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Im Hotspot – Amasra (TUR-15)

  • Hardy
  • 27. Sept. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

26.09.2021 – Oh wie ist das schön … es ist Sonne da und geweckt wurden wir nicht nur wie üblich um 5:00 von einer Moschee, sondern auch vom Sonnenaufgang. Die Fischer fuhren an diesem Sonntag ein und aus, tranken Cay am Hafen und Angler warfen die Angel aus. Ein ganz normaler Sonntag in einer Hafenstadt. Wir starteten auch ins Wohlfühlprogramm, Luft aufs Board und ab auf´s Wasser, Sarah nutzte den Tartanboden des Spiel- und Picknickplatzes hinterm Bus zum Sporteln. Das Schwarze Meer meinte es heute gut, so waren nicht nur große Runden im Hafen, sondern auch bei großen Langwellen wieder das Paddeln auf dem Meer möglich.

Was macht ihr eigentlich an einem Sonntag? Ausspannen, in den Garten gehen, lesen, Sport treiben? Heute war Zeit für „Frühjahrsputz“, den nahen Wasserhahn aufgedreht, den neuen armenischen Schüsseleimer vollgefüllt und den Lappen geschwungen. Der Staub hat es wieder durch alle unmöglichen Lücken geschafft. Das Cockpit muss mindestens 1x wöchentlich geputzt werden, auch die Fußmatte musste nach den Regentagen raus zum Abbürsten. Der Staub schafft es selbst durch geschlossenen Hecktüren in die Heckgarage und seitlich ins Schlafzimmer. Der Platz bot sich an, einfach mal alles raus und aus- bzw. abwischen. Die ein oder anderen türkischen Augen wurden groß, bei dem, was da so lag.

Schnell hatte unser Kennzeichen auch wieder einen Mofafahrer angelockt. Auch er arbeitete bis zur Rente in Deutschland, hat seine Kinder dort, kam aber wieder zurück, da das Leben in der Türkei wesentlich günstiger ist. Er sagte uns, dass die Türken früher mit 36 (weibl.) und 44 (männl.) in Rente gehen konnten, heute gehen sie mit 55 das letzte Mal arbeiten. Er sagte uns auch, dass Türken und Deutsche schon immer Freunde waren und noch nie gegeneinander Krieg geführt haben. Deutsche wären immer willkommen, das merken wir.

Kurz vor Mittag machten wir uns dann auf, doch weit kamen wir nicht. Wollten wir doch am längsten durchgehenden Nordstrand (11 km) der Türkei ein paar Meter laufen. Ich war noch nichtmal ausgestiegen, da hatte Sarah schon das nächste Gespräch an der Backe. Zwei Deutsche Aussteiger Mitte 50 aus Mainz kamen direkt auf uns zu. Sie wollten eigentlich die Panamerika fahren, ihr Flug war 2h vor Abflug gecancelt wurden. Lange Planungen, die schnell vergänglich sind. Wie gut wir das kennen. Trotzdem war es schön mal wieder Deutsche auf Reise zu treffen. Ein anderes deutsches Pärchen reiste gleich mit Stoffkamel am Kühlergrill, ich denke, da sind sie im falschen Land.

Unbeeindruckt vom Kieselstrand fuhren wir zur Gideros-Bucht. Sie hatte einen 113 m breiten Einlass und danach gleicht sie der Ochsenbauchbucht in Griechenland. Von einer Straßenmulde hatten wir den besten Ausblick, da hielt hinter uns ein Renault Hundefänger. Nur 100m weiter hielt er wieder hinter uns, stieg aus, fragte, ob wir gestern in Inebolu waren … ja. Er hatte von seiner Wohnung unseren Camper gesehen, sich gefreut und fotografiert. Das Foto zeigte er uns auch passend. Zeitglich präsentierte er seinen „Camper“… Sitzbank umgeklappt, Matratze hineingelegt und Teechenkocher dabei. Es sollte nicht unser letztes Aufeinandertreffen sein.

Die D 00.10 führte weiter am Meer entlang, es gab sogar eine Mittellinie, doch es blieb schmal. Etwa 30 km vor unserem Zielort eine 2-spurig ausgebaute Straße mit Tunneln und da war es vorbei. Es war schon irgendwie schön, rechts der Abgrund, links die Bergwand mit überquellendem Grün, jede Steigung betrug 10 %, doch oft sahen wir nur Himmel, in den wir fuhren. Teilweise ging es nur im zweiten Gang … wir glauben, die Fahrer sollten mit den Steigungen nur motiviert werden.

Unser Ziel lautete Amasra, ein Ort, der auch im Weltkulturerbe der Unesco verankert ist. Direkt an der steilen Küste liegt das neue Amasra, Hafenmolen deuten schon vom Weiten auf eine größere Stadt hin. Das alte Amasra liegt auf einer Insel und einer Halbinsel und war einstmals eine Burg. Die Burgmauern auf der Insel und vorgelagerte Reste zeugen noch heute davon. Wie wir, nutzten auch viele Türken den sonnigen Sonntag zu einem Ausflug nach Amasra. Die Blechlawine walzte sich durch den historischen Ort mit schmalen Straßen. Die Parkplätze waren alle besetzt, so parkten wir etwas außerhalb und nahmen die 2 zusätzlichen Kilometer gerne hin. Viele Orte eignen sich als gelungene Fotomotive, doch man muss sie etwas suchen, anspringen tun sie einen in Amasra nicht. Der Ort lebt anscheinend vom Tourismus, viele hausähnliche Pensionen und Otels, Straßen- und Hausverkäufer tragen nicht immer zum eigentlichen Charme bei. Wir fühlten uns etwas überrannt und wie in einem Hotspot. Wer möchte, kann auch eine kleine Schiffstour rund um die Stadt buchen, die Landschaft dafür ist definitiv vorhanden. Wie immer findet man fernab der üblichen Touristenwege auch seine ruhigen Genussecken, wie am Lighthouse hoch über der Insel oder in den kleinen Gassen. Der Ort ist besuchenswert. Beim Verlassen bekamen wir unser erstes türkisches Kugeleis mit dazugehörender Iceshow, der Eismann hatte seinen Traumberuf.

Eigentlich wollten wir in Amasra schlafen und von hieraus morgen weiterfahren, doch es war uns zu voll und stressig. So ging es 19 km zurück nach Cakraz, der Ort liegt in einer schönen Bucht. Da wir direkt am Strand stehen, ließen wir es uns heute nicht nehmen, einfach die Decke an der Wasserkante auszubreiten und dort zu essen. Bei Sonnenuntergang war es einfach traumhaft, das fanden wohl auch die 5 hiesigen Hunde. Um uns herum ließen sie sich wohl vom Geruch anziehen. Um uns herum ist auch wieder der Renault Hundefänger, stolz, in unserer Nähe zu sein, parkte er sein Auto extra nochmal direkt neben den Polwan. Hm, wie würdet ihr da reagieren, ist das schon aufdringlich?


 
 
 

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Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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