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Im Schweinestall bei Sauwetter – Mestia (GEO-7)

  • Hardy
  • 24. Juli 2021
  • 3 Min. Lesezeit

23.07.2021 – Als wir uns dann schlussendlich fanden, ging es noch auf Einladung von Michael in ein schönes Lokal auf ein Glas Weißwein und so ließen wir den Abend mit der Planung für den heutigen Tag ausklingen. Im Polwan hatten wir schlaffreudige 18°C, schliefen nach dem Hinlegen direkt ein und wachten heute Morgen das erste Mal mit wiedergekehrten Lebensgeistern auf.

Heute hatten wir wieder mal einen Termin, nach der Fähre schon wieder Stress 😊, halb 9 holte uns Michael ab und es ging auf eine Wandertour in die hiesigen Berge. Die Wetterberichte wurden sich nicht einig, eine App sagte den ganzen Tag Regen an, eine andere nur immer wieder Schauer. Verlassen wir uns doch einfach auf das, was wir am Himmel sehen. Ab und zu blickte auch die Sonne mal hinter ihrem Wolkenkleid hervor. Also auf in den Berg.

Nach der fast täglichen Routine beim Bäcker ging es im Kaltstart den Berg hinauf, vorbei an Wehrtürmen. Im gesamten Tal standen einmal über 1000 Wehrtürme – Svantower, in denen Familien wohnten. Kam es zum Angriff, konnten sich bis zu 80 Menschen in den schmalen Towern auf mehreren Etagen verstecken. Die Angreifer mussten sich den Tower Etage für Etage erobern, wobei eine von unten nach oben durchgehende Leiter dies fast unmöglich machte. Von diesen Svantowern stehen heute noch 42, man denkt verschwindend gering, doch sie prägen die Dörfer sehr markant.

Mit dem letzten Tower verließen wir auch den Ortsbereich von Mestia und begaben uns auf steile und rutschige Erdwege, üppiger Bewuchs zwang uns zum Ducken und Durchzwängen. Es sei gesagt, dass dies einer der beliebtesten Wanderwege von Mestia ist und die Wanderer sehr zahlreich sind. Die vom nächtlichen und morgendlichen Regen noch nassen Blätter gaben eine genossene Abkühlung, das Schuhprofil hatte ordentlich zu arbeiten.

Mit der oberen Waldgrenze verließen wir die Befeuchtung der Blätter und gingen über in die Befeuchtung von oben. Die Regenjacken waren schnell gezückt, auch die provisorisch eingepackten Regenschirme gingen in Spannung. Wir folgten nun einem rilligen Fahrweg, bis ein Haus kam, vielleicht gibt es dort Unterschlupf. Die Umzäunung ließ die Köpfe sinken, bis ein freundliches Winken und Rufen unsere Aufmerksamkeit weckte. Wir sollten einfach über den Zaun springen, gesagt … getan. Wir landeten auf einem Grundstück, auf dem auch Schweine lebten und so standen wir bei Sauwetter gefühlt unter dem Dach eines Schweinestalls, winddicht und trocken.

Eine Meute an Wanderern zog in eingehüllt in Regenjacken jeder Marke, mit Ponchos über den ganzen Körper und reichlich Demotivation an uns vorbei. Zu unserer Verwunderung trugen einige Sandalen … wobei eigentlich nicht schlecht, trocknet so ein nasser Wanderschuh doch nur im Schneckentempo.

Fast regenlos machten wir uns wieder auf, das Ziel lag nur noch 50 min lt. Beschilderung entfernt und so kamen wir mit zwischenzeitlich wieder geöffneten Regenschirmen an den Koruldi-Seen an. Drei Bergseen mit verzauberndem Panorama, wenn denn Sicht ist. Bei einer Pause und so manchem Wolkenloch konnten wir immer wieder einen Blick in die Berge erhaschen.

Schon bei unserem Aufstieg stellten wir verwundert fest, dass einige hier den Weg scheuen und sich lieber mit dem Auto hochbringen lassen. Zwei Fahrer fragten uns sogar, ob der Weg nach dem Regen überhaupt noch befahrbar sei. Die abfahrenden Autos rutschten nur so von links nach rechts, drehten sich sogar ganz weg. Waren wir froh, relativ sicher auf zwei Füßen unterwegs zu sein, zumal viel langsamer waren wir auch nicht. Übrigens regnete es wieder ordentlich und gleichbleibend.

Nach etwa 18 km und 1300 hm kamen wir dann am Flughafen Mestia wieder auf 1500 m Höhe heraus. Wer also keine Lust auf unsere gestrige holprige Straße nach Mestia hat, kann ganz entspannt in die Berge fliegen, allerdings sollte kein Anspruch auf Einhaltung des Flugplans gelegt werden, bei Wolken landet oder startet in Mestia kein Flugzeug. Es hörte zwar gerade auf zu regnen, aber fliegen könnte auch Michael mit seinen Lufthansa-Simulator-Erfahrungen hier nicht. Wir konnten ihm aber versichern, dass er uns über den Tag nicht eingebremst hatte.

Wir setzten uns noch in ein Kaffee, ein spezielles Kaffee … es ist gleichzeitig auch ein Kino, ein Dede-Kino. Dazu mehr im morgigen Blog. Wir ließen uns einen schönen Cappuccino schmecken, gingen dann noch auf Besichtigungstour im Dorf.

Abends gab es Pasta vorm Camper mit schönem Panoramablick in den Kaukasus, unser Stellplatz ist zwar nur ein großer Schotterplatz neben dem Gletscherfluss, der eigentlich für Busse gedacht ist, wir teilen ihn aber nur mit wechselnden Hunden, Pferden oder Kühen. Ein Sicht- und Ruheidyll.

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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