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Gefangen in einer Höhle der Dead´s Gorge – Kato Zakros (GRE 2.8)

  • Hardy
  • 20. Dez. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

19.12.2021 – Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier … wir üben schön für Weihnachten: Leise rieselt der Schnee, so ließ es die Wettervorhersage vermuten, doch nach unserem Stellplatzwechsel von 35 km war es erstmal trocken. Die Nacht war immer wieder mit Regen gefüllt, dieses Mal standen wir aber wirklich ungefährdet, denn das Meer würde zu viel Wasser aufnehmen.

Für heute hatten wir zwei unterschiedliche Wettervorhersagen, beide mit Sturm und Böen bis fast 100 km/h, aber ich bis 11 Uhr mit Regenschauern, Sarah ab morgens keine Schauer mehr. Der Blick nach draußen sah gut aus. In den Rucksäcken war trotzdem die gesamte Regenausrüstung, Schirme ließen wir aus Schutz vor Sturmschäden lieber daheim. Wir packten sogar die hohen Wanderstiefel aus und waren am Ende froh darüber.

Von unserem Stellplatz 1x quer durch´s Dorf, vorbei an der Ausgrabungsstätte Zackos Palace … schneller Blick über den Zaun … waren wir schon direkt in der Tour. Vor uns fuhr noch ein Pickup hinein, war das sein Ernst? Ziemlich schnell musste er feststellen, für ihn wohl doch das falsche Gelände und wendete, auf Fotos wollte er tunlichst nicht drauf sein 😊. Am Tablet hatten wir eine Sternwanderung ausgesucht, um bei Regen die Chance der Rückkehr zu haben. Der erste Teil führte uns am gelb-schwarz-weiß markierten Teil der Dead Gorge entlang. In dieser Schlucht gibt es jede Menge Höhle, teils natürlichen, teils menschlichen Ursprungs. Der Name beruht darauf, dass die Dorfbewohner von Zackos ihre toten Ahnen hierher gebracht und zur Ruhe gelegt haben. Die Dead Gorge ist der letzte Teil des kretischen Teils vom Langstreckenwanderweg E4. Nur etwa 1 km geschafft, begann der Himmel sich zu öffnen, wir mussten uns eine eigene kleine Höhle schaffen und versteckten uns unter einem herabgefallenen Stein. Es muss ulkig ausgesehen haben.

Der Weg führt stets auf dem mit großen Steinen versehenen ausgetrockneten Flussbett oder entlang einer alten Wasserleitung. Die Schlucht führt in weitere Schluchten und man muss schon aufpassen, den richtigen Abzweig, durch das Staunen in die Höhe nicht zu verpassen. Einen kleinen Fluss überqueren, wir verpassten den richtigen Abzweig nämlich und nutzten eine paar günstig liegende Steine zum Hinüberkommen. Den E4 mitten in der Schlucht verlassen, um in einer anderen Schlucht zu laufen, folgten wir nun der roten Punktmarkierung. Der Wind blies nun auch wie eine Düse durch die Schlucht. Vorgestern schon das Cappi kurz verloren, hieß es die Mütze festhalten. An einem kleinen Kletterstück mit Tritten und Kette wehte es uns dann fast ab. Zurück ging es über den Bergrücken, etwas spärlich markiert, kann man sich trotzdem nicht verlaufen, weil einen zwei Weidezäune wie ein Trichter zum Ausgang führen. Von oben hat man gar nicht den gewaltigen Eindruck der Schluchten, die wie flache Schneisen aussehen. Gegen den Wind galt es anzukommen, nicht unnötig über die scharfkantigen Steine zu Stolpern und ja keine Jackentasche offen zu haben. Alles hätte heute das Fliegen gelernt. Wir hatten die Wahl zurück oder weiter. Wir entschieden uns, die Georoute 12 anzuhängen. Sie führte uns auf den höchsten Gipfel am Meer, auf 390 m. Auf den Gipfelblick verzichteten wir, um des Windes wegen. Auch hier ging es immer dem roten Punkt hinterher. Ab und zu muss man mal etwas genauer schauen, da der nasse rötliche Boden der Farbe annähert.

Wir erreichten ein Highlight der Region, auf Marinas Laptop hatten wir es uns schon genauer angeschaut – die Cave Pelekita. Die Höhle ist touristisch bis auf das Eingangsschild noch nicht erschlossen. Rutschfeste Schuhe und Stirnlampe mit Ersatzbatterien sind hier absolut unerlässlich. Die Schlucht ist 710 m tief, sie kann komplett begangen werden, wobei die ersten 500 m wohl nur empfohlen sind. Mit ihrer Größe ist sie die größte Höhle Kretas. Gut, die Tipps bereits im Voraus bekommen zu haben, setzten wir die Stirnlampen auf, und dann hinein. Entgegen der Außentemperatur von 13 Grad und heute meist Sonne kamen uns die konstanten 17 Grad und 70 % Luftfeuchtigkeit wie ein Gewächshaus vor. Die Kamera lief sofort an. Es ist Vorsicht geboten, die Stein sind glatt und Steigen ist hier nicht ausgeschlossen. Die Bewohner sind Fledermäuse und Insekten, wir gingen bis in das 3. Zimmer. Besonders ist, dass man nicht in die Weite, sondern vor allem in die Tiefe geht. Dann kam Sarah´s Kommando, es reiche … also Rückweg. Da gibt es dann keine Frage, wenn sich einer unsicher ist. Wir hatten viele schöne Stalagmiten und Stalaktiten gesehen, ganze Wände und die Decken waren voll. Etwas eigenartig war es schon, über eingestürzte Steinblöcke in die Tiefe einer Höhle zu klettern. Für uns eine absolut neue, aber gute Erfahrung.

Auf dem Rückweg begleiteten uns wieder jede Menge Schafe und Ziegen, denn Menschen sahen wir in den letzten Tagen höchstens mal aus dem Auto heraus, es ist angenehm einsam. Etwas lachen mussten wir noch über den kostenlosen Caravanstellplatz des Dorfes – eine hügelige weiche Wiese … fehlte nur noch, dass die Visitenkarte eines Bauern mit Traktor am Eingang hinge.

Noch ein kurzes und ordentlich frisches Bad im Meer und schon war wieder ein Tag vorbei. So schnell war es der 4. Advent, wir hoffen, ihr saßt heute gemütlich bei Kaffee und Kuchen und habt schön die 4. Kerze angezündet. Wir entschieden uns einfach stehen zu bleiben. Vielleicht flaut der Wind morgen früh ab und das eh nasse Board kann nochmal aufs Wasser.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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