Im Kloster erwischt – Bokuvina (ROU-19)
- Hardy
- 26. Juni 2021
- 4 Min. Lesezeit
25.06.2021 – Richtig ausstrecken, richtig laaaang machen, so ging es heute Nacht, denn auf Marcels Hütte hatten wir ein normales Doppelbett mit Kingsize-Decke. Unsere 6. Nacht außerhalb des Polwans hielt für uns ein bisschen Luxus bereit. In unserer Camperzeit haben wir auf jeden Fall gelernt, wie viel Luxus wir in Deutschland schon bei ganz alltäglichen Dingen haben und wissen sie wohl jetzt noch mehr zu schätzen.
Marcel, seine Frau und die beiden Arbeiter waren bereits am Renovieren als wir zur Umgebungserkundung aufbrachen. In der Früh war das lange Almengras noch sehr voll von Morgentau und die Schuhe schnell durchgeweicht, doch die Blicke in die bewaldete Bergwelt der Nordkarpaten verzeiht dies. Viele Almenhütten säumen die Berge und wir können alle für diese Ausblicke nur beglückwünschen. Hatten wir gestern noch überlegt, wie man den Müll hier entsorgt, sahen wir schockiert den Müllberg einfach nur brennen. Für alle war dies selbstverständlich. Schade, das machte unseren Blick etwas kaputt. Die Sachen gepackt und von allen verabschiedet, vielleicht sehen wir uns ja in Griechenland, Deutschland oder Rumänien wieder, ging es bergab zum Polwan. Geparkt in einer Kurve der Schotterstraße war er dick eingestaubt, der Besen half bei der ersten Reinigung. So stellt man sich einen Dachboden nach 10 Jahren beim Fegen vor. Auch hier roch es nach Plastikqualm, 200m später sahen wir das Übel, hier brannte nicht nur Müll, sondern auch Traktorreifen. Bitter. Sahen wir eine ältere Dame noch Wasser am Straßenrand für sich abfüllen, nutzten wir diese Wasserquelle auch gleich.
Da der Morgen so durcheinander war, hatten wir noch nicht gefrühstückt und suchten nach einem schönen Platz während der Fahrt. Hier machte sich wieder bemerkbar, dass in Rumänien fast ein Dorf in das andere läuft, nur sehr wenige Autobahnen vorhanden sind und so alle LKWs bzw. PKWs auf der Landstraße und in den Dörfern fahren. Der knurrende Magen ließ uns dann um 11:00 an einer Jägerbank direkt am Straßenrand halten, nicht der ruhigste und idyllischste Ort, aber bei nunmehr 28 Grad brauchten wir Energie.
Die Region Bukovina ist bekannt für seine bemalten Klöster und Kirchen. „Eingebettet in die östliche Seite der hügeligen Karpatenlandschaft, stellen diese zum Unesco-Welterbe zählenden bemalten Klöster ein eindrucksvolles Zeugnis für Rumäniens einzigartige orthodoxe religiöse Tradition dar. Die Kirchen fügen sich harmonisch in die Umgebung ein. Bunt und reich an kunstvollen Details zeigen die Fresken an den Außenmauern unterschiedlichste Ereignisse, von Bibelgeschichten bis zur Belagerung von Konstantinopel. Die Klöster verdanken größtenteils ihre Entstehung Stefan dem Großen, dem Fürsten der Moldau und Nationalhelden, der für seine Taten heilig gesprochen wurden.“ Nach der bemalten und bunt gedeckten Kirche in Savona führte uns ein weiterer Pass nach Moldovita zum ersten Kloster, eine lange Talabfahrt zum Kloster nach Humorului und zum Schluss zum Kloster nach Voronet. Die Eintritte liegen um 5 – 10 Lei/Pers. (1 - 2€ teilweise zusätzl. 10 Lei Fotogebühr). Wer nicht unbedingt auf dem ausgeschriebenen Parkplatz parkt, sondern noch bereit ist, 100 m zu gehen, parkt kostenlos, ansonsten fallen für einen Camper 3 – 7 Lei an (0,60 – 1,50 €). Ungelogen sind die kostenlosen Parkplätze sogar kürzer und man erspart sich den Weg durch die Kitsch-Gasse.
Auf den ersten Blick sind die Kirchen sehr ähnlich bemalt und haben meist eine sehr gut erhaltene Seite und eine fast gänzlich grau verwitterte Seite. Sie unterscheiden sich an der Form des Eingangsportals und den Bildern im Inneren. Man mag gar nicht glauben, wie reichhaltig sie bemalt sind, die Chance, alle Zeichnungen aufnehmen zu können, ist extrem gering. Um alle detailliert wahrnehmen zu können, kann man sicher 3 -4 Stunden einplanen. Durch Restauration und Konservierung sind die Bilder in Inneren nahezu perfekt erhalten. Fotografieren ist im Inneren verboten, was viele trotzdem nicht davon abhält, mit dem Handy und eingestelltem Knipsgeräusch alles aufzunehmen und vor dem Gesicht herumzulaufen.
Die Gelände um die Klöster sind sehr unterschiedlich, auch der Pflegezustand, für den die Nonnen sorgen. Mit jedem besuchten Kloster schwand die Schönheit der Anlage, trotzdem sind sie empfehlenswert und sollten auf einer Rumänienroute nicht fehlen. Doch Vorsicht, beim Fotografieren solltet ihr keine Nonnen erwischen, eine fühlte sich von uns fotografiert und wollte die Bilder sehen. Wir mussten sie enttäuschen, sie gehörte anstandshalber nicht zu unserem Motiv.
Die heißen Temperaturen von 32 °C zeigten auch heute ihre Wirkung, das Eis durfte beim Einkauf definitiv nicht fehlen, nur war der Kassierer so so so langsam, dass es nach dem Kassieren schon fast geschmolzen war. So lernten wir an der Kasse noch eine rumänische Familie kennen, die Frau lebte in der Nähe von Stuttgart und erkannte unsere Sprache … ein nettes Gespräch.
An unserem Stellplatz fragte uns ein Rumäne, ob er das Feuer für uns anlassen oder löschen sollte. Nachdem ich um Englisch bat, fragte er uns nach der Reiseroute und ob wir unsere Reise bloggen. Er meldete sich fix bei Instagram an und möchte unsere Tour nachver- bzw. folgen. Welcome Lucas in our community.
Das seit dem Nachmittag drohende Gewitter ließ es nochmal so richtig schwül werden, der kräftige Regen blieb aus, die Temperaturen wurden aushaltbarer und unser Stellplatz an einem flachen Bach ermöglichte eine Badeeinheit. Noch 1 m mehr Wasser, dann könnten wir auch paddeln 😊.
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