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Gejagt von Chinesen und vorbei am Chaos-Vulkan Eyjafjallajökull – Skógafoss (ISL-4)

  • Autorenbild: Hardy
    Hardy
  • 12. Apr. 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Blog 4: 17.07.18 - Ein Morgen mit viel Sonnenschein und blauem Himmel, ein Geschenk, welches das Aufstehen deutlich vereinfacht. Nach den Erlebnissen der letzten Tage war die Motivation sowieso hoch. Auch das Bewusstsein, dass die morgendliche Nahrung bei mir nicht zu knapp ausfallen darf. Doch entgegen dem Vorhaben, Nahrung bewusst zu verwenden, kam in unseren Frühstücksbrei leider Salz statt Zucker hinein. Der Brei landete in der Tonne ☹. Also wurde einfach neuer gekocht und alles war gut. Wir bauten das Zelt ab, machten uns fertig.

Um die weitere Reise problemfrei zu planen, warteten wir noch auf den Busfahrer, um die Fahrt von Selfoss nach Hvítárnes zu buchen. Der Laugavegur endet offiziell in Thorsmörk, man kann sich von hier täglich morgens oder abends mit dem Bus abholen lassen. Der Bus kam pünktlich 8:10 Uhr und der Fahrer war mehr als freundlich. Er teilte uns mit, dass wir eigentlich nicht buchen müssen, er das für uns aber klärt. Also starteten wir ca. 8:20 aus Thorsmörk für unsere letzten 26 km und 1000 hm ↑. Zu Beginn ging es das Flussbett entlang und über eine mobile Flussbrücke, die je nachdem, wo der Fluss sich seinen Lauf im neuen Jahr sucht, verändert werden kann. Eine lustige Konstruktion auf Reifen. Der Zeltplatz Basar lag nur unweit von unserem entfernt, wir bereuten unsere Wahl allerdings nicht. Ab jetzt hieß es - bergauf.

Eine chinesische Reisegruppe verfolgte uns, doch schon am ersten Berg hatten wir die Fotoapparate auf kurzen Beinen gnadenlos abgehängt. Es ging durch einen Wald und vorbei an einigen Schluchten nach oben. Der Weg hielt auf der kurzen Strecke drei völlig unterschiedliche Tagesabschnitte für uns bereit. Wir sahen über die angrenzenden Gletscher und unser Ziel war das Lavasandfeld des Eyjafjallajökull. Nach ca. 3h hatten wir es erreicht. Der Weg lief über Lavaplateaus, Schneefelder und vorbei an Magni und Modi, den zwei nach der Eruption neu entstanden „Hügeln“. Die Energie reichte sehr gut, bergauf konnten wir punkten, den „Cliff“ so richtig verbrennen und waren sehr schnell.

Doch sobald der Abstieg begann, begannen auch die Schmerzen, sowohl mein rechter als auch Sarah´s linker Knöchel muckten mehr auf, als wir es ihnen erlauben wollten. Doch es nützte nichts, 15 km warteten noch auf Bewältigung. Fast nur noch bergab, die Schmerzen wurden bei Sarah stetig stärker, sie verfluchte unseren Eifer, den Weg und die isländischen Kilometerangaben. Jeder Kilometer kam uns wie mindestens das Doppelte vor.

Nach einiger Zeit kamen uns auch schon die ersten Tagestouristen mit ihren leichten, kleinen Rucksäcken entgegen. Auch die Landschaft veränderte sich. Es wurde grüner und grüner, die Gletscherflüsse begannen Schluchten zu graben. Viele wunderschöne Wasserfälle liefen an uns vorbei, einer schöner als der andere. Je weiter wir kamen, desto uninteressanter waren die kleinen Wasserfälle, über die man sich in Mitteleuropa einen „Ast abfreuen“ würde. Die Kamera klickte nur so, verschiedene Perspektiven, Regenbögen, die durch die Gischt gebildet wurden. Landschaftlich hofften wir, dass der Weg nie enden würde, doch physisch konnten wir das Ende gar nicht erwarten. Bei Sarah meldeten sich die Schmerzen immer stärker, das Knie fing an, Probleme zu bereiten. Aus dem Laufen wurde Humpeln, mental eine schwierige Situation.

Die Touristen schauten nur dämlich und wahrscheinlich waren ihnen ihre 5km schon eine Zumutung. Die Kilometerangaben stimmten nach unserem Ermessen schon lange nicht mehr. Nach gefühlten 50 km, einer Aussichtsterrasse und einem letzten Abstieg erreichten wir das Ziel. Massig Chinesen schossen Bilder vom „Skogafoss“. Genau wie wir hatten es auch andere geschafft, wir trafen Menschen des Trails wieder, die auch endlich im Ziel waren. Red Carpet erreichte inzwischen auch das Ziel, der Rucksack hing noch immer verdächtig schief. Windgeschützt kochten wir uns hinter einem Toilettenhäuschen noch eine Suppe und warteten auf den Bus, der pünktlich 18:30 Uhr Richtung Selfoss startete. Der Busfahrer war sehr freundlich und lernte uns direkt noch ein bisschen Isländisch. Wir mussten jedoch feststellten, dass die Sprache und Grammatik nie unsere wird.

Zwischenzeitlich mussten wir noch eine 1-stündige Pause einlegen, um auf den verspäteten Zubringerbus aus Thorsmörk zu warten. Wir nutzten die Zeit, um an einem nahe liegendem Fußballstadion ein Spiel von Mädchenmannschaften anzuschauen. Es kam, wie es kommen musste, nach einer Minute passierte ein Unfall, so dass der Krankenwagen kommen musste. Ganz unkonventionell fuhr dieser direkt auf das heilige Grün zur Spielerin. In Deutschland wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Danach ging das Spiel noch 5 min und die Fahrt nach Selfoss weiter. Der angenehme Zeltplatz mit Küche und Gemeinschaftsraum kostete uns 3500 ISK (28,50 €) mit warmer Dusche für beide 😊. Zum Abendbrot gab es zum Füllen der Energiespeicher Nudeln - Quattro Formaggi. Das erste Essen im Sitzen auf Stühlen und nach 3 Tagen genossen wir die erste warme Dusche so richtig.

Sarahs Knöchel wurde dick und von den Strapazen galt es sich erstmal zu erholen. Der nächste Tag bedeutete: AUF AUF, der nächste Trail wartet. Satz des Tages: „Wo Wasser ist, da ist es grün, wo es grün ist, da sind auch Tiere und wo nix ist, da ist eben nix.“ Sehr gut, Daumen hoch.

Generell können wir den Laugavegur sehr empfehlen. Die meisten Hiker kommen mittags wie wir in Landmannalaugar an, genießen die heißen Quellen, spannen nach der rumpeligen Busfahrt aus und übernachten dort. Sie brechen dann am Morgen zu der Doppeletappe auf, da die erste Etappe sonst im Schnee endet und meist nur die Übernachtung auf der Hütte möglich ist, die meist ausgebucht ist. Doppeletappen, so wie wir sie gelaufen sind, sind kein Ding der Unmöglichkeit. Man sollte dennoch mit ausreichend Fitness in den Weg gehen, die Belastung ist eine andere als in den Alpen etc. Wer es langsamer angehen möchte und mehr Zeit hat, läuft die kürzeren Etappen und hat deutlich mehr Zeit, die Natur aufzunehmen und zu genießen. Wir empfehlen ausreichend Proviant mitzunehmen, da das Essen auf den Hütten ziemlich teuer ist. Gaskartuschen erhält man an jeder Tankstelle.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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