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K.M. Atatürk – Idol, Vater und Befreier – Ankara (TUR-27)

  • Hardy
  • 7. Okt. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

06.10.2021 – Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum Ankara die Hauptstadt ist. Was wollt ihr denn in Ankara? Ihr wart in Istanbul, da werdet ihr nicht begeistert sein. Ankara hat nichts zu bieten. Mit diesen Worten im Ohr machten wir uns auf den Weg in die türkische Hauptstadt.

Mitten in Ankara parkend, Kosten für 24h entspannte 10 TL (1€), machten wir uns zum Nachmittagsbesuch auf die Socken. Der Himmel hatte ordentlich grau und Wind mitgebracht, die langen Sachen waren ja auch in Istanbul unsere Begleiter. So steuerten wir als erstes auf die Touri-Info im Hauptbahnhof zu, zwar geöffnet, hatten sie keinen Stadtplan. Nun gut … Google wird es richten müssen.

Es gibt einen Mann, den sie in der ganzen Türkei verehren, denn er hat es geschafft, das Land der Sultane und Kalifen wieder zu vereinen. Nach dem ersten Weltkrieg war das Land unter den verschiedenen Besatzungsnationen Großbritannien, Italien, Russland, Armenien, Frankreich und den USA aufgeteilt. Im Blog von Samsun hatte ich über die dortigen Verhandlungen bereits geschrieben. Die Rede ist von Kemal Mustafa Pasha – Atatürk. Ihm haben sie in Ankara einen riesigen Park mit Zugang, einem Spalier von 24 Löwen, einen Appellplatz von etwa 80x100 m, ein komplettes Museum und ein Mausoleum gewidmet. Damit ihn auch jeder besuchen kann, ist der Eintritt frei. Vorbei an den Taschendurchleuchtern, Fieberthermometer und Personenkontrolle standen uns nur noch die massigen Securitys und ihren Bodycams auf Brusthöhe entgegen. Reichlich Besucher strömen täglich auf das Gelände ihres Idols und Befreiers, der Name Atatürk bedeutet auch Vater der Türken. Am Ende der Säulengänge um den Appellplatz stehen die originalen Lincoln Fahrzeuge und der Kutschenwagen, der für den Transport seines Sarges 1938 genutzt wurde. Nach 1919 war Atatürk Präsident der Türken. Auch das Museum, welches sich um das Mausoleum befindet, ist kostenfrei, hier werden Waffen, Gemälde, Kriegsszenarien und die originale Befreiungsrede ausgestellt. Es gibt sogar einen eigenen Raum für Aussagen von Staatsmännern nach seinem Tod. Von dem gesamten Distrikt waren wir sehr beeindruckt und können es nur empfehlen. Hier versteht man die Verehrung und den „Atatürkismus“. Nachmittags findet immer eine Wachablösung der bewachenden Soldaten statt. Dem Marschbefehl eines Offiziers folgend, wird ein Soldat nach dem anderen angelaufen und gewechselt. Dies rundete unseren Atatürkbesuch ab. Solltet ihr auch mal in den Genuss kommen, achtet mal darauf, wie die Soldaten ihren Fuß beim Verlassen der letzten Treppenstufe aufplatschen, sicher werdet ihr auch schmunzeln. Schmunzeln mussten wir auch, wie die Securitys, graue Anzugjacke, anthrazitfarbene Hose, weinroter Schlips zu Kehrbesen mit Langstabschaufel oder Microfaserlappen und Sprüher griffen und einzelne Rosenblätter einsammelten oder die Chromständer und Drehkreuze putzten. Harte Boys als Schwiegermutters Liebling.

Zurück am Polwan machten wir uns für eine Besichtigung bei Nacht fertig. Da wir direkt im Genclik-Parki (Park der Jugend) standen, der mit vielen farbig beleuchteten Brunnen und Wasserspielen versehen ist, war dies der perfekte Startpunkt. Vorbei am Gesichtsprofil von Atatürk, zu einer beleuchteten Großmoschee der Stadt, der Post und Bank sowie einigen beleuchteten Museen. Angst braucht man im Dunkeln in türkischen Städten nicht haben. Viele Kameras, ausreichend Polizeipräsenz und freundliche Türken geben ein sicheres Gefühl. Sicher gibt es auch Ecken, die man meiden sollte, wie überall.

Die Nacht war nur vom um 4:00 einsetzenden Rasensprenger, der den Polwan gleich komplett mitsprengte und dem Moscheengekrächze um 5:00 unterbrochen. So schief sang noch keiner in der Türkei. Am Morgen konnten wir seit langem mal wieder unseren Atem im Van vor Kälte sehen.

Doch der Tag hielt heute Sonne und einen wolkenlosen Himmel für uns bereit, nicht so schlecht, war ich doch etwas verschnupft mit Halsschmerzen nach Istanbul. Sachen gepackt und auf in die Stadt. Eins vorweg, wir waren immer zu Fuß unterwegs, Ankara bietet sich nicht als Fahrradstadt an. Also erstmal hinein in die benachbarte Moschee, hinauf durch die Basare Ankaras zur historischen Zitadelle. Übrigens hieß Ankara historisch mal Angora, daher haben auch die Angora-Katzen ihren Namen, die von hier stammen. Katzenaugen sind in jedem Stadtnamen vertreten. Die Zitadelle ist von fast jedem Ort, mitten auf einem Hügel in der Kesselstadt Ankara zu sehen. Von der Zitadelle hat man einen wunderbaren 360°-Blick über die Stadt und erkennt ihre schiere Größe. Irgendwie müssen 5 Mio Einwohner ja ein Zuhause finden. Kesselstädte haben oft einen Nachteil, diesen sahen wir von der Zitadelle, eine riesige Smogwolke über der Stadt, durch die Wüstenlage sieht es noch heftiger aus. Unterhalb der Zitadelle lohnt sich der Besuch der historischen Stadt, historisch ist hier nicht mehr so viel, denn hier, wie auch gegenüber macht man sehr viel zur Restaurierung der typischen Häuser. Anscheinend hat man in Ankara erkannt, dass der Tourismus Geld bringt und Altstädte gerne besucht werden. Reichlich Potential schreit zur Aufarbeitung und anschließenden Nutzung, einen Teil konnten wir schon sehen. In diesen beiden historischen Stadteilen stehen auch zwei alte Moscheen – Hacibayram und Arslanhane, deren Besuch wir empfehlen, in einer fanden sogar Dreharbeiten statt.

Vorbei an den Museen, die wir gestern beleuchtet im Dunkel besucht hatten, eine Stippvisite bei der Post und schon war der 80l-Wanderrucksack auf meinem Rücken. Heute war mal wieder Waschtag. 2,3 km entfernt besuchten wir auf dem Weg gleich noch Hamamönu. Auch hier gibt es ein paar schöne alte Stadtzüge. Im Waschsalon angekommen, mussten wir darüber schmunzeln, dass vor uns allesamt deutsche Wäschereimaschinen mit deutscher Aufschrift und Erläuterung standen. 3 volle Maschinen kosteten uns mit Trocknen 13,50€. Der Mitarbeiter war so nett, dass alles für uns zu erledigen und die Wäsche sogar noch zusammenzulegen. So konnten wir die Zeit noch für ein Eis und den Besuch der wichtigsten Moschee – Kocatepe nutzen. Frisch und sauber alles wieder zurück zum Polwan, können wir den hiesigen Waschsalon empfehlen.

Für uns hieß es nun in der Rushhour raus aus der Stadt, der Fußweg ließ mich zweifeln, ob dies sinnvoll wäre. Mit maps.me checkten wir den Weg ab, optimierten ihn noch etwas und dann Motor starten, dem Parkplatzmitarbeiter noch zuwinken und hinein in das Großstadtstraßengetümmel. Durch den optimierten Weg kamen wir nicht in einen einzigen Stau, etwas zähfließend, aber dennoch entspannt. Da war es vor ein paar Tagen in Istanbul doch heftiger. 20 km raus aus der Stadt bis nach Gölbasi, im dortigen Park stehen wir gut an einem See. Die reichlich Nachmittagssonne nutzte ich noch für Sport am THX und Sarah zum Entspannen von den anstrengenden Stadttagen.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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