Good Bye Cyprus – Girne (TRNC-7)
- Hardy
- 7. Nov. 2021
- 4 Min. Lesezeit
05.11.2021 – Die Geräusche der Wellen so laut, als ob sie riesig wären, doch in Wahrheit überschlugen sie sich nur auf dem letzten Meter zum Strand. So lassen sich die Sinnesorgane manchmal täuschen. Der Blick aus dem Fenster zeigte feinstes Paddelwasser nur 25 m entfernt. Also rein in den Tag. Ein ausgiebiges Frühstück und dann rauf aufs Wasser. Heute war die andere Seite dran und man merkte, dass sich Wellenhöhe und -richtung manchmal ziemlich schnell ändern. Gestern rechts alles schwabbelig, so war es heute auf der anderen Seite, auf der die Wellen von einer Bergkette reflektiert wurden. Ausgiebig genoss ich die letzten Paddelkilometer auf zyprischem Hoheitsgewässer. Sarah dehnte sich mal ordentlich durch, an Bewegung mangelte es in den letzten Tagen nicht, doch Zeit zum Dehnen war stets wenig.
Nach dem Paddeln noch ein Bad im Wasser, danach fühlt man sich zwar nicht wie neu geboren, aber deutlich frischer. Gestern merkt man, dass das Wasser in den ersten Zentimetern richtig kalt war, je tiefer man kam jedoch immer wärmer, da wollte man gar nicht raus. Raus ging es heute noch einmal für die Räder, auch sie hatten sich eine letzte zypriotische Ausfahrt verdient. Heute bedienten wir uns der Route 3 unseres Tourenheftchens. Sie führte uns direkt von unserem Stellplatz Güzelyali an das Nordkap Nordzyperns. Als Strecke standen uns 40.2 km und 985 hm gegenüber. Gleich zu Beginn wieder Anstieg, doch es blieb die ganze Zeit nur wellig und max. 60 hm-Absätze. Die Natur hielt nochmal alles bereit, die Sonne zeigte sich von der besten Seite, das Wasser strahlte türkis-blau und die Vegetation blühte. Immer wieder waren die Bergeinschnitte mit Serpentinen auszufahren. Zwischenzeitlich fuhren wir über eine schnurgerade Straße. Die Dörfer in diesem Zipfel Zyperns lagen abgelegen zwischen Meer und Bergrücken, idyllisch und schön, doch der Weg bis in die nächste Stadt ist nicht wenig. Heute begegneten wir sogar anderen Radfahrern auf einer Trainingsrunde. Die letzten 2 km auf undankbarem Schotter mit runden Steinen, das Vorwärtskommen verringerte sich. Am Kap nur zwei unbewohnte Hausruinen, ein Lighthouse, welches seinem Namen keine Ehre machte, eine kleine Insel, auf die man förmlich hätte gehen wollen und, ja und der Start des Besparmak-Trails, auf dem wir die letzten Tage schon so viel mit dem Rad unterwegs waren. Wer hier mit seinem 80l-Wanderrucksack startet, freut sich sicher auf alles, was ihm die nächsten 255 km unter die Füße kommt, denn der Start ist nicht der Hit. Danach geht es ganz schön hoch und runter 😊 viel Spaß. Für uns ging es zurück, der Schweiß rann, doch auch die Motivation, den Rückweg in einer schnelleren Zeit zu schaffen. Bei welligen Wegen ist der Vorteil, dass man zu jeder Steigung mit etwas Schwung kommt, was es durchaus etwas erleichtert, anstatt 950 hm in Folge zu fahren.
Eine schöne Tour, zurück waren wir sogar schneller und belohnten uns mit einem Bad und etwas Relaxing-Zeit am Strand. Naja, ich bastelte nochmal an der Tür und dem Radhalter herum. Es stellte sich heraus, dass der Umbauer die Muttern nicht richtig festgezogen hatte und somit stets Bewegung bei jedem einzelnen Huckel da war, die dann den Riss hervorriefen. Der Riss ist nun mit Sofortkleber fixiert und sollte nun, wenn überhaupt, langsamer reißen. Wir beobachten es. Sarah bereitete derweil den Länderwechsel vor.
Wir konnten es doch nicht lassen, einerseits wollten wir nochmal in die Höhe, um Zypern von oben zu sehen, anderseits waren wir der Versuchung erlegen, alle 3 Gipfel-Castle zu besuchen. Den Polwan nochmal auf 500 m Höhe hochgehievt, dabei durch ein kontrolliertes Militärgelände gefahren, fahren erlaubt, aber nur mit Scheuklappen, ohne zu fotografieren, filmen oder stehenbleiben. In Nordzypern wird nicht lange gefackelt, sondern geschossen 😊. Die Winteröffnungszeit war zwar aktuell und laut dieser war das Castle offen, doch alles mit Schlössern versperrt. Schade und ärgerlich.
So also doch schon herunter nach Girne, den Polwan in Hafennähe abgestellt und rein in die Highlights. Das ist hier gar nicht so schwer, denn in Girne besucht man den alten Hafen, das Castle und die Altstadt. Auch Girne war einst eine „Walled City“ – entgegen den anderen Städten wie Nikosia oder Farmagusta ist von der Stadtmauer nicht mehr viel übergeblieben, einige Türme sind noch in Fragmenten zu sehen. Im alten Hafen hat man die Sandsteingebäude belassen und renoviert. Dies ist gut gelungen, da sich in fast jedem Haus ein Restaurant mit Wasserterrasse befindet, sieht man nicht so viel von den Hausfronten, wie man gerne würde. Gerade im Herbst werben die letzten Restaurants noch mit der letzten Nachmittagssonne. Für das Castle hielten wir es schon für zu spät, da es gegen 17:00 schließt und mit 16:55 fiel die Besuchszeit doch etwas gering aus. Wir sollten besseren belehrt werde. Denn die Technik spielte uns in Nordzypern einen Streich, alle Geräte wiesen uns die türkische Zeit, ohne Zeitumstellung aus. Macht ja auch Sinn, schließlich gehört Nordzypern gefühlt zur Türkei. Als wir dann die tatsächliche Zeit googelten, mussten wir feststellen, der Castlebesuch hätte tatsächlich gelohnt. Zeit ist für uns bei unserer Reise fast immer nebensächlich, es sei denn, wir haben Termine oder Verabredungen. Eine Verabredung haben wir heute Abend, denn es geht wieder auf die Fähre und ein Länderwechsel steht bevor. Da schaut man dann doch lieber nochmal nach der Zeit 😊. Ohne der Länderzusammenfassung etwas vorwegnehmen zu wollen, Zypern ist echt ein Traum für den Frühling oder Herbst. Wir haben unsere 17 Tage hier absolut genossen. Im Sommer raten wir euch von einem Besuch eher ab, es sei denn ihr zieht sie Sonnenliege vor, dann herrschen hier nämlich Temperaturen um 45 Grad. Deutsche Touristen erkannte man heute im Übrigen wieder meilenweit. Vielleicht schafft ihr es ja im Urlaub, nicht in jeder Straße typisch Deutsch zu wirken 😊. Meist verrät es der Rucksack, die Kleidung oder aber die Art aufzutreten.
Zum Abschluss besuchten wir noch ein Restaurant und wollten mal Meze probieren. Meze ist ein Fischgericht mit i.d.R. 20 kleinen verschiedenen Schüsselchen. Leider war dies aus, so gab es für Sarah trotzdem fangfrischen Grillfisch und für mich Mussakka. Für 5-7 Euro je Gericht und großen Tellern wohl alles richtig gemacht. Jetzt hoffen wir, dass die Fährfahrt besser klappt als beim letzten Mal. Ihr werdet es erfahren.
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