Im Schnee durchgedreht – Nida Plateau (GRE 2.19)
- Hardy
- 31. Dez. 2021
- 4 Min. Lesezeit
30.12.2021 – Ein Abend voller Nachbeben, die unsere Ländersterne zum Wackeln brachten. Doch keines war mehr so stark wie am Morgen und das abendliche Nachbeben. Es ist schon immer etwas komisch, wenn es sich anfühlt, als hätte der Bus Vibrationsalarm in verschiedenen Stufen. Auch von dem Feuer neben uns hatten wir den gesamten Abend noch etwas. Gestern früh wollte man wohl mal aufräumen, stapelte Sonnenschirme, -liegen usw. zusammen. Als wir in das Tal von Matala nach unserer Tour einbogen, sahen wir nur Rauchschwaden, die genau vom Stellplatz kamen. Noch ein Feuererlebnis brauchten wir nach dem Passat vor 3 Jahren nicht nochmal. Doch die „Cleveren“ hatten 4 m neben dem Polwan einen der Feuerhaufen angesteckt, da bleibt nur Kopfschütteln. Von dem dampfenden Rest hatten wir bis abends etwas.
Hippie adé hieß es am Morgen, es ging vom Meer ins Land. Nach einer Woche mal wieder einkaufen, Wasser auffüllen und dann rein in die Berge. Winter und das aktuelle Wetter waren nicht die beste Konstellation dafür. Doch es lag eben jetzt schon schlecht auf der Route und besser wird es nicht mehr. Das Nida-Plateau lag voll in Wolken und teilweise mit Schnee bedeckt. Völlig unerwartet führte eine Asphaltstraße mit zahlreichen schwindelerregenden Serpentinen in die Höhe zum Pass. Sekundenschlaf oder Ablenkung waren hier definitiv fehl am Platz. Noch nicht mal ausgestiegen, hielt neben uns ein Hundefänger mit Schneeketten, schnell den Joint gedreht und angesteckt, wollten sie uns nur vor ihrer heutigen Party mit vielen Gästen warnen. Oder war es eher eine Einladung?
Schon am Anfang mussten wir improvisieren, denn es zog Regen und eine Gewitterzelle auf. Das Plateau lag vollständig in Wolken, zu gefährlich im Augenblick für diese Tour. Das mit Marina besprochene Ziele wäre 21 km entfernt gewesen. Die Route und Tour schnell verändert, um den Polwan nicht umsonst in die Höhe getrieben zu haben. Anstatt hinauf nun erstmal bergab. Auf schottrigem Untergrund lag schon nach 50 m der erste Schnee, nur zwei Fahrspuren, schleiften die Pedale im Schnee. Zu stark bremsen war in der Abfahrt verboten, die Rutschpartie war vorprogrammiert. Auf den schneefreien Stücken lief das Tauwasser … Batikkunst am Rücken. 400 hm tiefer war das Radeln vorbei, auf einem verblockten Wanderweg mussten wir passen. Räder anschließen, die Schneeschuhe verstecken und die Route wieder verändern. Maps.me zeigte uns einen Wanderweg in eine Schlucht. Den Bach der Schlucht hatten wir schon davor mehrfach zu überqueren. Der Regen der letzten Tage hatte den Bach ansteigen lassen, die Steine zum Überlaufen waren meist überspült und neue mussten gefunden werden. Achtet darauf, nach starken oder tagelangen Regenfällen nicht unbedingt in eine Schlucht zu gehen. Wir schauen uns die Gegebenheiten auch vorher an, auch das richtige Schuhwerk ist bei nassen Verhältnissen notwendig. Immer dem roten Punkt auf weißem Quadrat oder Punkt folgend, schaltete der Himmel von Niesel- auf Regen um. Ein Felsüberhang schützte vor Schlimmerem, die Gewitterzelle tobte sich ein bisschen aus. Zum Glück waren wir im und nicht auf dem Berg. Die Roubas-Schlucht wirkte mit den moosbewachsenen Steinen und Bäumen verwunschen, der Bach bildete mehrere Wasserfälle. Mehrfaches Überquerungen und Wegsuchen machten den Trip in die Schlucht, die teilweise wie eine Klamm wirkt, interessant. Astbrücken und Stege, die aufragenden Wände, wir waren schon weiter in der Schlucht als gewollt. Langsam kam auch die Sonne hervor, das Zeichen umzukehren. Die Räder geschnappt, alles eingepackt und wieder die 400 hm hinauf, der Weg war bis auf die letzten 100 hm schon fast freigetaut, noch ein paar Meter auf dem Höhenweg und die Räder auf den Träger. Temperaturanzeige: 6 °C, hallo Deutschland 😊.
Wir erleben öfters Autos am Straßenrand, die ihre Bremsen abkühlen lassen. Deshalb ging es meist im 2. Gang und Motorbremse hinab. Schnell fahren ohne Leitplanken … sowieso keine gute Idee. Ab und zu mal halten und den Ausblick, wie sich die Wolken nun mit aller Macht über den Pass schoben und der Nieselregen einen ganzen Regenbogen bildeten, genießen. In einem Bergdorf wurde es dann mal richtig knapp, schon die erste Kurve brachte Unbehagen. Sarah lief vor, „es wird eng und steil, schaffen wir aber.“ Na gut, dann versuchen wir es, eine enge S-Kurve, Stoßstange fast am Haus gegenüber, die Seite fast an der Hauswand, schrittweises Vortasten und ums nächste Eck. Eine steile Serpentine, um die Ecke ging es nur durch Überfahren einer Treppenstufe und knapp am Vordach vorbei. Erstmal den Polwan abstellen und die nächsten Meter selbst anschauen, ok, durchatmen, irgendwie musste es jetzt gehen. Einen Einwohner hat es zum Zuschauen auch schon auf seinen Balkon getrieben, geparkt war der Polwan zwischen zwei Autos mit 10 cm Abstand zu jedem. Rücksetzten, in einem Zug in die nächste Serpentine – unmöglich. Die Schrägstellung des Polwans mehr als unangenehm, doch es klappte. Die Abfahrt war so steil, dass wir fast vom Sitz rutschten, noch 4 enge Kurven und da war es geschafft. Schweiß abtupfen und warum gibt es denn eigentlich keine Navigationsapp, in die Länge, Höhe, Breite und vor allem eigenes Fahrvermögen eingetragen werden können?
Noch 30 km bis zu unserem nächsten Stellplatz, in den Bergdörfern – immer mal wieder eng und holprig, aber problemlos. Wenn das Wetter morgen mitspielt, könnte es „Spitze“ werden.
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