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Länderwechsel Insular - Famagusta (TRNC-2)

  • Hardy
  • 5. Nov. 2021
  • 4 Min. Lesezeit

31.10.2021 – Ein Sonntag, der sich für uns auch als richtiger Sonntag anfühlte, bis lange in die Nacht hatten wir noch einen Kinoabend und heute eigentlich mal so richtig Lust auf einen Couchingday. Doch ohne Couch und mit Wolken am Himmel nicht so gut.

Rein in den Tag, wir standen wieder fein, allerdings hatte unser Ort auch eine feine Promenade. Gefühlt lief jeder Dorfbewohner und jeder Urlauber vorbei und wir konnten sie fast mit Handschlag begrüßen. So hatten wir es auf Zypern noch gar nicht erlebt. Für mich ging es dann bei sich kreuzenden Meeres- und Windwellen, also nicht optimalen Bedingungen zu einer kleinen Ausfahrt. Sarah nutzte den weichen Rasen des neben uns schon im Winterferienmodus liegenden Hotels als Unterlage zum Workout. Nach meiner Paddeleinlage sprach mich die chinesische Massagedame vom zweiten Nachbarhotel an. Irgendwie ahnte sie wohl, wer zu dem Camper gehörte, sie war auch schon auf einigen Roadtrips und ihr Traum ist es, mit dem Camper in ihre Heimat nach China zu fahren. Ihr habt es mitverfolgt, spätestens an der europäischen Landgrenze ist Schluss mit der Camperei. Eine Massage wollte sie mir trotzdem nicht anbieten 😊. Zurück am Polwan suchten wir uns noch ein paar Meeresbojen als Schwimmziele, zur Beendigung des Trainings aus.

Nun standen wir schon an der Promenade, haben sie vom bzw. aus dem Wasser gesehen, warum nicht ein Sonntagsspaziergang wie die ganz normalen Touristen, es ist ja schließlich unser letzter Tag in der Republik Zypern. Zwei kleine Kirchen, einen Hochsteg und etliche Sonnenanbeter in den Hotelgeländen später gab es noch ein paar Erledigungen zu tätigen. Sarah lud ein paar Sachen in die Cloud dank des kostenfreien WLANs und für mich hieß es, den Polwan mal wieder richtig zu waschen. Zum Glück waren die Hecktüren heute auch mal richtig dran, denn mal wieder ein Schaden. Der Radträger ist mittels Schrauben an der Trompetenblech starken Hecktür angebracht, dafür bohrte der Umbauer notwendigerweise in die Tür. Durch Vibrationen, Schlaglöcher, Straßenhuckel schwingt der Träger natürlich, so dass sich unter einer Bohrung ein 4 cm langer Riss im Türblech gebildet hatte. Dann also mal das Werkzeug raus, die Verkleidung abschrauben, die Anbautechnik anschauen und eine Lösung finden. Der Rest einer in Spanien gekauften Holzlatte war die Lösung, dank der Säge im Werkzeugkasten zwei Distanzhölzer hergestellt und in das Innere der Tür eingeklemmt und verklebt, nun schwingt das Blech der Außentür nicht mehr mit dem Träger, was auch das Weiterreißen des Risses vermindern sollte. Wenn wir Gerd und Marina in der Türkei wieder treffen, gibt es noch eine kleine Bohrung am Ende des Risses und dann ist es hoffentlich eingedämmt.

Viel länger an Ort und Stelle verbracht und dabei nicht wie gewollt am Strand gelegen, ging unsere Reise weiter, unsere Reisezeit war bis zum 31.10. durch die Republik Zypern beschränkt. Ein geteiltes Land, eine geteilte Identität, kurz vor der Grenze schauten wir uns dazu noch einen unverständlichen Spot an. Famagusta, die östliche Grenzstadt war mal deutlich größer, doch weder die Türkei noch Griechenland wollte klein beigeben und Land an den anderen abgeben. So wurde das Land, eine Fläche von 5 x 2 km Strandzone als „No man´s land“ kategorisiert und mit Zäunen und Stacheldraht abgesperrt. Einst ein beliebter Urlaubsbereich, verfallen nun alle Hotels und Häuser seit Jahrzehnten. Etwas bizarr ist eine Bar mit einem extra eingerichteten erhöhtem Viewpoint. Fotos bzw. Filmen sind am Eingang des No man´s land aus Sicherheitsgründen verboten. 20 m dahinter auf dem Viewpoint mit 2 € Eintrittsgeld aber total ungefährlich und legal. Naja.

Auf zur Grenze, wir hatten alle Dokumente, ausgestellten Zettel und so weiter parat, aber keinen PCR- oder Antigentest. Die Ausreise aus Zypern verlief problemlos und schnell. Bei der Einreise war es spannender, Versicherung hatten wir bei der Einreise schon abgeschlossen, Stempel waren auch drin, sollte alles klappen. Emsiges Treiben bei einem deutschen Kennzeichen, Passport scannen und kopieren, Versicherungspapier … das selbe Spiel. Die Zeit verging, Türen auf, Heck auf, Fragen … letztendlich wollte niemand einen Test sehen, unser wichtiges Einreiseformular der Republik Zypern auch nicht.

Da waren wir also in Nordzypern, keine englische Beschilderung mehr, keine griechischen Buchstaben, nein, alles wie in der Türkei 😊 So richtig waren wir nicht Fisch oder Fleisch, Strand oder Famagusta. Ach, rein in die Stadt, die Eispreise bei 5 TL die Kugel, ein Hauptgewinn und riesig waren sie. Fast jeder hat Famagusta irgendwie auf dem Schirm. Es ist eine Hafenstadt in Nordzypern, im Osten des Landes. Durch seine besondere Lage im früheren Seehandelsverkehr zwischen Asien, Europa und Afrika und entsprechenden Zöllen bekam Famagusta zu einem der reichsten Städte im Mittelmeerraum. Dies sieht man auch am historischen Stadtbild. Innerhalb von Festungsmauern bildete sich die frühere Stadt mit weitreichendem Einfluss. So gibt es einen venezianischen Palast, ehemals etwa 200 Kirchen, von denen heute noch die Peter & Paul Kirche, die St. Nicolas Kathedrale, Annakirche, Armenische Kirche und andere erhalten bzw. restauriert wurden. Allerdings führte der islamische Glauben zum Bau von Minaretten an den christlichen Kirchen und seitdem dienen sie als Moscheen. Es ist schon komisch, in einer klassischen Kirche mit Kirchenschiff zu stehen, in der nichts ist, außer ein bodenbedeckender Flokatiteppich und nicht Richtung Altar, sondern Richtung Mekka gebetet wird. Leider sind die meisten Kirchen nur noch Ruinen und haben so viel touristisches Potential, wenn man etwas daraus machen würde oder das Geld da wäre, gleiches gilt für die gesamte Festungsstadt.

Für uns ging es nach einer zweiten Portion Eis wieder zum Polwan, wieder mehr gemacht, als eigentlich geplant, aber nicht alles geschafft, um weiterzufahren. So geht es morgen für uns nochmal in die Altstadt und wenn alles klappt in den UN-bewachten Bereich.

Der heutige Grenzübergang war für uns fast wie ein Schlag mit dem Hammer, ein ehemaliges Land, zwei verschiedene Glauben, zwei verschiedene Kulturen, es liegt wieder Müll herum und Straßenhunde sind auch wieder zahlreich. Doch wir haben einen guten Plan, seid gespannt.

 

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Unsere 4 Augen - HS Life on Road

Das sind wir, Hardy und Sarah. Wir waren mit unserem Citroen Jumper "Polwan" ein Jahr auf Tour und haben dabei viel erleben dürfen. Schaut doch einfach selbst, was alles geschah.

 

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