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Knackender Gletscher – Mestia (GEO-8)

  • Hardy
  • 27. Juli 2021
  • 4 Min. Lesezeit

24.07.2021 - Immer im 2-Tagesabstand gingen jetzt Geburtstagsgrüße nach Magdeburg, so auch heute an die Frau, die dafür sorgte, dass diese Texte überhaupt entstehen können und ihr sie lesen könnt 😊 Alles Gute Susanne …

Trotz mittelmäßiger Wettervorhersage zeichnete sich schon früh ab, dass es heute relativ schön werden sollte, Wolkenlücken waren da und die Sonne strahlte ab und zu auf das Solarpaneel. Da hieß es, die Zeit ohne Regen gut zu nutzen. Wir schwangen uns auf die Räder überbrückten einen knapp 9 km langen Weg, den wir nicht wandern wollten. Blickte man dabei nach rechts und links oben war alles wunderschön, doch beim Blick nach unten war es eine leicht ansteigende Schotterstraße. Auch hier nutzten wieder viele das Taxi, um bis an die nun vor uns liegende Hängebrücke zu kommen. TÜV hatte die Brücke definitiv nicht verdient, ab und zu fehlten Bohlen, die Bretterkonstruktion lag nicht immer auf den Trägern auf und die Neigung der Bretter bei der Morgenfeuchtigkeit war auch nicht zu unterschätzen. Es hieß, alles gut zu verstauen, denn was hier in den Gebirgsfluss fällt, finden wir definitiv nicht mehr. Wir taten gut daran, die Räder vor der Brücke, versteckt hinter busgroßen Steinen, angeschlossen zu haben, denn der Wanderweg entsprach nun seiner Bezeichnung. Immer entlang eines wild tosenden Flusses mit erhöhtem Wasserstand und durch das Gebüsch ging es bergauf. Nach 30 min kamen wir dann am Ziel an, aus einem riesigen Eiskonstrukt floss der Gletscherfluss heraus. Wir kamen auf bis 3 m an den Gletscher heran, auf dem oberhalb viele Steine lagen. Das Wasser lief nur so den Gletscher herab, man konnte beim Schmelzen regelrecht zuschauen, was auch dazu führte, dass hin und wieder Steine von oben herunterstürzten. Wie soll man sagen, für den Gletscher ist es katastrophal, doch wir konnten sogar miterleben, wie eine Eisplatte abfiel. Weiter oben, war die typische Gletscherkonstruktion zweifach vorhanden. Im Kaukasus-Gebirge gibt es noch sehr viele Gletscher, die Nordseitengletscher sind noch gut erhalten, die Südseitengletscher gehen jedoch stark zurück. Wie stark konnte man an Jahresmarkierung an den Steinen sehen. Der Jahresstein 2004 war etwa 400 m entfernt, der Jahresstein 1974 etwa 1 km. Man muss sich vorstellen, welche Eismasse dort verloren gegangen sind … Das sollte zum Denken anregen.

Vor unserem Rückweg sprach uns noch ein Busfahrer an, dazu sicher morgen mehr und dann ging es bergab zurück nach Mestia. Nach einer Kaffeepause am Polwan gingen wir noch ins Dorf. Ich hatte bereits berichtet, dass hier Kühe, Pferde und Hunde durch das Dorf laufen oder rennen, wie jeder Bewohner oder Tourist. Kurz vor unserem Geburtstagsanruf erleichterte sich eine Kuh direkt am Fußweg, die Pfütze war ordentlich. Beim Anruf ging sie nur knapp entfernt, unter einem Meter an uns vorbei. Auch an unserem Stellplatz grasen abends Kühe nur 2 m vom Polwan entfernt.

Gestern hatte ich schon über die Svantower gebloggt, heute besuchten wir sogar einen für 2 Lari/Pers. (0,70 €). Über mehrere Etagen konnte man bis auf das Dach steigen. Der Zutritt von Etage zu Etage erfolgte nur über sehr schmale und labile Leitern, der Übertritt auf die nächste Etage war ebenfalls nur etwas für Mutige. Die Luken waren so schmal, dass es mit aufgesetztem Rucksack nicht funktionierte, auch bei der Durchgangshöhe hieß es dezent den Kopf einzuziehen. An fülligeren Personen sahen wir, dass die Astleitern, klapprigen Handläufe und filigranen Sprossen uns locker halten sollten. Auf dem Dach angekommen, hatte man eine tolle Aussicht, aber weder ein Geländer und es benötigte verdammt viel Vertrauen zu den morschen Holzbrettern oder den bis zu 2 cm herausschauenden Nägeln. Im Angriffsfall konnten die dünnen Leitern ganz einfach nach oben gezogen werden, die etwa 3-4 m Deckenhöhe zu überwinden, war wohl nicht ganz einfach.

Von den Svantowern ging es zu einem weiteren Mestiahighlight. Wie gestern kurz angeschnitten, hatte ein Madel der Region eine Geschichte im Kopf, die sie verfilmen wollte. Als Darsteller wurden nur Person aus den umliegenden Dörfern genommen, die alle keine Schauspielausbildung besaßen. In der Geschichte geht es um die Verheiratung der georgischen Frauen. Entweder versprechen die Großeltern oder Eltern ihre Mädchen anderen Familien oder die Frauen werden gekidnappt und von den Männern erfahren sie dann, dass sie nun ihm als Frau gehören. Sollten sie sich dem ganzen nicht fügen, würde die Familie ausgelöscht. Der 2017 herausgekommene Film wurde weltweit mit etlichen Preisen und Awards ausgezeichnet. Der Eintritt kostet 20 Lari/Pers. (5,50 €), zu sehen ist er in Mestia oder Ushguli in einer Art alternativem Café, alles ziemlich improvisiert mit Laptop, Beamer und kleiner Leinwand. Natürlich ist das eine Geschichte, die nicht mehr aktuell ist, aber interessant, um die Vergangenheit eines Landes kennenzulernen.

Mit dem Gang zum Bäcker unseres Vertrauens gab es noch zwei große Fladenbrote, auch heute verzog er keine Miene beim Verkaufen, blickte griesgrämig wie immer. Sorry, dass wir bei dir einkaufen 😊. An unserem Stellplatz verkauft ein alter Mann Bier, nur hat er verschwindend wenig Kunden. Aus Rücksicht auf die Umwelt gingen wir heute mal zu ihm mit unseren 0,5 l Kaffeetassen und verzichteten auf den Plastebecher. So wanken wir ihm nicht wie sonst mind. 3 x am Tag zu, sondern waren auch seine Kunden.

Für morgen sieht der Wetterbericht wieder schlechteres Wetter vor, hatte es doch heute bis auf einen üppigen Regenguss sehr gut gehalten. Je nachdem, wie es morgen früh aussieht, entscheiden wir die Aktivität des Tages. Drückt die Daumen!

 


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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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