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„Hermann“ mal wieder dicke Suppe – Sibiu (ROU-9)

  • Autorenbild: Hardy
    Hardy
  • 16. Juni 2021
  • 4 Min. Lesezeit

15.06.2021 – Fit mussten wir heute in den Tag starten, denn wir hatten Großes vor. Zum Ziel hatten wir uns heute eine der schönsten Karpatenhochstraßen und die Besteigung des höchsten Berges Rumäniens, den Moldoveanu (2544 m) vorgenommen. Endlich sollte es mal wieder richtig in die Höhe und in die Natur gehen. Mit Spannung und Anspannung verfolgten wir die Wetterprognosen für den heutigen Tag, es war und wird eine reelle und sprichwörtliche Gratwanderung.

Doch zuerst besichtigten wir das Fortress, an dessen Wassergraben wir mit dem Heck standen. Da es zurzeit in Restauration ist, begnügten wir uns mit einem Rundumgang. Auch der großen örtliche orthodoxen Kirche statteten wir einen Besuch ab. Von außen ist sie ein Augenschmaus, reich verziert und glänzend goldene Dächer vom feinsten. Doch im Innenraum konnte sie gar nicht überzeugen, weiß-grauer Putz mit eingeritztem Karomuster.

Den angrenzenden Wochenmarkt nutzten wir mal wieder, um uns unters Volk zu mischen und Obst zu kaufen. Hier merkt man wirklich einen geschmacklichen Unterschied zum Supermarktobst.


Achso und dann war da noch der Blick in die Berge, welche Berge eigentlich? Die Wolken hingen so tief, dass sie gar nicht zu sehen waren. Sollten wir da in die Höhe? Die Erfahrung lehrte uns, es bringt einfach nichts, man ärgert sich, weil keine Sicht ist und das Wetter in einer Wolke ist auch nicht das angenehmste. So musste auch heute wieder Plan B her.

Zuerst ging es nach Porumbaku de Sus, dort besuchten wir ein siebenbürger Haus, welches verschnörkelt und mit Holztäfelchen gedeckt ist. Der Eintritt kostete 10 Lei / Person (2 €). Im Inneren der Häuser fanden noch Bauarbeiten statt, um sie zu renovieren. Wir nehmen an, dass sie dann als Ferienwohnungen vermietet werden. Die Ausstellung war gar nicht so groß angepriesen, doch ständig kamen neue Besucher. Es ist aber auch hier herrlich zu beobachten, wie viele Selfies gemacht, wie sie zelebriert werden oder wie muffelig manche schauen. Neben der Anlage entsteht eine neue Anlage mit verschiedenen Themenhäusern, ein Haus als Weihnachtsbaum, Fliegenpilz und und und … kann man sich anschauen, muss man aber nicht 😊.

Anschließend besuchten wir das Dorf Avig, hier soll ein Schloss stehen, welches es mit Schloss Schönbrunn in Wien aufnehmen können soll. Samuel von Brukenthal leistete sich hier eine Sommerresidenz mit großem Garten. Eintritttickets gibt es nur noch vom Automaten, doch die Schlossfassade ist schon ziemlich ausladend. Es erinnerte uns an Schloss Dornburg oder Pechau, welche auch in bedauernswertem Zustand sind. Die 20 Lei/Person (4€) sparten wir uns und schauten mal um das Gelände. An einem Nebeneingang ging es zu einem Hotel, welches auch auf dem Schlossparkgelände liegt. So konnten wir uns den Park/Garten auch anschauen. Dieser ist schön angelegt. Zurück an der Straße hielten zwei Rumäninnen neben uns und fragten nach dem Weg zum Schloss. Als wir darauf zeigten, antworteten sie: „That´s it? We think it will be a great one.“ 😊 falsch gedacht, ebenso wie wir. Der Dorfrundgang wurde nicht viel besser. Wer einen Schlossgarten besuchen möchte ist hier richtig, dieser ist wirklich schön auch die Orangerie und die Hotelanlage.

Ein letzter Spot sollte Sibiu werden, zu Deutsch Hermannstadt. Es ist wirklich erstaunlich, die ganze Region Siebenbürgen ist so Deutsch veranlagt. Viele sprechen hier auch noch Deutsch, viele Schilder an Häusern, in den Straßen sind in deutscher Sprache. Auch beim Durchfahren der Dörfer denkt man auf dem deutschen Lande unterwegs zu sein. Es ist richtig komisch nach 4,5 Monaten außerhalb von Deutschland so sehr mit „Deutsch“ konfrontiert zu sein. Bei Sibiu handelt es sich um die hiesige Kreisstadt, auch sie besitzt eine historische Altstadt und natürlich einen modernen Umkreis. Die Altstadt ist mit vielen bunten Häusern gesäumt, von denen jedes etwas anders gebaut ist. Ein großer Hauptplatz mit Rathaus, Kirche etc. erinnert in der Baustruktur wieder an die Habsburger. Nicht ganz so prunkvoll wie Wien, aber Elemente davon lassen sich erkennen, es fehlte wohl der Einfluss des Franzl. 😊 Mehrere Kirchen laden zum Anschauen ein, die Dächer sind nicht golden, sondern als Zwiebeldach mit verschiedenen Farben gedeckt. Es macht Spaß in den unterschiedlichen Ebenen der Stadt zu spazieren und immer wieder Besonderheiten und Details an den Häusern zu entdecken.

Uns wird immer bewusster, dass eine Reise durch Rumänien nicht nur an einem Ort stattfinden sollte, sondern sich die Elemente viel mehr einen, wenn sie zusammen besucht werden. Gestern Brasov (Kronstadt), heute Sibiu (Hermannstadt), jede Stadt hat ihr Gutes, doch die Altstadt Sibius war etwas gepflegter und renovierter. Allerdings fiel auch auf, wer den Blick hinter die Altstadt wirft, sieht, dass der Zauber auch wieder ziemlich schnell endet und rumänischer Standard wird. Da ist Brasov wieder besser aufgestellt. Wir empfehlen beide Städte, auch in Sibiu laden die Restaurants förmlich zum Verweilen ein.

Solltet ihr übrigens mal Licht brauchen, seid ihr in Sibiu falsch. Es sollte heute der Tag des Lichts werden, ging doch in Bulgarien schon eine Kennzeichenleuchte kaputt, musste gestern oder heute eine Frontleuchte daran glauben. Da auch am Tag in Rumänien Lichtpflicht herrscht, fällt das schnell auf. Wir gingen in einen Autoteileladen, der in seinem Portfolio ganz oben „Lampi-Auto“ zu stehen hatte. Der Verkäufer wusste auch sofort bescheid, als er die ausgebaute Frontleuchte sah, er kramte lange, entschuldigte sich aber, sie derzeit nicht zu haben. Auch die Kennzeichenlampe erkannte er sofort, nach langem Kramen musste er sich auch hier entschuldigen. Ok, dann fahren wir eben einäugig.

Für unseren Stellplatz fuhren wir wieder etwas in die Berge, wir wollen es morgen einfach nochmal versuchen, entweder eine schöne MTB-Tour oder Wanderung. Vielleicht klappt es ja morgen mit den Karpaten und uns nochmal. Drückt die Daumen.

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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