Kilometer um Kilometer, Stunde um Stunde – nach Kutaissi (GEO-10)
- Sarah
- 27. Juli 2021
- 3 Min. Lesezeit
War doch der Abend gestern so schön, mussten wir heute mit einigen kleinen Nachwirkungen unseren Stellplatz der letzten 4 Nächte aufgeben. Nach einem kurzen Plausch mit den Schweizern und der Absprache der Reiseroute, Pläne, Covid-Regularien etc. müssen wir doch immer wieder feststellen, wie viele Leute in der Welt reisen. Auch die Zielorte, Zwischenstopps und Geschichten beeindrucken einen immer wieder. Niemals hätten wir gedacht, dass so viele Menschen mit einem Camper in der ganzen Welt unterwegs sind. Aber es zeigt uns auch, dass es sich lohnt und wir keine Exoten sind 😊 Viele der geländegängigen Camper und Adventure-Fahrzeuge fahren über Ushguli eine Schleife zu einem unserer nächsten Zielorte, man muss immer im Auge haben, was kann das eigene Fahrzeug und wo liegen die Grenzen. Sonst kann das Abenteuer schnell zum Ungeheuer werden.
Wir begaben uns also auf den Rückweg nach Zugdidi und nahmen für die für uns fahrbare Straße etliche Kilometer Umweg in Kauf. Die lange Panormastraße durch das Tal gab heute ihr bestes. Wir bekamen noch einmal Gletscher zu sehen, die sich 5 Tage lang versteckt hielten. Auch den Ushba, einen der am schwierigsten zu erklimmenden Gipfel der Welt, zeigte sich für einige Minuten in voller Schönheit. Da muss ich doch immer wieder sagen, es gibt nix Schöneres, als den Blick auf ein Bergmassiv und seine einzelnen Wände, Schneefelder, Wiesen und und und. Es ging immer weiter talwärts, geprägt von einigen Fotostopps. Hatten wir bei der Hochfahrt noch viele Steinschlagfelder auf der Straße, denen wir teils gewagt ausweichen mussten, war die Straße gut beräumt und super fahrbar, verschweigt man die Betonrumpelpiste 😊. Doch für die 100 km und einer Brombeersammelpause bis zum Staudamm brauchten wir 3 h. Eine lange Zeit, die sich aber definitiv lohnt. Am Staudamm füllten wir unseren Wassertank auf, sammelten noch weitere Brombeeren für unsere Brombeermarmelade, hielten einen kurzen Plausch mit einem deutschen Touristenbus, die unser Nummernschild erkannten, Magdeburg mit dem gewohnten bzw. gehassten langen AAAAA aussprachen und genossen noch einmal den Blick auf die riesige Staumauer.
Im Anschluss folgte die Fahrt nach Zugdidi. Denn nicht nur unser Wassertank musste gefüllt werden, auch unser Kühlschrank brauchte Nachschub und die Keksdose sowieso. Da das Einkaufen auf den Märkten so viel Spaß macht, bevorzugten wir doch den Zwischenstopp auf einem uns bekannten Markt. Es war wieder einmal ein Genuss, denn viele verstanden wir nix von dem, was wir fragten, aber letztendlich fanden wir alles Notwendige. Waren wir nun einmal auf der Straße unterwegs, der Tag war sowieso schon fast vorbei, beschlossen wir, noch weitere 114 km nach Kutaissi zu fahren. Laut Navi, nochmals eine Stunde auf Landstraßen mit nie mehr als 60 km/h – kuriose Rechnung.
Die Spannung neben der Straße hielt sich in Grenzen. Die georgischen Dörfer sind alle recht ähnlich. Kühe, Schweine und Hunde kreuzen ständig die Fahrbahn und man lernt mit diesen umzugehen und sie als Pylonen zu betrachten. Doch plötzlich waren die Kühe größer, die Hörner etwas geschwungener und aus dem typischen braun wurde grau. Uns wurde bewusst, dass es keine Kühe mehr waren. Nein, es standen Wasserbüffel an der Straße. Wir bestaunten diese riesigen Tiere, die normalerweise in der Natur recht gefährlich sind. Hier standen sie zwischen all den anderen Tieren und grasten vor sich hin.
An einem Klosterkomplex legten wir noch einen Stopp ein. Der Zugang führte nur über eine Bahnschiene und eine lange Treppe. Die Kirchen sind alle ausgestattet mit vielen Ikonen und Goldverzierungen. Von außen sind sie eher unspektakulär, von innen gegenüber den bereits gesehenen Kirchen auch harmlos. So kam es, dass wir dem benachbarten Friedhof einen Besuch abstatteten. In Georgien ist es so, dass auf den Grabsteinen nicht nur der Name, Geburts- und Sterbename zu finden sind, sondern auch ein Bild in Lebensgröße. Manche sind in Schwarz – Weiß und andere in Farbe. In Moldawien ist dies auch so, ich hatte euch dazu noch eine Info vor 2 Wochen versprochen: Meist gibt es auf den Friedhöfen neben den Gräbern Tische und Bänke, auf denen die Familien zu den Lieblingsspeisen der Verstorbenen picknicken. Eine Tradition, die wohl schon seit vielen Generationen immer weitergegeben wird.
Gegen 18 Uhr kamen wir endlich in Kutaissi an. Der Weg führte uns über eine Straße, an der eine Autowerkstatt neben der anderen war. Davor fand man ausgeschlachtete PKWs, LKWs, Maschinen etc. Wir hofften nur, dass unser Auto so mal nicht aussieht, wenn wir von irgendwo zurückkommen.
Der ausgesuchte Stellplatz war leider ein Flopp, denn die Zufahrt war mit einem Tor beschränkt und im botanischen Garten durfte man nicht übernachten. Der zweite Versuch an einem Stadion zu parken, entpuppte sich als Bolzplatz ohne Parkplatz und so musste ein neuer Platz gefunden werden. Wir fuhren noch einmal 15 km aus der Stadt heraus, planten den morgigen Tag um und stehen nun in einem herrlich ruhigen Kurpark mit vielen Badeanstalten. Der Regen prasselt schon wieder auf´s Dach und das Gewitter bringt hoffentlich etwas Abkühlung für morgen mit.
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