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It´s like Christmas – Adana (TUR-37)

  • Hardy
  • 17. Okt. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

16.10.2021 – Wenn das Meer so richtig verlockend schreit und eigentlich nur einen Steinwurf entfernt ist, fällt es schwer, den Blinker doch nochmal in die andere Richtung zu setzen. Ihr kennt uns mittlerweile, Sarah mit einem Bergaffinität ausgestattet und ich immer im Zwiespalt zwischen Wasser und Berg.

Nach einer entspannten Nacht neben einer Felswand und der Dorfstraße weckte uns der Sonnenaufgang zeitig, heute hatten wir keine Ausrede, dass die Sonne noch nicht über die Kette hinüber kam oder es zu kalt wäre. 17 Grad im Polwan und draußen war es auch nicht kälter. Die Bezirkshauptstadt Adana hat ihre Hauptsehenswürdigkeiten etwa 50 km vor dem Stadteingang. Vor einer standen wir genau, ab in die Sportschuhe und vor den samstäglichen Besuchermassen flüchten. Zwischen zwei Felswänden verschwanden wir auf Treppen, in den Kapikaya Canyon. Von Steinschlägen nicht ungerührt hatte die Stahltreppengeländer so einige Geschichten zu erzählen, auch ein Erdrutsch wurde mit Steinbrocken ausgebessert. In diesen Canyon startet man zwar über dem Fluss, kann dann aber relativ schnell im Flussbett laufen. Die Felswände sind verlockend und uns stellte sich die Frage der Entstehung, wurden sie durch ein Erdbeben getrennt?

Nach 1,3 km kann man in einem der hiesigen Cafés einkehren oder weitere 5,9 km bis zum Einstieg der Route laufen. Allerdings verlässt man den Fluss in die Höhe. Uns lockte ein abgesperrter Weg und wie es der Zufall wollte, entdeckten wir eine Hängebrücke. Die besten Tage der Brücke waren vorbei, sie war gesperrt, das Geländer hing seitlich aus allen Verankerungen heraus, die Hauptpfeiler waren aus ihrer Verankerung gezogen und einige Bohlen fehlten. Grund umzudrehen – bei einer Fallhöhe von mind. 5 m schon, aber es zu versuchen, reizte schon. Aus Sicherheitsgründen einzeln und natürlich ließ Sarah mir den Vortritt. Alles ging gut, durch die herausgezogenen Hauptpfeiler hing die Brücke dermaßen durch, dass der Zugang der anderen Seite fast nur krabbelnd möglich war. Der Weg danach war mit einigen Geländern unterstützt, doch oft scheint er nicht begangen zu sein. Dabei ist das Ziel doch ein wahres Meisterwerk und die zweite Hauptattraktion Adanas. Nicht ganz sicher, welchen der Wege man an einer Kreuzung nehmen sollte, entschieden wir uns für den falschen, wodurch sich ein schöner Rundweg entwickelte. Vorbei an Olivenbaumplantagen, die hier bei ähnlichem Klima wie in Griechenland wieder reichlich wachsen, Palmen und auch wieder neben Kakteen ging es bergauf. Das Ziel des Weges war die „Deutsche Brücke“ – Varda Köprüsü, sie wurde zwischen 1907-1912 von Arbeitern nach dem Plan eines deutschen Ingenieurs erbaut und ist ein klassisches Viadukt, mit 2 Hauptpfeilern und 4 Rundbögen. Sie ist der Eisenbahn vorbehalten, doch der Autoweg durch 3 in den Stein gemeißelte Tunnel ist nicht weniger spannend. An unsere hohen Camperfreunde, 3,80 m dürft ihr nicht überschreiten, LKW legen wohl lieber die Seitenspiegel an.

Auf dem Rückweg gab es von einem Stand noch selbstgemachten Honig für 30 TL 300 ml. Ein abgesperrter Weg führt zu einer wunderbaren, aber verlassenen Location in die Schlucht herunter und wieder über eine gebogene Brücke. Am Ausgangspunkt angekommen, kamen uns die gleichen Besucher wie am Viadukt entgegen, doch sie nahmen das Auto. Besucht ihr die Orte, passt bei der Zufahrt auf, sie ist über viele Kilometer sehr schmal, unübersichtlich, bergig und kurvig. Bei Gegenverkehr heißt es – der Seitenstreifen verschwindet unterm Auto.

So richtig kamen wir auch heute noch nicht ans Meer, hatten uns zum Paddeln einen Stausee herausgesucht. Gesundheitlich sollten wir es beide nicht machen, wenn das Trommelfell wabbert und der Zahn bei jeder Treppenstufe zieht, es reizte nach über 2 Wochen wieder. Doch alles sollte anders kommen. Auf der Suche nach einem Stellplatz lasen wir, dass die Polizei tw. abends kommt und Ausweiskontrollen macht, Camper wegen unsicherer Lage bittet, den Ort zu wechseln. An einem Picknickplatz und am Fluss parkend fragten wir eine Securitymitarbeiterin um Einlass auf ein Areal. Da nahm alles seinen Lauf … wo waren wir denn jetzt schon wieder gelandet? Ein Anruf später waren wir zum Essen und Kaffee eingeladen, man würde uns holen und uns ein schönes Plätzchen zeigen. Doch gerade wären einfach zu viele Kinder da. Ein Jeep holte uns ab, wir sollten den Polwan unbedingt gleich mitnehmen, da er unsicher stehen würde. Einfahrt auf das Gelände, wir sahen tolle Stellplätze, doch sie bestanden darauf, dass wir folgten. Ein weiterer Anruf, dieses Mal mit deutscher Übersetzung.

Wir waren in einem Jugend-Camp eingefahren. Die Managerin Sherif begrüßte uns, ihr Mann hatte uns die ganze Zeit begleitet. Wir erhielten als Geschenk der Gastfreundschaft ein gemeinsames Essen mit ihr und tranken Kaffee. Sie sprach sehr gut Englisch und so waren wir im Gespräch. Sie leitet ein Camp für Kinder und Frauen, die es im Leben sehr schwer haben. Viele türkische Familien haben kein Essen und somit auch keine Möglichkeiten, ihren Kindern ein gutes Leben zu finanzieren. Hier können Eltern ihre Kinder anmelden, ganze Klassen kommen oder Lehrer Kinder anmelden. Sie erhalten hier völlig kostenlos Essen, Obst und Getränke. Ein Team aus 18 Personen treibt mit ihnen Sport, bewirtet sie und gibt sogar Nachhilfeunterricht. Sie zaubern den Kindern, die in der Gesellschaft nichts zu Lachen haben, ein Lächeln ins Gesicht. Wir sprachen auch von unserer Reise, welche Intuition wir haben, was wir in unseren Blogs vermitteln wollen und wie wir die Welt sehen. Es war großartig, auch wie Sherif mit ihrem Team die Kinder betreuen.

Eigentlich wollten wir doch nur mit dem Polwan auf das Gelände fahren. Da ausnahmsweise niemand auf dem Gelände über Nacht ist, erhielten wir sogar einen Bungalow mit Dusche, Strom und Licht. Für uns war das wie Weihnachten und eine absolute Herzlichkeit. Tesekküler Sherif.

Den Abend nutzten wir für die weiteren Reiseplanungen und Stopps in einem neuen Land, welches wir diese Woche befahren wollen.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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