Länderwechseln nach Aserbaidschan? – Lagodekhi (GEO-25)
- Hardy
- 10. Aug. 2021
- 3 Min. Lesezeit
10.08.2021 – Was macht man, wenn man so schlecht schläft, weil es einfach viel zu warm ist und morgens die Sonne schon wieder völlig übermotiviert bei 28 Grad ins Auto lächelt? Markise raus, weil die Sonne aber noch viel zu tief steht, auf der anderen Seite des Polwans frühstücken. Schatten ist manchmal rar und einen Baum hatten wir an unserem Platz direkt am Eingang der Wehrmauer und tollem Panoramablick hoch über dem Tal leider nicht. Wahrscheinlich haben wir uns das von den ganzen Straßenverkäufern hier nur abgeschaut, nur angehalten hat niemand.
Es ging nochmal nach Signaghi, gestern hatten wir uns etwas angeschaut, was wir auf der Fahrt schonmal gesehen und hinterher festgestellt hatten, dass es uns gefiel. Irgendwie kamen wir nicht drumherum, hatten wir bisher auf Souvenirs verzichtet, schlugen wir heute zu. Lasst euch überraschen.
Heute hatten wir spontan mal etwas Verrücktes vor. Völlig unvorbereitet fuhren wir zur nur 50 km entfernten georgisch-aserbaidschanischen Grenze. „Lass uns doch mal fragen, ob wir rüber kommen.“ Liest man auf den Seiten des Auswärtigen Amtes, erhält man die Information, dass alle Landgrenzen nach Aserbaidschan geschlossen sind. Emails an die aserbaidschanische Botschaft, bzw. Visaamt Aserbaidschan blieben bisher unbeantwortet. Also … Liveversuch. Noch 13 km bis zur Grenze, wir durchfuhren eine belebte, etwas größere Stadt-Lagodekhi, nachdem es davor nur flach und kleindörflich zuging. 5 km bis zur Grenze, die Straßen waren fast leer und die Grenze ausgeschrieben. Nun wurde es spannend, wir konnten die Grenze sehen, sogar ein Straßenschild „Azerbaijan Border – Good Luck“ wies darauf hin, davor parkten wir den Polwan und gingen zu Fuß. Erstmal kein Aufsehen erregen 😊 Ein erster Borderguard zog die Maske hoch, wir taten es ihm gleich. Er teilte uns mit, dass diese Grenze nur für LKWs offen sei, aber eine zweite Landgrenze auch für Normalverkehr offen sei. Da gingen die Mundwinkel hoch, natürlich wieder verbunden mit erheblichen Umwegen, aber das hat uns Corona gelehrt. Sicherheitshalber zog er allerdings noch seinen Chef dazu, der unsere Mundwinkel wieder sinken ließ, derzeit nur TIR-Verkehr, wir könnten aber fliegen. Ok, das wussten wir auch schon, macht mit einem Camper nur wenig Spaß. Ein Versuch war es wert, noch waren wir nicht in, aber 50 m vor Aserbaidschan …
Kein Weg soll umsonst sein, in Lagodekhi hatten wir ein braunes Hinweisschild auf den Lagodekhi-Waterfall Trail gesehen. Bei nunmehr 36 Grad platzte die Wassermelone schon beim Anstechen in zwei Hälften … Wasserhaushalt aufbessern. So wenig wie möglich anziehen und hinein in den Trail. Trail – untertrieb es dieses Mal wirklich nicht. Der Weg führte durch einen eng bewachsenen Urwald mit hohen Bäumen. Der Gebirgsbach musste mehrere Male durchquert werden, anfangs ging das noch auf Steinen, doch knie- bis oberschenkeltief hieß es die Socken und Schuhe aus und ja nicht auf den glatten Steinen ausrutschen. Immer der guten blau-weiß-blauen Markierung folgend ging es nur mit viel Geschick über dem Fluss liegende dicke Äste, schmale Kantenpassagen oder hohe Steinstufen. Die Belohnung folgte nach den ausgeschriebenen 5 km, aber weniger als den 3 h Wanderzeit mit einem hohen und vollen Wasserfall. Es war einer der schönsten, den wir in letzter Zeit gesehen haben, die Gischt bildete einen Regenbogen und das herabfallende Wasser bildete weiß schäumend Krater im See darunter. Der Weg hatte sich gelohnt, wir können es empfehlen, wer sich Wandersandalen anzieht kann auch problemfrei durch das Wasser laufen und spart sich das An- und Ausziehen. Wir nutzten einen der vielen kleinen Wasserfälle und Seen, um uns abzukühlen. Was für ein Genuss, auch wenn es richtig kalt war, wollten wir gar nicht mehr heraus. 5 Georgier und -innen wollten es uns gleich tun, nur zwei trauten sich, aber machten ein ganz schönes Geschrei aufgrund der Temperatur 😊. Wie tricky der Weg war, sahen wir an so manch bematschtem oder beschmiertem Hosenboden …
Danach gab es kalte Melone, wir sind nicht immer froh über 90 l Kühlschrank, kostet er uns doch gerade bei so heißem Wetter extrem viel Strom und man muss schon überlegen, wann und vor allem was man lädt. Doch wenn man nach einer Wanderung, Radtour oder Städtetrip die Tür öffnet und ein kaltes Getränk oder Melonenstück wartet, sind wir glückselig.
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