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Internet im Burgbauch – Chotyn (UKR-10)

  • Hardy
  • 9. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

06.07.2021 – Ein neuer Morgen, ein neuer Regen auf dem Dach, was ist hier nur los, hatten wir gestern Abend einen traumhaften Sonnenuntergang und erwarteten heute luxuriöses Wetter, waren wir schnell geerdet. So schnell wie der Regen kam, war er auch wieder verschwunden und hinterließ weißen Himmel. So schnappten wir uns die Boards, der erste ukrainische Fluss „Dnister“ schrie nach Bepaddelung. 😊 Mit etwas höherem und milchigem Wasser nicht ganz schön, dafür in bergig-welliger Region gelegen. Der Fluss bildet kurz hinter unserem Stellplatz eines der größten ukrainischen Wasserreservoirs. Die schon am Morgen aktiven Angler schauten nicht schlecht, als wir ihren Fluss einfach betraten. Ein „Dobre Dien“ wischte den kritischen Gesichtsausdruck ziemlich schnell weg. Das Gesteinsmassiv am Fluss war aus ganz vielen dünnen Schichten aufgebaut. Ein wahrlich schöner Anblick. Der benachbarte Angler hatte 3x schweren Fang, die Angel bog sich beim Einholen der Angelsehne kräftig. Dreimal wurde er mit Gras oder Treibgut enttäuscht. Er gab es schließlich auf für heute, verdrückte sich das Winken in unsere Richtung beim Fahren jedoch nicht.

Mit den herauskommenden Sonnenstrahlen war dies der absolute Platz zum Stehenbleiben, doch wie sich an diesem Tag herausstellte, sind wir nun getaktet. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Also den Polwan wieder zur Abfahrt klarmachen, es wird nur ein kurzer Stint.

Wir besuchten nach dem gestrigen Highlight noch eine Burg, die von Chotyn. Um ein paar künstliche Huckel und °C zu sparen, parkten wir schon am Dorfbeginn unter einem Nussbaum. Laut Route führte neben dem Straßenweg auch ein Radweg zur Burg. Pustekuchen, ein Weg ja, meist mit hohen Gestripp oder Schotter, jedenfalls kamen wir durch den Hintereingang durch die Abwehrmauern. Hatten es die Gauner damals auch so leicht?

Nach einem Rundgang um die Innenburg war es dann nicht ganz so einfach den Ticketshop zu finden, der war nämlich am 400 m entfernten Parkplatz, doch die Dame am Tor hatte noch einige parat – Eintritt 70 UAH (2,40€). Uns erwartete eine Schmiede, Waffenkammer, Folterkammer, Kellerverließe mit Rammen und Steinschleudern, ein Gemälderaum und einige Burg- & Turmgänge. Wir hatten schon etwas Bedenken, dass die Burg der gestrigen sehr ähneln würde, doch dies war nicht so. Diese war weniger touristisch, mit einem schönen Areal drumherum, die Lage am Dnister hatte auch etwas. Der Besuch ist empfehlenswert, sahen wir heute auch Wiederholungstäter von gestern 😊.

Derzeit trägt jeder Kirschbaum, was er kann, so sammelten wir auf dem Hin- und Rückweg eine kleine Schale. Nichts ahnend wurde die erste Ladung unser Mittagessen. In der Burg gab es nämlich WLAN und für den Fortlauf der Reise war einiges zu planen. Neben der weiteren Route durch das nächste Land blickten wir schon weiter. Denn es kommen einige Krisengebiete dazu, welche Versicherung wird benötigt, wo gelten welche Mautregeln, wie sind die derzeitigen Einreiseregeln, denn trotz vollständiger Impfung verlangen einige Länder noch einen PCR-Test. Das Reisen mit dem Camper wird außerhalb der EU etwas schwieriger und nun merken wir auch, dass unsere Vorbereitungszeit für die Reise doch extrem kurz war, denn eigentlich sollte es ja um die Welt gehen und die Route war fest. Bei unserer Reise im Polwan gilt es immer die aktuelle Coronalage im Auge zu behalten, denn wir können zwar immer nach Hause fliegen, die Zoll- und Steuerbedingungen des jeweiligen Landes müssen im Falle eines Komplettlockdown stets beachtet werden. In vielen Ländern ist festgelegt, wie lange ein Auto ununterbrochen verweilen darf. Hatten wir unsere Route aufgrund eines geschlossenen Marokkos, Algeriens und Tunesiens schonmal komplett auf den Kopf gestellt, waren wir heute wieder kurz davor. Es wäre so verdammt einfach, jetzt ins Baltikum und nach Skandinavien zu fahren, zu einfach für uns 😊

Das Navi zeigte 91 km, der Weg war wieder grauenhaft, jede Gravelroad auf Island ist besser. Es klapperte, ratterte und machte einfach keinen Spaß. So ein langer und schwerer Transporter schwingt bei den Bodenwellen auch gerne mal auf, was sich im nicht vorhandenen Bremsverhalten bemerkbar macht. Wir waren wirklich gerne in der Ukraine, doch die Straßen werden wir nicht vermissen. Im Westen gab es so gute und neue Straßen, aber seit gestern ist es so furchtbar, dass man am liebsten aussteigen und das Auto einfach stehen lassen möchte. Doch für das nächste Land sollen die Prognosen nicht besser stehen.

Unterwegs sahen wir noch zwei Ladas am Rand, einer war angehoben, darunter wurde kräftig gewerkelt. Auf der anderen Straßenseite wurde ein Lada geschoben. Betrachtet man das Alter der Fahrzeuge und den Zustand der Straßen, ist es ein Wunder, nicht mehr Liegenbleiber zu sehen. Auch einen Eisenacher trafen wir, den Wartburg. Aufgrund der Maut im nächsten Land entschieden wir uns, kurz vor der Grenze einen Stellplatz an einem kleinen Stausee zu nutzen und morgen früh einzureisen. Relativ einsam, bis auf ein paar Frösche und Fliegen holten wir den Klappstuhl raus, denn bei gewittrig schwülen 26 °C war es im Bus nicht auszuhalten. Für die 10 vorbeilaufenden Dorfbewohner waren wir ein Highlight zum Halsverdrehen, doch anscheinend wussten, sie was wir noch nicht wussten. Sie holten ihre Kühe heim, schnell alles einpacken, Board an den Bus gestellt, wollten wir doch nirgends den gefürchteten Kuhspritzpups drauf, bzw. unsere Sachen heile ins nächste Land mitnehmen.

Abends bekamen wir noch Besuch von einem Grenzer, scheinbar hatten wir uns rumgesprochen. Er sprach keine für uns verständliche Sprache, wir keine für ihn. So zeigte er uns den werfenden Angler und den tanzenden Zeigefinger, wir ihm den auf den Händen schlafenden Kopf und für morgen den Weg zur Grenze. Alles schick, vielleicht bis morgen.

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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