Geschäkert mit dem Grenzer – Shkoder (ALB-9)
- Hardy
- 26. Jan. 2022
- 4 Min. Lesezeit
25.01.2022 – Draußen locker in den Minusgraden, den Lüfter innen nachts um 1 ausgestellt und bei 1 Grad im Bus um 6 wieder angestellt. Doch die Nacht haben wir so richtig gut überstanden. Die morgendliche Freude über eine warme Nacht haben wir jedoch nicht mit der Toilette des kleinen Campingplatzes gemacht. Ein Schild, dass das gute Gerät nicht angeschraubt ist, wäre hilfreich gewesen. Durch das Verrutschen der Kloschüssel hängte sich der Spülkasten einseitig aus, es schwappte. Die Halter des Spülkastens an runden Steinen irgendwie befestigt, verlangte einem beim Wiedereinhängen, Halten des Spülkastens und der Toilettenschüssel schon einiges an Artistik ab. Wer kennt das nicht, wenn einem einfach ein oder zwei Arme fehlen. Doch funktionierte alles hinterher besser als vorher. 😊 Unser Beitrag zum Allgemeinwohl.
Für uns taten wir auch etwas, da gestern die eine Gummiseite der Fahrradplane ganz aufgab und bei der Fahrt wild flatternd im Rückspiegel zu sehen war, musste ich heute Morgen ein neues Band einziehen. Eine Verbindung von Zeltschnur und einer alten Kurdel hilft nun hoffentlich auf den letzten 2000 km die Bikes zu schützen. Die Fahrradplane ist arg belastet worden dieses Jahr.
Einmal die Plane runter, entschieden wir uns aufgrund der Sonne trotz Minusgraden mit den Rädern nochmal Richtung Shkoder zu fahren. Gestern hatten wir aufgrund des schlechten Nachmittagslichtes und des eisigen Windes das hiesige Castle ausgelassen. Wie nicht anders zu erwarten, las auch dieses Castle auf einem Berg, normal angezogen bedurfte es schon etwas Mühe, dabei nicht zu schwitzen. Für 400 Lek p.P. (3,60 €) ging es hinein, allein wegen des Ausblickes hatte sich der Besuch gelohnt. Shkoder, eine Stadt, die von zwei Flüssen umgeben ist, die hinter dem Castle zusammentreffen. Angrenzend liegt ein riesiger speisender See. In der nahen Ferne konnte man schön die Berge des Balkans mit ihren Gipfeln sehen, die Schneemützen zu tragen schienen.
Das Castle selbst ist in drei Yards aufgeteilt und vom 14.-19 Jh. gebaut und erweitert wurden. Etliche Eingänge und Türme rufen nach Begehung, selbst im letzten Yard führt eine Wendeltreppe nach außen, nur wohin konnten wir nicht ergründen. Es schien auf jeden Fall ein Geheimgang zu sein, die kleinen etwa halbe Fuß großen Stufen schrien nicht nach Alltagsnutzung. Auch eine alte Kirche ist besuchbar. Insgesamt sollte man auf den Besuch bei einer Reise nach Shkoder nicht verpassen.
Nach einem letzten Einkauf (ich habe für euch mal albanisches Parken fotografiert, gelbes Auto…), dem Anheizen des Busses und Aufladen der Räder mit reaktivierter Plane hieß es für uns Abschied nehmen. Dies kam schneller als geplant, für Albanien hatten wir mind. 10 Tage eingeplant, müssen der Kälte aber Tribut zollen und in etwas wärmere Gefilde flüchten. Die abschließende Fahrt am Shkoder-Lake entschädigte uns nochmal etwas, denn wir hatten ursprünglich mehr in diesem Land vor. Es startete gut und endete kalt, der ein oder andere Gipfel wird uns hier nochmal sehen, wir kommen definitiv wieder.
Vor 1,5 Wochen hatte ich mich über die Einreisebestimmungen der Folgeländer Griechenlands belesen, nur nicht mehr vor diesem Grenzwechsel. Kurz vor der Grenze dann eine Covid-Kontrollstation. Wir ließen sie rechts liegen, haben ja unsere notwendige Impfung, lt. Bundesregierung 2021 sollten damit ja keine weiteren Einschränkungen verbunden sein. Plötzlich der Grenzübergang vor uns. Ausreise … Ausweise, Fahrzeugpapiere … adios. Die Insassen der vor uns fahrenden Fahrzeuge zeigten alle ein Digitalnachweis via Smartphone vor … ups. Free WIFI-Zone – lesen wir doch mal schnell nach, zur Einreise ist eine Impfung, nicht älter als 6 Monate notwendig. Rechnen wir schnell zurück, Juni … äääähm passt 😊. Vorfahren zum Grenzer, Scheibe runter, verschmitzt angrinsen und ganz selbstsicher Ausweise, Fahrzeugpapiere und die innenliegen Impfzertifikate übergeben. Blättern, klar schon interessant, welches Land seinen Stempel gesetzt hat. Ein kritischer Blick in unsere Augen, wir freundlich grinsend und dann rein mit dem Stempel. So ganz gehen lassen wollte er uns dann doch nicht. Er schickte uns noch zur Customcontrol, da kam er nun. Türen auf, er schaut rein, dicke Backen. „Do you have something interesting for the police?“ „What do you mean? 😊” Zack und schon war das Eis gebrochen. „Cigarets, alcohol, drugs?“ „Oh we are full of them.“ Dann sprachen wir nur kurz woher wir kamen, wie die Route war, wie lange wir im neuen Land bleiben wollen, was wir vorhaben. „Have a nice journey.“ Noch ein freundlicher Klapps auf die Schulter und dann ging es weiter. „Willkommen in Montenegro.“ Montenegro ist erst mit dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens als Land auf der Landkarte und mit gut 650.000 Einwohner etwas größer als Leipzig. Doch es soll kleine Juwelen haben.
Zwei Optionen standen gestern noch zur Auswahl, die Grenze am Meer oder im Land. Wir entschieden uns nach einer kleinen Recherche für die Landgrenze und somit für das erste Naturhighlight, denn Montenegro hat auch Niagarafälle. Ein gebirgsblauer Fluss fließt kristallklar und mit viel Sicht in die Tiefe durch eine Konglomeratschlucht, bis, ja bis das Wasser fällt. Ein bisschen Menschenhand an der Fallkante war durch Beton sichtbar, doch was dieser Fluss mit dem Gestein schon angestellt, welche abstrusen Formen er schon geschaffen hatte war wirklich schön. Der Besuch hatte sich gelohnt (leider können es die Bilder nicht wiedergeben). Alles war perfekt, um die Drohne steigen zu lassen, doch die Fernbedienung zeigte nur Akkreditierungszone an. Der Flughafen der Hauptstadt Montenegros Podgorica war einfach zu nahe. Schade.
Manchmal ziehen wir es an, fremd in einem neuen Land und am ersten Tag gleich in die Hauptstadt. Heute hieß es nur durchfahren, am Morgen hatten wir uns noch ein kleines Zimmer einer Ferienwohnung gebucht. Dieses wollten wir für die kalte Nacht nutzen. Für 10 € sparen wir uns lieber den gleichteuren Campingplatz. Unter der Ferienwohnung ein Bäcker, perfekt. Ein schneller Einkauf und dann hieß es nur, in die Wohnung zu kommen. Einfach mal irgendwo klingeln, Glück gehabt, die erste Entscheidung war die richtige. Eine große Wohnung mit 3 je Zweibettzimmern. Heizung erstmal an, den Heizlüfter gleich mitgenommen und eine Waschmaschine war mit im Preis enthalten. So war auch das gleich noch erledigt. Abends traf dann noch unser neuer Mitbewohner ein, ein Türke, der sich über unsere Reise in der Türkei freute und mit dem wir über die besuchten Städte erzählen konnten.
Städte, Podgorica zählt angeblich zu den langweiligsten Hauptstädten Europas, ob das so ist, erkunden wir morgen.
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