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Feuerwehrsatz am Polwan – Norovank (ARM-12)

  • Hardy
  • 26. Aug. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

25.08.2021 – Der Wind meinte es gestern Nachmittag und Abend nicht mehr gut mit uns, über uns braute sich etwas zusammen, der Himmel schwarz, die Regenschleier klar erkennbar. Das Unwetter nahm seinen Lauf, teilte sich aber vor uns und es regnete überall, doch bei uns kamen nur 2 Tropfen an.

Dann kam die Feuerwehr, ein rotes Iveco-Daily Allradfahrzeug mit schweizer Kennzeichen landete neben uns an. Die Wiedersehensfreude war groß, in den letzten 1,5 Wochen war viel passiert und der Abend dementsprechend lang für alle. Heute früh schälten wir uns dann aus dem Bett, Sarah sportelte auf der Matte und ich nutzte den schwabbeligen Lake Vorotan für eine lange SUP-Tour. Zusammen ging es dann länger als gedacht in den Morgen und es gibt eine neue Verabredung, da wird es richtig spannend für uns 4.

Irgendwie hatten wir im Landscape-Rausch nach dem Selimpass einen Spot unserer Liste verpasst, den wir heute mit nur wenig Umwegen aufgrund der einzigen Route Richtung Norden noch gut anfahren konnten. Vorher hieß es wieder, den Polwan über Serpentinen, Löcher, weggeschobenen Asphalt, plötzliche Stufen und Schotterpisten über 75 km bis zum Abzweig zu bringen. Kurz vor grobem Schotter hieß es Motor aus und die Wanderschuhe an, 2,5 km und 274 hm später kamen wir am Fortress Smbataberd an. Der Lonely-Planet schreibt dazu: „Das schöne von Gipfeln umstandene Tal ist geprägt von malerischen Dörfern mit mittelalterlichen Kirchen. Zu den Highlights zählen das Fortress Smbataberd, Kirchen aus dem 13 Jh. und ein 800 Jahre alter jüdischer Friedhof.“ Der Ausblick mal wieder sensationell … das Fortress wurde weitestgehend wieder aufgebaut.

Bei unserem Abstieg kam uns ein Pärchen mit einem Mietauto – Kleinwagen entgegen, sie hatten bereits einen Fluss gefurtet und etliche große Steine überwunden, als ich sie sah konnte ich nur mit dem Kopf schütteln, dass sie auf keinen Fall weiterfahren sollten. Die Seitenscheibe ging imnu herunter und sie erkundigten sich, ob der Weg so schlecht, wie das bisher absolvierte Stück wäre. Wir konnten ihnen die Motivation zur Weiterfahrt schnell nehmen, der bisherige Weg war noch der beste des gesamten Wegs. 😊

Rein in den Polwan und ab zum nächsten Spot, ein spektakulär gelegenes Kloster sollte es sein. Vorbei an vielen iranischen LKWs, auch heute kam uns extrem viel Militärverschiebung entgegen, bogen wir in eine Spalte des sich neben uns auftürmenden Felsens ein. Rechts und links waren wir umgeben von Felswänden, wir fühlten uns so klein, doch es war so schön, neben uns noch Bäume und ein kleiner Bach, wurde dieser Canyon wohl durch ein Erbeben gebildet. 8 km, Traumlandschaft ohne Traumstraße aber immer mehr den rot leuchtenden Felswänden entgegen. Wir strandeten am Kloster Noravank, viele Klöster stehen einfach in spektakulärer Umgebung. Armenien ist flächenmäßig nicht wirklich groß, hält aber so viel unterschiedliche Gebirgsstrukturen und Landschaft bereit, dass es sich alleine dafür lohnt, dieses Land unbedingt zu bereisen. Über das Kloster Noravank schreibt der Lonely Planet: „Das von Bischof Hov Hannes 1105 gegründete und in den 1990er Jahren restaurierte Kloster Norovank (neues Kloster) gehört zu den spektakulärsten Stätten Armeniens. Bei Sonnenuntergang leuchten die Rottöne der dramatischen das Kloster umgebenen Klippe noch intensiver und auch die rötlich goldenen Steine der Kirchen beginnen zu strahlen. Historiker sagen, die Kirche sei ein Überbleibsel turmartiger frühchristlicher Grabstätten. Über der Tür ist eine Schnitzerei zu sehen, die Christus zwischen Peter und Paul darstellt.“ Je näher wir der armenischen Hauptstadt kommen, desto schwieriger wird es, Bilder ohne Touristen zu schießen. Ohne Geduld geht es einfach nicht mehr, dafür konnten wir einem Teil einer armenischen Hochzeit bewohnen. Das Brautpaar war sehr jung, das Kleid imposant, doch die Gesichter sahen nicht nach dem schönsten Tag des Lebens aus. Dort trafen wir auch französische Camper, die wir bereits gesehen hatten und noch ein paar Schweizer.

Für heute hatten wir eigentlich noch einen dritten Spot im Plan, aber auf weitere 85 km Straßenschaukelei hatten wir keine Lust mehr. Es war auch schon irgendwie später als erwartet, so dass wir uns einen Stellplatz an einem Canyon suchten. Das Abbiegen war mal wieder spannend, hinter iranischen LKWs ging es bergauf, noch 500 m bis zur Abfahrt, es wurde von hinten überholt, als ob eine einspurige Straße eine zweispurige Einbahnstraße wäre. Wir setzten den Blinker links, doch von hinten wird gnadenlos weiter überholt. Entweder man schert aus oder man verpasst die Einfahrt. Am Stellplatz trafen wir wieder auf Belgrader (SBR), die wir gestern auch schon trafen 😊.

Eine lustige Story spielte sich mal wieder beim Einkaufen am Obststand an, sahen wir doch die Händler am Straßenrand und mussten vorsichtig bremsend ran- und vorbeifahren, um keinen im Heck sitzen zu haben. Etwa 10 Händler nebeneinander buhlten um Sarahs Gunst, doch nur eine hatte Dzemeruk (Melone), somit war sie unsere Favoritin. Als die anderen mitbekamen, dass wir Deutsche sind, schenkte eine andere Händlerin uns Äpfel, eine andere Birnen und eine weitere Weintrauben. Kein Tag ohne frisches Obst in Armenien und es ist so lecker. Am Wasserbrunnen nebenan fragte uns ein Armenier, ob wir Deutsche seien. Was für ein Zufall, er studierte in Deutschland Architektur und lebt in Goris, wo wir bereits waren. Alle Armenier fragen stets, ob einem das Land gefalle, und freuen sich wenn man es bejaht. Es ist auf keinen Fall gelogen, zum Glück wird an der Qualität der Straßen einiges getan.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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