Gestoppt im hüfthohen Schnee & Bären – Pirin Gebirge (BUL)
- Hardy
- 20. Mai 2021
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Mai 2021
19.05.2021 – Guten Morgen Hut Yane Sandanski, die Namen werden schwieriger, aber so gut haben wir schon lange nicht mehr geschlafen, auch wenn auf 1300m die Temperaturen wieder im mittleren einstelligen Bereich lagen. Ein ordentliches Frühstück für den Weg und auf geht´s. Erstmal die Schiebetür, denn vor der Tür lag wieder ein großer Hütehund, ich schaue ihm tief in die Augen und denke, lass mich in Ruhe, dann lasse auch dich in Ruhe 😊
Er begleitete uns noch die ersten Meter, dann waren die Höhenmeter wohl zu viel, vorbei am gestrigen Wasserfall ging es erstmal die Fahrstraße hinauf. Die Straße ist ein Graus für jedes Auto, aber man schlackert förmlich mit den Ohren, was hier für Häuser stehen.
Entlang der Route of Peace und nach etwa 1,5 km bogen wir in den Wanderweg ein. Immer entlang der weiß-blauen Markierung führte uns der Weg an vielen kleinen, aber durch die Schneeschmelze sehr gut gefüllten Bäche vorbei. Gut, manchmal lief der Bach auch auf unserem Weg. Nach 600 Höhenmetern kamen wir an der ersten Hütte mit Tellerschleppern an, vor ihr stand ein Skidoo wohl aus den 60ern … russischer Bauart. Der Betreiber schlug Holz und fragte uns nur, ob wir nicht etwas für seinen Hund zum Fressen mitgebracht hätten, der hüfthohe Hund schnupperte nämlich schon an uns. Nun ja, den Weghinweis hätten wir lieber gehabt, denn die Stelle war etwas kniffelig. Nach Abgleichen mit der Karte und der örtlichen Umgebung schlugen wir den richtigen Weg ein, doch nun zeigte sich das Ausmaß des bulgarischen Winters. Auf den Wegen lag noch bis zu 1 m hoher Schnee, der uns teilweise hüfttief einsinken lies und fast alle Wegmarkierungen verschluckte.
Wir änderten die Route, darin sind wir ja mittlerweile gewöhnt und wechselten auf weiß-braun. Auch hier hatten wir stellenweise noch sehr viel Schnee, tiefen Matsch, aber auch sensationelle Ausblicke. So folgten wir der Route, obwohl uns ein Schild an einer Brücke ausdrücklich warnte: „The bridge is in poor condition. Passing is dangerous“ und versuchten alle Zeichen zu finden. 3x waren wir kurz vorm Umdrehen, weil der Schnee einfach zu tief wurde, kein Wegzeichen mehr zu sehen war oder umgefallene Bäume den Weiterweg so verdeckten, dass man ihn überhaupt nicht sah. Bei einer Wegsuchaktion stockte uns kurz der Atem, denn auf dem Hinweg waren nur unsere Fußabdrücke auf dem Schnee, als wir 5 min später zurück gingen, waren handtellergroße Tatzen daneben. So haben wir wahrscheinlich unseren ersten Bären nur knapp verpasst, waren aber deutlich wachsamer beim Weiterlaufen.
Vorbei an 3 tollen Bergseen und einem schönen Plateau hatten wir so manch Gedanken an die ein oder andere Alpenwanderung. Wir wechselten wieder auf weiß-grün und läuteten so den Rückweg ein. Wir passierten eine Bergwachthütte und einen Erste-Hilfe-Kasten für Wanderer, der nach einem sehr steilen Anstieg an einem Baum hing und neben Verbandsmaterial auch einen Energieriegel, Magnesium und etwas zu Naschen innehatte. Das kannten wir bisher nicht. Wie folgten einem prallgefüllten Gebirgsbach, der die Kaskaden von Pirin und viele Wasserfälle bildete.
Das Piringebirge ist wunderschön zum Wandern, bietet sehr viele verschiedene Wanderrouten und dank seiner zahlreichen Hütten sind Mehrtagestouren möglich. Das Gebirge ist seit 1983 als Weltnatur- & Kulturerbe der Unesco eingetragen. Es besitzt etwa 100 Gipfel über 2000 m und 80 über 2500 m, 180 Gletscher-/Bergseen und den höchsten Berg Vihren mit 2914 m. Man sollte trotzdem stets mit Hunden rechnen, 3 kamen bellend auf uns zu, als wir eine Villa mit Wachhäuschen davor passierten. Wir witzelten, dass der Wachmann die Hunde hat, damit er aufgeweckt wird, falls jemand kommt. Es dauerte nämlich, bis er aus seinem Verschlag kam und sie zurückpfiff, nur hören wollten sie nicht.
Am unauffällig geparktem Polwan angekommen, starten wir nach einem Kaffee zur Weiterfahrt, wir brauchten Wasser, bulgarisches Geld und eine Auffrischung der Vorräte. Es hieß nun Eindecken mit bulgarischen Produkten … Der zweite Geldautomat akzeptierte dann auch die Kreditkarte und Wasser fanden wir an einer Tankstelle. Beim Einkaufen wird es nun günstiger, man muss aber aufpassen, was man in den Korb legt. Einheimische Produkte haben gute Preise, importierte Produkte sind meist etwas oder deutlich teurer als in Deutschland. Wir wollen ja sowieso einheimisch speisen.
Unser Weg führte entlang der Bundesstraße 1, die landschaftlich ein absoluter Genuss ist, man fährt über weite Strecken am Fluss Struma entlang, der sich durch das Gebirge schlängelt. Da die Autobahn auf diesem Stück gerade erst gebaut wird, herrscht massiger Verkehr, sowas kannten wir gar nicht mehr. Der Verkehr und die Fahrweise in den Städten sind vollkommen normal.
Für unsere morgige Aktivität haben wir uns schon im nächsten Gebirge direkt neben einem Fluss positioniert. Es wartet ein bulgarisches Highlight.
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