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Festgefahren im Schlamm der Schwarzmeerküste - Sinop (TUR-12)

  • Hardy
  • 24. Sept. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

23.09.2021 – In Spanien begrüßten wir etwa 3 Wochen das liebe Grau, so begrüßte Sarah heute Morgen nicht nur das liebe Grau, sondern auch den prasselnden Regen. Die ganze Nacht hatte sich das Wetter einigermaßen gehalten, doch pünktlich zum Aufstehen öffneten sich die Tore des Himmels und warfen nieder, was zu schwer wurde.

Optimistisch wie immer, wollten wir heute Vormittag eine Radtour um den Nationalpark … radeln. Die Vorboten, große Vogelschilder mit Spannweite, Futter etc. hatten den Nationalpark schon angekündigt und wir freuten uns mal wieder auf eine flache Radtour im Seenland eines Flussdeltas. Daraus wurde nichts, nun gut, so wollten wir wenigstens mit dem Bus zu einem Viewpoint fahren und den Ausblick genießen. Die Einfahrt erfolgte über eine Brücke mit großem Holztor und Aufschrift. Nur vereinzelt waren schöne Häuser in der Auenlandschaft, regelmäßige Schilder mit der Aufschrift „DIKKAT“ (Vorsicht, Achtung) erweckten unsere Aufmerksamkeit. Man muss dazu sagen, dass jegliche Hinweisschilder ausschließlich in türkischer Sprache angebracht sind. Leider versteht man diese nicht.

Doch 3 km vor unserem Viewpoint mussten wir doch ein Schild übersetzen, auf dem Jandarma (Polizei) stand. Die Straße war ab diesem Punkt durch einen Polizeikontrollpunkt gesperrt. Schade, denn schon weit vor dem Eingang des Nationalparks waren die Kilometer bis zur Mündung angegeben, aber kein Hinweis, dass man dieses nicht mit dem Auto erreichen kann. Es war ein gebrauchter Morgen. So schafften wir wenigstens noch ein paar Sachen mit der Krankenkasse zu klären.

Im Regen ging es dann auf die 120 km lange Fahrt, immer entlang der Küste, ein wahrer Genuss. Hatten uns deutsche Tourer in Ani doch gewarnt, dass der Norden mit Hotels verbaut wäre, fragten wir uns, ob sie im selben Norden waren? Natürlich fährt man durch Städte, aber auch heute war es ein Genuss auf den guten Straßen zu Cruisen, auch wenn es regnete. Ein auffahrender LKW hätte uns fast den Weg zu einem lustigen Erlebnis an der Tankstelle gekostet. Der Tankwart sprach kein Wort Englisch, „Merhabe“ öffnete aber wieder Tür und Tor. Er fragte, ob wir einen Cay trinken wollten, wir verneinten dankend, doch er brachte trotzdem zwei, er wollte uns nicht ohne fahren lassen. Eigentlich verstanden wir uns sprachlich nicht, doch inhaltlich lachten wir einfach zusammen. Dieselpreis 6,55 TL/l (0,655 €)

So kamen wir in Sinop an, eine besondere Stadt, deren Lage auf einer Halbinsel mit schmaler Zufahrt machte sie im Mittelalter interessant. Die gesamte Halbinsel war vor Eindringlingen mit einer Festungsmauer versehen, von der noch heute viele Überreste zu sehen sind. Sturm und Wellenschlag bereiten der Mauer ein schweres Leben, so dass einige Abschnitte eingestürzt, umgefallen oder abgerutscht sind. Die Reste geben eine gute Vorstellung. Entlang des blau bemalten Radweges gingen wir zu einer Bastion, deren Kanonen auf die Meeresseiten ausgerichtet waren. Eigentlich war sie geschlossen, doch das Tor ließ sich leicht öffnen. Glücklicherweise war auch unterirdischer Raum als Versteck für einen spontanen Platzregen offen. Ebenso sehenswert waren die Moschee und gegenüber liegende Medrese. Ein Teil der Stadtmauer ist noch heute über einen unauffälligen Gang mit hohen Stufen begehbar, die Bar am Ende hat einen exquisiten Ausblick auf den Hafen.

An einer Moschee fanden wir einen Obststand und warteten auf einen Verkäufer, niemand rührte sich. Ok, nehmen wir einfach mal eine Tüte und packen etwas hinein, spätestens dann würde wohl jemand kommen, kam auch. Es war der ältere Herr, der neben uns die letzten 300 m zur Moschee ging. Er suchte eine Waage, eine Kasse … nichts davon war zu finden. Es war wohl eine Kasse des Vertrauens der Moschee.

Kurz vor der Abfahrt gingen wir noch auf einen Schutzwall, der den Wellenschlag von der alten Stadtmauer fernhalten soll. Hier türmte sich das Wasser teilweise meterhoch beim Einschlagen der Wellen auf. Ab und zu waren auch schnelle Füße gefragt, um nicht nass zu werden. Mit unseren Bildern versuchen wir euch vor allem die schönen Seiten unserer Reise zu zeigen, doch alles soll authentisch bleiben. So soll es nicht heißen: Schaut mal, wie schön wir es haben. Deshalb heute mal ein Strandbild, wie es auch aussieht.

Auf der Suche nach einem Stellplatz am Meer gab es dieses Mal extrem viele Optionen, doch der Dauerregen der letzten 2 Tage hatte den Erdboden an den Zufahrten völlig aufgeweicht. Beim ersten Versuch konnten wir uns gerade wieder rückwärts freidrehen, da die Hinterräder noch nicht im Schlamm steckten. Eine zweite Option nur 1,5 km entfernt fing mit 2 m Schotter gut an. Doch dann kam, was kommen musste. Es ging nichts mehr vorwärts, noch rückwärts. Jeder weitere Versuch des Freifahrens hätte die Räder nur tiefer in den Schlamm gezogen. Dabei sah der Platz verlockend aus, sogar mit Grasnabe bewachsen, was einen festen Boden fast garantiert, doch 2 Tage Dauerregen taten ihr übriges. Was nun?

Der gute alte Klappspaten kam zum Einsatz, den weichen Boden hinter den Vorderrädern wegschaufeln, mit Kies füllen und erst langsam anwippen und dann raus aus dem Schlamm. Dafür tauschten wir die Positionen. Sarah musste mit viel Gefühl den Polwan zum Wippen bringen. Ich gab das Signal, wann der richtige Zeitpunkt zum vollen Gasgeben war, und dank Wanderschuhen konnte ich den Bus an B- und C-Säule mit rausschieben. Nach 232 Tagen saßen wir das erste Mal fest, da gibt es andere Experten 😊

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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