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Fahrraddiebstahl vom Camper - Neapel (ITA-6)

  • Hardy
  • 25. März 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. März 2022

Tag 48: 24.03.2021 Guten Morgen … nein, nicht guten Morgen, sondern zwei Gesichter, die sich anschauten … Fühlten wir uns gestern Abend noch unwohl, da wir sehr komisch beobachtet wurden und weiterfuhren, dachten wir auf einem mit Halogenscheinwerfern und Kameras ausgestattetem Parkplatz nicht schön, aber besser zu stehen.

Doch Klick- und Schleifgeräusche holten uns aus dem Schlaf … irgendwas passt nicht, es ist 6 Uhr morgens und es ist schon ziemlich hell. Die Geräusche hörten sich so an, als ob einer von uns die Räder herunternimmt, doch von uns war es niemand. Der Blick durch die Heckisolierung sprach Bände, zwei schmale Beine, die sich an unseren Rädern zu schaffen machten. Was tun? So musste ein festes Klopfen gegen die Heckscheibe her, weiß man, wie solche Typen bewaffnet sind? Immerhin sind wir in Süditalien, eine der ärmsten Regionen Europas, ein Leben ist hier nicht viel wert und das Ziel der Jugend ist eher der Job eines Mafiabosses als zu studieren.

Der Täter sprang hektisch in seinen schwarzen Ford Focus, da die Kennzeichen auch in Italien nichtssagend aus 2 Buchstaben, 3 Zahlen und wiederum 2 Buchstaben bestehen, ist es für das deutsche Auge in solchen unklaren Situationen schlecht zu merken. Die erste Begutachtung zeigte, beide Räder waren noch drauf, nichts an den Rädern war kaputt, auch die Plane war noch drauf. Wir haben die Schlechtwetterplane immer über die Fahrräder gestülpt, damit wir gar kein Aufsehen und Interesse erzeugen. Dann war doch eine kaputte Zurrlasche zu erkennen … ich frage mich, wie sich der Täter das ganze vorgestellt hatte. Die Räder sind mit je 2 Zurrlaschen, einer Rahmenklemme und dann noch mit einem dicken Schloss am Träger angebunden. Zusätzlich muss auch die Plane abgezogen werden … nun gut, der Schock am Morgen saß erstmal … so waren wir Opfer, ohne großen Schaden von der hiesigen Gang- und Clankriminalität geworden. Touristenführer sagen, als Tourist muss man in der Region keine Angst vor der Mafia oder Comorra haben, die beziehen ihr Geld anders. Doch Autoeinbrüche, Handtaschen- oder Rucksackdiebstähle sind an der Tagesordnung.

Wir wollten uns nicht von Klischees beeinflussen lassen, doch es fiel nun zunehmend schwerer. Dann rein nach Neapel … eine kurze Internetrecherche gestern besagte: Neapel ist grau, dreckig, chaotisch und laut, aber man kann es lieben lernen.

Parkplätze in Neapel zu finden ist nicht einfach, aber möglich, da sie alle zu bezahlen sind. Kurz vor dem städtischen Hafen fanden wir eine der vielen derzeitigen Polizeikontrollen und fragten nach, ob wir hier stehen könnten und wie hier zu bezahlen sei. Viele Parkplätze sind nur noch über SMS zu bezahlen, wenn ein Parkautomat vorhanden ist, ist dieser um ein Viertel teurer.

Zu unserer Überraschung war der Platz sogar frei, doch ein Fischersmann kam ziemlich schnell und gab sich als „Parkingman“ aus und wollte wissen, wie lange wir stehen möchten. Er würde auf unser Auto aufpassen, dies hatten wir auch schon gelesen. Er sprach kein Englisch, aber wollte auch kein Geld, ein weiterer Fischersmann sagte nur „Tip“ (Trinkgeld) … Alles ziemlich dubios, doch die Polizei stand daneben und sie empfahlen den Platz als sicher.

Hinein in die Stadt, der erste Eindruck entlang des Hafens war sehr schön, ein extra Fahrradstreifen … alles gut, doch für den Radfahrer hört hier das Gute auf. Radfahren macht in Neapel keinen Spaß, die Autos und massigen Vespas kündigen sich meist durch Hupen an und lassen einen fast den Rückspiegel spüren. Doch wer wartet, wartet sehr lange. Irgendwie muss es gehen.

Neapel ist ein buntes Potpourri an Kulturen, Hautfarben und Gebäudearchitekturen aus verschiedenen Epochen. Es gibt sehr schöne Paläste des früheren Reichtums, die von außen nur wenig wirken, aber in den Innenhöfen teils sehr prunkvoll gebaut sind. Fast alle Fassaden wirken grau, vor allem je weiter unten und entfernt von der Küste man ist. Nach oben hin wird es freundlicher, das Castell Sant Elmo bietet einen Panoramablick über die gesamte Stadt, das Meer und bis zum Vesuv. In der Stadt gibt es einige Castells, die als Museen genutzt werden, einen Dom und auf jeden Fall sollte man in die Galerie Umberto gehen … ein großer erhabener Glaspalast. Das Theater wirkt von außen ziemlich unscheinbar, ist von innen großartig. Eine der schönsten Metrostationen Italiens befindet sich in der Via Toledo, sie ist mit einem großen Mosaik versehen. Die Via Toledo ist die Shoppingstraße schlechthin, doch ziemlich eng und gut besucht. Vermissten wir das „Leben“ in Rom, so haben die Neapolitaner mehr Temperament, sie leben mehr, so hat man es im Gefühl. Es heißt, es gibt keine italienischere Stadt als die drittgrößte Stadt des Landes.

Um unsere Gasflasche wieder befüllen zu können, hatten wir Adapter nach Neapel senden lassen und die Zustellung in einem UPS-Store war lt. Internet erfolgt. Doch der Shopmitarbeiter musste die Pakete, da sie nicht mit UPS gesendet wurden, dem Zusteller wieder mitgeben. Viel Telefoniererei mit Amazon und dem Versender führte dazu, dass niemand wusste, wo die Pakete sind. Man muss sich vorstellen, wir haben einen 4-Flammengasherd, aber kochen auf dem für Wanderungen mitgenommenen Kartuschenkocher … ein Hoch auf unsere Outdoorausrüstung 😊

Wir haben uns nicht unsicher gefühlt, es wuselt aber überall, es ist laut, hektisch, chaotisch und nicht ungefährlich. Seile an Balkonen werden nicht nur zum Hochziehen von Essensbestellungen genutzt, sondern auch, um Beute in Windeseile verschwinden zu lassen.

Ziemlich mulmig ging der Weg zum Polwan zurück, steht er noch, sind alle Scheiben ganz und alle Räder dran … alles war gut, der Parkingman war nicht da, die Polizisten hatten gewechselt. Auf der Fahrt aus Neapel sahen wir eine Tankstelle mit einem Dieselpreis von 1.69,9€, dafür wird dann sogar getankt.

Neapel ist nicht schön, wird sicher nicht unsere Lieblingsstadt, aber es uns einiges gezeigt … zum Beispiel, dass die beste Straße der Stadt zum Vesuv führt. In Neapel sind wir teilweise 20 km/h gefahren und selbst dieses Tempo hielt ich für die Straßenqualität noch zu schnell.

Neapel, du warst interessant, aber umso schöner ist es, wieder raus zu sein. Puhhhh







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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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