplatz noch nicht entwichen.
Ein Fahrradreifen war für die morgige Tour noch schnell geflickt, mal wieder hatte sich etwas in den Mantel gebohrt. Die herausgeholten Pumpen erinnerten den Restaurantbesitzer neben uns, dass er seine Poolinsel noch aufpumpen musste. Ohne Pumpe schwer, so waren wir schnell im Gespräch, die Insel mittels Adapter für die SUP-Pumpe aufgepumpt. Gleichzeitig erhielten wir als Dank noch eine Einladung ins Restaurant. Auch schön, leider wird der Pool erst in 2 Tagen befüllt.
Den Nachmittag ließen wir dank des Internets mit ganz viel Olympia ausklingen, die Pink-Flotte nimmt gerade wieder an Fahrt auf.
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