Fährtag und Länderwechsel (Fähr-1)
- Hardy
- 19. März 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. März 2022
Tag 42: 18.03.2021 Die Ampel ging auf Grün und dann folgte der Weg über das Hafengelände hin zum geöffneten Bug unserer Fähre. Der hektische Einweiser überschlug sich fast beim Vermitteln der Fahrspur und ein irischer Mercedes-Bus aus den 70ern schaffte vor uns fast die Steigung in die vorgesehene Etage nicht.
Am Ende der Etage dann das große Warten aller Busse, wie sollen wir denn stehen? Ein nächster überforderter Einweiser lies alle Busse im Bug der Fähre wenden und rückwärts einparken, mit seiner Trillerpfeife in der Art eines Sportlehrers signalisierte er den Fahrern, wenn diese kurz vorm Aufprall auf das hintere Fahrzeug waren.
Rucksack raus und was nun? Keine Information, keine Einweisung … na dann gehen wir erstmal durch das Schiff, irgendwo werden wir schon jemanden finden. Angekommen im Deck 10 fanden wir dann endlich ein Hinweisschild zur Rezeption auf Deck 7. Zum Einchecken wurde uns von einem Co-Co-Co-Chef der Voucher aus der Hand gerissen … Englisch sprach der Mann nicht, vom Co-Kapitän wurden wir in der neuen Sprache unseres nächsten Landes erstmal auf dem Schiff begrüßt.
Da wir keine Kabine, sondern nur Deck gebucht hatten, merkte er an, dass das ganze Schiff nun uns gehören würde und er uns nur noch die Schlüssel zum Starten des Motors geben bräuchte 😊
Noch 1,5h bis zur veränderten Abfahrtszeit, aus der dann auch erst 01:30 wurde. Die Fähre der Grimaldi Reederei sollte nun für 20 Stunden unsere Herberge sein. Entgegen unserer Erfahrungen hatte diese Fähre keinen separaten Aufenthaltsraum mit Sitzen, sondern nur einen Loungebereich mit Stühlen und Couchgelegenheiten, aber auch einer Bar und 4 Fernsehern bei Maximallautstärke, weder in Deutsch noch Englisch. Die Lautstärke des TV´s in unserer Couchecke war schnell auf 0 geregelt, alle ließen sich beschallen, keiner schaute fern, aber jeder war genervt. Das offenstehende Casino tat sein übriges … Einige Deckpassagiere suchten ihr Heil in der Flucht, bis ich den nächsten TV runterdrehte und der Barkeeper mit der Bemerkung „Amigo“ die Fernbedienung gab. Auch er empfand es als viel zu laut. Optimal, jetzt passt die Lautstärke, die Couch war unsere, Decken hatten wir vorsichthalber dabei.
Ablegemannöver 01:30, da vermutet man, dass alle bald die Nachtruhe suchen. Anders einige Passagiere, die hier im Loungebereich bis 05:00 lauthals Videotelefonie vollzogen. Ohropax, Augenbinde, gute Vorsorge für solche Momente, geholfen haben sie leider nichts. Nächste Mal nehmen wir einfach die Luftmatratzen mit.
Nach einer kurzen, unruhigen Nacht machte sich Sarah´s Magen bemerkbar. Der Wellengang war beachtlich, schon in der Nacht rutschte man fast von der Couch, weil das Steuer- und Backbord ordentlich hoch und runter ging. Viele Schwankten in den Gängen von der rechten zur linken Wand und zurück. Das Außendeck war bis zum normalen Seegang gesperrt.
Ein Tag für uns, um Berichte zu schreiben, Fotos zu ordnen, zu lesen, zu rätseln und zu würfeln. Aber so mancher scheint blindlinks in solche Fahrten zu starten, sie sitzen einfach nur da, wissen nichts mit sich anzufangen, stehen auf, wechseln den Platz, stehen wieder auf usw.
Da das Wetter dann besser wurde und der Sturmwind aus der richtigen Richtung kam, nämlich von vorne, verkrümelten wir uns auf das Außendeck, windgeschützt im Heckbereich und genossen einige Zeit den Seetag. So ging es uns auch nach Grimsey/ISL.
Ein Highlight auf der Fahrt war die Durchfahrt einer Meerenge zwischen zwei Inseln verschiedener Länder, nämlich Sardinien und Korsika. Die Küstenbereiche der Inseln sind für Gebirgsliebhaber eine Wonne.
Danach war nur noch Wasser um uns herum, bis es dunkel wurde und wir den Zielhafen mit 1 h Verspätung erreichten. Es hieß nur noch runter vom Schiff und einen Stellplatz für die Nacht finden.
Bei meinem Buch Bella Germania und Sarah´s Buch Kilometer 123 fielen heute die letzten Seiten. Beide Bücher spielen im Land, dessen Boden wir heute betraten. Wir freuen uns darauf.
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