Hot Springs after Border-Change – Rupite (BUL)
- Hardy
- 18. Mai 2021
- 4 Min. Lesezeit
17.05.2021 Wir wachten heute in Sidirocastro mit einer Premiere auf, denn so viele Nachbarn hatten wir noch nie, vor allem die so ruhig waren. Ok, wir haben gestern Abend beim Stellplatzwechsel mal eben auf einem Friedhofparkplatz gehalten, der an einer Straße nicht besonders ruhig, aber für unsere heutigen Erledigungen perfekt lag.
Ein letzter kurzer griechischer Einkauf, denn wir wechseln nicht nur das Land, sondern auch die Währung und dann ging es zum mikrobiologischen Labor. Es stand mal wieder ein Antigen-Schnelltest an, damit wir für die bulgarischen Beamten ein Dokument haben. Ein Stäbchen, ein Nasenloch und gefüllt 20x Drehen. Die Wartezeit von 30 min überbrückten wir mit einem Gang zum Kloster der Stadt, welches auch einen guten Ausblick über die Stadt ermöglichte. Zurück beim Labor erhielten wir die negativen Testergebnisse, nichts anderes hatten wir erwartet. Zum Ausfüllen des Dokuments nutzte die nette Dame nicht nur ihre Gleitsichtbrille, sondern auch eine Lupe und ihren fast zu kurzen Arm, die Daten auf den deutschen Reisepässen sind aber auch klein 😊.
Dann ging es auf den bekannten Weg Richtung Grenze, noch einmal 10 l tanken, wir mussten ja nur nach Bulgarien kommen, wo uns deutlich günstigere Dieselpreise erwarten, vorbei an der Mautstelle, hier waren wir ja bereits bekannt und dann prankte der Grenzübergang vor uns auf. Dieses Mal stand niemand vor uns, wir zwängten uns wieder durch den Autoübergang, was die bulgarischen Beamten nicht toll fanden. Doch der Grieche ließ uns schnell durch, die Bulgaren wollten neben den Pässen, die Antigendokumente und die Fahrzeugpapiere. Ohne etwas zu sagen, gab er uns irgendwann alles zurück … vielleicht wollte er ja noch etwas … Kommentar: „You can go.“ Ok, freundlich geht anders, aber egal.
Nach der Grenze wartete noch die Zollkontrolle, er begnügte sich mit einem Blick in die Schiebetür und dann waren wir drin. Sofort gab es Läden zum Erwerb einer Autobahnvignette, die hier in drei verschiedenen Preis- & Zeitstufungen angeboten wird. Wir wollen wie immer keine Autobahn fahren, brauchen also keine, dürfen nur nicht aus Versehen auf die Autobahn kommen. Über Kulata ging es ins Land und es wirkte landschaftlich gleich etwas anders, es war alles viel sandiger. Kurios, dass sich die Natur mit der Grenze ändert. Auf bulgarischen Straßen herrscht Lichtpflicht, wie in Griechenland auch, nur fahren hier auch alle mit Licht. Wie immer fährt man erstmal etwas vorsichtiger im neuen Land, geht euch das auch immer so, wenn ihr noch nie in einem Land gefahren seid? Die ersten Blaulichter im Seitenspiegel wirken auch erstmal beunruhigend, hat man etwas falsch gemacht? Doch bei uns legt sich das immer relativ schnell und wir gewöhnen uns an neue Verkehrsschilder und -regeln. Auch die örtlichen Geschwindigkeiten sind immer etwas anders.
Kurz vor Petrich fuhren wir dann die erste Tankstelle gleich an, 2,09 Leva/Liter. Umgerechnet ist ein Euro etwa 1,97 Leva, das Tanken ist also wieder deutlich angenehmer. Auch hier kam gleich ein Tankwart, der uns den Tank füllte. Noch etwas italiengeschädigt schauten wir erstmal, ob es eine Servicegebühr gibt, man weiß ja nie, aber nein. Petrich wollten wir uns nicht anschauen und so bogen wir nach rechts Richtung Sofia ab … ob das die richtige Entscheidung war? Wir waren wirklich geschockt, ein kriegsähnlicher Zustand der Gebäude und die Straße war etwa alle 20 m für 1m ohne Asphalt und dieser war geschottert. Nun weiß jeder, was mit viel befahrenen Schotterstraßen passiert. Wir trugen den Polwan förmlich im Schritttempo über die Straße, nach 600 m konnten wir glücklicherweise wieder rechts abbiegen und kamen zurück auf eine gut befahrbare Straße. Hoffentlich bleibt dies die einzige in diesem Zustand.
Wir bogen in unsere Zielstraße nach Rupita ein, denn wir wollten zu heißen Quellen. Es handelt sich in diesem Landbereich um vulkanisches Gebiet und an wenigen Stellen tritt das heiße Wasser noch heute als natürliche, schweflige und heiße Quelle an die Oberfläche. Das Wasser tritt mit etwa 75 °C aus und wird über ein Kanalsystem und Lappentechnik in verschiedene Becken geleitet. So kann man bei 33 – 40°C sehr angenehm kostenlos baden. Der Schlamm in gelb, braun und grau wird von den Einheimischen zum Einreiben genutzt, danach lassen sie sich in der Sonne trocknen und rubbeln den Schlamm wieder ab. Das mussten wir ihn nachtun und standen als Graumännchen in der Natur, leider ohne Bild, denn Schlamm und Kamera vertragen sich nicht. Die Bulgaren schmieren sich den Schlamm auch über den gesamten Kopf und sehen mit ihrem Erdmantel doch ziemlich gruselig aus.
Doch Vorsicht ist geboten, ein Kind fiel in das heiße Wasser, der Schrei hallte über den gesamten Platz und trotz schneller Kühlung musste es ins Krankenhaus. Das Thermalwasser wird von den Einheimischen auch extra geholt und getrunken, doch mehr als 100 ml / Tag sind nicht empfohlen.
In der Nähe der Anlage befindet sich ein alter Herakleon Tempel – der fußwärts gut zu erreichen ist. Wer dann noch Lust hat, kann über den etwa 6 km langen Vulcano-Trail von der Bergkette neben der Thermalanlage den Blick über die Anlage, zum Fluss, der Bahnstrecke und das Piringebirge genießen. Läppische 250 hm sind dafür zu überwinden, Sportschuhe reichen aus, man geht allerdings teilweise durch kniehohes Gras. Bei derzeitiger Allergiezeit hatte das bei mir entsprechend starke Reaktionen. Nicht so schön. Der Vulkano-Trail führte auch an der ersten kleinen bulgarischen Kirche vorbei. Noch in Restauration befindlich, hatte sie aber bereits ihr vergoldetes Schindeldach.
Wir hätten nie gedacht, an welch Spot wir hier anlanden. Es kam ein Wohnwagen nach dem anderen, nicht Ausländer, sondern Bulgaren. Wusstet ihr, dass die Bulgaren ein Wohnwagenvölkchen sind? Wir nicht. Eine Bulgarin begrüßte uns sogar mit „Grüß Gott“, wahrscheinlich freute sie sich über ihr Deutschwissen 😊. So landeten wir nicht ganz gewollt gleich inmitten von Bulgaren. Wenn man die Wohnwagen so anschaut, könnte man denken, Gardasee 1985 …
Aber wir fühlen uns hier gerade total wohl, unter unseres gleichen. Nach 4 lauten und unruhigen Nächten hoffen wir auf eine ruhige Nacht, schauen wir mal.
Comments