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Into the Clouds - Ölüdeniz (TUR-62)

  • Hardy
  • 22. Nov. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

21.11.2021 – Nach unserem gemeinsamen Abend verschwand jeder wieder in seinem Gefährt, doch die Lichter blieben noch an. So kam nachts noch die Polizei mit Tatütata und rumpelte sich den benachbarten Berg bei einer Verfolgungsjagd hinauf. Um kurz nach Mitternacht wechselte dann jemand hinter uns einen Reifen und stellte seinen Vergaser neu ein. Alles prächtig für eine erholsame Nacht, die wir unbedingt brauchten.

Gestern schrieb ich noch über eine witzige Geschichte am Stellplatz, wir kamen mit einem Motorbootfahrer ins Gespräch über Region, Aktivitäten etc. Schnell wusste er, dass wir mit dem Rad auf dem Babadag waren und die Paraglider beobachteten. Jens schrieb auch, wir sollten bitte unbedingt einen Tandemsprung machen. Wir hatten schon einige Anbieter angeschrieben, doch mit dem Motorbootfahrer war alles schnell abgeklärt, Zeit, Abholung und Bezahlung. Waren wir verrückt?

Nach dem Frühstück am Strand und etwas Arbeit kam der Bus um 10:30, nur wir beide wurden eingesackt und auf zum Shop, nach und nach versammelten sich die Flugwilligen und -könner. Es wurden noch Name und Geburtsdatum abgefragt. Schon gestern sahen wir die Busse in irrwitzigem Tempo den steilen Berg hinaufrasen, heute saßen wir selbst in einem. Es gab also fast kein Zurück mehr. Mit flauem Magen kamen wir oben an, nicht aus Angst vor dem Flug, am Steuer unseres Busses hatten wir einen waschechten Rennfahrer. Die Absprungrampe lag auf 1700 m, die erste Absprungrampe, der Busfahrer ließ sie links liegen, es ging bis auf den Gipfel und somit eine Absprunghöhe von 1970 m. Auf den letzten Metern wurden uns die Flugpartner zugeteilt, denn bei einem Tandemsprung fliegt immer ein Geübter mit einem Ungeübten, wie wir es sind. Ein Russe fragte noch, ob er zurücktreten könne, er überlege es sich gerade anders. Seine Frau sagt nur: „niet“ 😊

Die Routine ließ sie die Flugschirme schnell ausbreiten und vorbereiten. Man bekam einen „Rucksack“ angezogen, wurde eingeklingt, der Partner klingte sich ein und dann hieß es auf den richtigen Moment warten. Ein letzter Blick zwischen Sarah und mir, man weiß ja nie, ob es der letzte wäre. Sarah lief mit ihrem Partner 3 Schritte und schon waren sie in der Luft, der Wind trug sie schnell weg und außer Sichtweite. Wir brauchten zwei Startversuche, da der Wind beim Anziehen des Schirms diesen zur Seite wegzog. Beim zweiten Versuch ging alles glatt, 4 Schritte und dann hing man im Gurt, aber in der Luft. Natürlich zog es die Jacke und Hose in nette Positionen, es hieß alles richten, sich in den „Rucksack“ gemütlich zu platzieren und genießen. Alles weit über dem Boden, genießen war erstmal nicht, es hieß mit der neuen Situation klarzukommen. Festhalten, nur nicht an den falschen Bändern oder Karabinern … dann die Aufforderung, die Sonnenbrille abzusetzen, schon war der Helm abgenommen. „We are safe now.“ Die Actioncam in die Hand gedrückt und schon flogen wir auf eine Wolke zu. „We have luck, often there are no clouds. Let´s have some fun.” Was sich nach Fun anhört, hieß, er zog ordentlich an den Steuerseilen und schon ging die Achterbahnfahrt los. In der Wolke jegliche Orientierung verloren, wurde sie dichter und lockerer, sauste nur so an einem vorbei. Schirm angezogen und schon ging es in die Höhe und der Körper in Komprimierung. Wer denkt, dass er, nur weil er in der Achterbahn nicht schreit, es hier auch schafft … Fehlanzeige.

Irgendwann ist man dann an dem Punkt, wo man vergisst, dass man noch 1700 m über dem Boden ist, ein hoher Sessellift eben. Doch dann kam die Aufforderung, die Steuerseile selbst zu übernehmen. „Ahhhh no, no, no“ … „Do it.“ Es hat einfach Spaß gemacht, neue Grenzen zu überschreiten, aus der Komfortzone zu kommen und sich selbst weiter zu bringen. Nach ein bisschen „Extrem“ – halben Loopings und dem tollen Blick über die Lagune, Buchten und das Gebirge ging es nach etwa 25 min zum Landeanflug direkt am Strand. Der Spaß kostete uns 600 TL p.P., Bilder und Videos nochmals 200 TL p.P. Letztendlich waren wir total froh, es gemacht zu haben und können es empfehlen, fragt euch aber unbedingt, wie ihr zu Höhe steht.

Zurück am Polwan mussten wir natürlich sofort Bericht erstatten, Gerd und Marina waren in der Zeit mit den Boards unterwegs, wir konnten sie sogar aus der Luft beobachten. Man nimmt aus so einem Flug ungemein viel mit.

Heute war es dann auch soweit, wir wechselten den rechten Vorderreifen. Der Ersatzreifen kam aus der Garage heraus, Gerd´s Wagenheber für seinen LKW geeignet, hatte mit unseren paar Tonnen kein Problem. Nur waren sowohl sein Wagenheber als auch unserer zu hoch für den Polwan. Die Vorderräder auf Bohlen gefahren und hoch mit ihm. Wir hätten das notwendige Werkzeug gehabt, doch Gerd ist einfach mit seinem LKW deutlich besser ausgestattet. Gemeinsam reisen, gemeinsam Erfahrungen sammeln, gemeinsam helfen. Die Reisecommunity ist eine besondere … wir sind seit ein paar Monaten so richtig in ihr angekommen, eine große Familie.

Im Kopf noch völlig im Flug sattelten wir die Räder, wir wollten noch eine besondere Bucht besuchen. In der Schmetterlingsbucht soll das Territorium von vielen verschiedenen Schmetterlingsarten sein. Immer entlang der Küste und ordentlich hinauf. Allein der Hinweg von 12 km war mit 800 hm ordentlich schweißtreibend. Nun hätte man noch etwa 250 m in die Bucht absteigen müssen. Doch wir entschieden uns, die Schmetterling Schmetterling sein zu lassen und die Bucht nur von oben zu betrachten. Wir waren von gestern und heute noch ganz schön mit schweren Beinen belastet. Die besten Spots für ein paar Bilder genutzt und zurück. Etwa 150 m in die Höhe, dafür aber ordentlich hinab. Natürlich bohrte sich einer der fiesen Stacheln in einen Vorderreifen auf der Hinfahrt, Reparatur am Straßenrand und weiter gings.

Zweimal Durchatmen am Polwan, ein paar Energiekekse zu viel ging es nochmal für eine Sonnenuntergangsrunde auf´s Board in die Lagune und die Ausfahrt. Betrachtet man unseren Absprungort von unten, ist es schon krass. Alleine die Vorstellung … Die untergehende Sonne tauchte das Gebirgsmassiv in einen leuchtenden Rotton. Als weiteres Highlight tauchte vor mir eine Wasserschildkröte zum Atmen auf und ließ mich einige Meter mit ihr zusammen paddeln. Ein toller Tag!

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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