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Internat. Männlaufstelltag – Knidos (TUR-67)

  • Hardy
  • 29. Nov. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

27.11.2021 – Hat der Muezzin verschlafen? Heute weckte er uns erst gegen halb 7 und das in einer sanften Lautstärke. Die unterschiedlichen Rufzeiten fallen mittlerweile schon auf, anfangs noch gegen 5:00 und mittlerweile kriegen wir ihn kaum noch mit. Doch kein Grund, um ihn in deutschen Städten, wie es derzeit in Köln ermöglicht wird, rufen zu lassen.

Der Blick zum Himmel war heute Morgen nicht ganz unbegründet, die Wettervorhersage war nicht die beste und jeder Sonnenstrahl bedeutet für uns auch Strom. Gutes Wetter heißt immer Erlebniszeit und ein schlechtes Gewissen zu haben, die Zeit im Bus zu verbringen. Also nicht lange fackeln, lass die Backen wackeln und zwar auf dem Sattel. Auf der Halbinsel Marmaris haben wir uns nicht nur einen entspannten Buchtenstellplatz gesucht, er lag auch gut für unsere heutige Aktivität. Wir wollten bis ans Kap Knidos radeln und vom dortigen Leuchtturm in die Ferne schauen. Das Kap ist nicht nur in Hammerkopfform und hat eine Ausgrabungsstätte, nein der Name sagt es schon fast, er ist sehr griechisch. Auch hier völkerten einst die Griechen. Von hier hat man die Möglichkeit, die nur 20 km entfernte Insel Kos, Thilos und Rhodos zu sehen. Jetzt kann es ja raus, weil es leider aus politischen Gründen dieses Jahr nicht klappt. Wir hatten Radreisen auf die der Türkei naheliegenden Inseln geplant, 3 Tage Rhodos, 1 Tag Kos und 1 Tag Samos. Fahrzeugfähren waren eh ausgesetzt, aber unsere Hoffnung lag auf den Speedfähren für Personen, die auch Räder mitnehmen. Durch die kurzen Wege hatte es sich mehr als aufgedrängt, doch wie so oft scheitert es nicht am Willen, sondern an der Politik. Darüber sind wir wirklich traurig.

Bis zum Kap und zurück waren es 40,5 km und 1100 hm. Kennt man den südlichen Teil meist bevölkert, nahm hier die Besiedelung schon deutlich ab, und dort wo Dörfer waren, war es einfach nicht mehr die Türkei. Gefühlt befanden wir uns aufgrund der Häuser und Menschen doch in griechischem Charme. Durchgeschwitzt bei 15 Grad kamen wir nach einer langen Abfahrt kurz vor Knidos vor einem Zaun zum Stehen. Wer die Augen während der Fahrt nicht nur auf die Straße richtet, kann wunderschöne Buchten, viele Olivenhaine, Tiny-Häuser und Acient-Bauten sehen. Die Eingänge in die Stadtmauer und in tiefliegende Häuser sieht man ebenso wie die Nekropolis.

Der Weg zum Leuchtturm war also versperrt, man kam nur zum ihm, wenn man auch den Eintritt für die Acient-Anlage bezahlt und dabei wollten wir doch die Stätte einfach links liegen lassen. Für 17,50 p.P. (1,75 €) ging es auf das Gelände, den Weg zum Leuchtturm muss man sich erarbeiten, oft begangen scheint er nicht zu sein. Wir fühlten uns wie im öfter erwähnten Kiefernwäldchen. Können wir schon nicht auf die nur einen gefühlten Steinwurf entfernten Inseln reisen, lohnte wenigstens der Blick zu ihnen. Mit dem Tablet schafften wir es dann auch, jeder sichtbaren Inselerhebung einen Namen zu geben. 😊 Die Ausgrabungsstätte hat Besonderheiten, wie die Grundmauern eines Rundtempels, ein kleines und großes Theater, wobei die Beschilderung etwas irreführend gegenüber den mit weißen Steinen markiertem Weg ist. Wer auf der Halbinsel unterwegs ist, sollte die Doppelbucht, die Hammerkopfhalbinsel und die Acient-Stätte ruhig mitnehmen. Allein der Weg dorthin lohnt. Zurück hieß es, in die Pedale zu treten. Der Himmel zog zu, der Laptop hing am Strom, der Wind bließ kräftig von vorn und der ein oder andere Regentropfen kam vom Himmel geflogen. Rasend und mit gefühlter Bestzeit ging es noch mal die letzte Dreifachserpentine hoch und dann schnell den Stecker ziehen. Schnell die Stühle raus und einen Cay. So lässt es sich leben. Vor der Aufgabe das Vergnügen.

Am Nachmittag hieß es Werkelzeit, der Scheinwerfer wollte eingebaut und ausgerichtet und das Bad silikoniert werden. Sarah befasste sich mit der Weihnachtsdeko, heute ist internationaler Männlaufstelltag. Wir sind zwar weit weg von der Heimat, doch wie der Liedtext im Schlafraum vorgibt: „Vergaß dei Haamit net.“ (Vergiss deine Heimat nicht.) So ist es im Erzgebirge eine seit Generationen andauernde Tradition, die Weihnachtsdeko vor dem ersten Advent aufzustellen, so dass am Sonntag alles leuchtet. Typischerweise stellt der Erzgebirgler in jedes Fenster einen Schwibbogen mit warmer weißer Lichterkette ohne LED, die Raachermaännl auf und Engelchen finden ihren Platz im Wohnzimmer. Aus dem Raacherofen blast der Schwoden nauf. Bei uns ist dieses Jahr alles etwas anders als gewöhnlich. Unsere Männl sind Faltsterne, die ich seit Beginn der Reise gebastelt hatte, jedes besuchte Land hat einen Stern, nach seiner Flagge in charakteristischen Farben. Die Lichterkette hängt im Essbereich, kleine Geschenke und von Sarah gebastelte Sterne hängen im Wohnbereich. Das Weihnachtskind Sarah war nicht ganz zufrieden, aber was will man bei 20 Grad erwarten, Schnee jedenfalls nicht 😊

Der Wind nahm so zu, dass in den tosenden Wellen an ein Baden nicht mehr zu denken war. Dafür hielten wir via Whatsapp Kontakt … am Abend bogen dann zwei Scheinwerfer und dahinter ein großes Wohnmobil um die Ecke. Eine kurze Ausrichtung und schon standen Vera und Simon mit ihrer Family neben uns. Etwas windgeschützt zwischen den Bussen die Stühle aufgestellt und die Laterne angezündet, gab es viel über die letzten Tage zu berichten. Schnell war wieder zu merken, man kennt sich erst kurz, aber auch hier fühlt es sich wie Freundschaft an. Die Kids suchen Kontakt und sind total offen, die Reisecommunity ist etwas Besonderes. Menschen bleiben Menschen, egal woher und egal ob geimpft oder ungeimpft. Gerade in der derzeitigen Zeit ist es wichtig zusammenzuhalten.

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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