FKK bis der Bischof kam – Didima
- Hardy
- 1. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit
30.04.2021 – Guten Morgen … die Sonne lässt noch lange auf sich warten, da wir wieder mal viel zu früh dran sind. So kam die Sonne beim Frühstücken und danach schnappte ich das SUP und drehte meine Runde um Kiladia Island und schaute mir gleich die benachbarte Stadt Kilada vom Wasser aus an.
Derweil sammelte Sarah Kraft für den Tag, denn über 30 Grad waren prognostiziert. So verlegten wir jegliche Aktivitäten einfach in den Vormittag. Der Rucksack war gepackt, die Schuhe geschnürt, denn es sollte 2 Buchten weiter gehen. Empört mussten wir schon beim Losgehen dabei zusehen, wie ein Angler seinen Fisch windelweich schlug, als ob es ein Teppich wäre … schlechter Angler. Unser erster Spot ist so ein richtiger Lost Place und die gestrige Empfehlung der Chemnitzer. Weit und breit findet man auf Peleponnes keine Bettenburg, doch hier steht eine. Oder sollte man sagen stand? Auf uns wartete eine 11 Fußballfelder große Anlage. Vom weitläufigen Strand ging es zu den verlassenen und wieder bewachsenen Sportanlagen und einem alten Amphitheater. In dem großen Pool schwammen keine Menschen mehr, er war die neue Heimat vieler Frösche und Grafitti. Ein neues Bild von 2021 war sogar richtig geschmackvoll und schön. Der Sprungturm lud nicht mehr bis zur vorderen Kante ein. Über den Pool ging es zum Gebäude. Es wurde in den 1970ern als Luxushotel erbaut, hatte 600 Betten und war bei deutschen Touristen sehr beliebt. Hoteltypisch waren in der unteren Etage die Rezeption, alte Speisesäle und Aufenthaltsräume. Von seinem damaligen Luxus zeugen nur noch die Marmorfußböden, alles andere wurde entfernt. An der Rezeption herrschte Chaos, Flyer etc. lagen überall herum. Der Fahrstuhlschacht war offen, Fahren nicht mehr möglich, klar, das Hotel steht seit 1996 unbenutzt, also mussten wir erstmal eine Treppe suchen. In der Zwischenetage waren wohl Büros mit sehr flachen Deckenhöhen. Hier fanden wir viele Ordner mit Papieren, Hotelgästen, Abrechnungen, deutschen Gebrauchsanweisungen etc. Alle Bediensteten hatten nur eine Etagen-Toilette und -Dusche. Darüber waren 8 Etagen Hotelzimmer, am Anfang und Ende der Etage die großen luxuriösen und dazwischen die Standardzimmer. Unterschieden haben sie sich fast nur durch die Fliesenart im Badezimmer, zwei Fliesen wurden unseren Souvenirs. Doch wenn man überlegt, was damals Luxus war, Pappschränke, Teppichstil, Kleiderschränke im Jugendherbergestil und ein 3-Sender-Radio. Telefon mit Wählscheibe, darüber würde sich wohl jeder Gast heute beschweren 😊 Die Treppenstufen aus Marmor waren bis zur 5 Etage abgetragen, Kupferleitungen aus der Wand gerissen und allgemein alles ziemlich verwüstet. In einigen Zimmern hat es auch schon gebrannt. Dann standen wir irgendwann auf dem Dach und hatten den besten, nicht buchbaren Meerblick. Das war mal eine ziemlich interessante Abwechslung, auf dem Gelände fanden wir noch viele zur Anlage gehörende Bungalows und stellten eine Gastbegehung mit Hotelzimmerpräsentation nach 😊. Alles in allem könnte man das Hotel schnell grundentkernen und renovieren, es passt nur nicht hierher. Wer möchte, schaut mal bei Galileo rein, dort gibt es eine Dokumentation über unser heutiges Lost Place Hotel. Warum wurde es eigentlich einfach geschlossen? Das Hotel hat eine eigenartige Geschichte, denn es war ein FKK-Hotel der vor allem Deutschen. Doch die extrem gläubige Bevölkerung lehnte Nacktheit ab und gewannen einen Bischof für sich. 1980 kam dieser mit 2500 Anhängern, bedrohte und verjagte die Hotelgäste und den Direktor. Bis 1996 wurde es noch als normales Hotel weitergeführt und dann geschlossen.
Am Strand stand noch ein hängengebliebener Pole mit seinem umgebauten Bundeswehr Gelände LKW, ein riesiges Ding … er war nackt … einer wohl von damals, der immernoch herkommt.
Für unseren nächsten Spot ging es zurück und vorbei am Polwan und nach etwa einem Kilometer erreichten wir die wohl älteste und durchgängig belebte Höhle Franchthi. Sie wurde um 1967 entdeckt und immer wieder neu erkundet. Hier fand man Europas älteste menschliche Knochen und vollständige Skelette und geht von einer Zeit vor 40.000 Jahren aus. Sehr interessant, doch aus der Höhle kann man mehr machen. Sie ist über Stegwege frei zugänglich und mit englischsprachigen Erläuterungstafeln ausgestattet.
Unsere Spots hatten wir gegen Mittag erreicht und somit wieder mehr von der Welt gesehen. Bei dem heißen Wetter und tollem SUP-Spot entschieden wir uns, einfach noch eine Nacht zu bleiben und wieder auf´s Board zu springen. Es ging wieder um Kiladia-Island, danach noch in die nächste Bucht. Ein Traum, könnten wir dieses Wasser nur mitnehmen. Entgegen der anderen Küstenbereiche war hier das Wasser auch schon zum längeren Baden geeignet. Gefühlt war es heute eher ein SUP- und Badetag. Für die Kanu-Fahrtenwertung kann ich dem Verein sagen, es gab Kilometer satt und die 600 Saison-km sind voll, Soll erfüllt, aber ein paar Kilometer kommen noch dazu.
Obwohl wir es nicht mögen, beim Freistehen den Camper herauszulassen, musste die Markise einfach raus, ohne Schatten wäre es eine Farce. Abendbrot draußen und danach nochmal eine SUP-Runde zur prähistorischen Höhle, Baden zum Waschen und mit der Außendusche entsalzen. Einfach ein gelungener Tag.
Morgen geht es dann wieder on the Road, drei Spots sind angedacht, aber wer weiß bei 33 Grad biegen wir vlt wieder schneller ab, als gedacht. 😊
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